Trump wegen versuchter Wahlbeeinflussung angeklagt

New York Der frühere US-Präsident Donald Trump muss sich am Donnerstag erneut in einem weitreichenden Fall vor Gericht verantworten. Er soll versucht haben, den Willen der amerikanischen Wähler zu untergraben, um nach seiner Wahlniederlage 2020 an der Macht zu bleiben. Das geht aus der Klageschrift hervor, die am Dienstagabend (Ortszeit) veröffentlicht wurde. Darin werden ihm vier Anklagepunkte zur Last gelegt.

US-Sonderermittler Jack Smith strebt einen schnellen Prozess gegen den republikanischen Ex-Präsidenten an. „In diesem Fall wird sich mein Büro um ein zügiges Verfahren bemühen, damit unsere Beweise vor Gericht geprüft und für richtig befunden werden können.“

Der Sturm von Trumps Anhängern auf das Kapitol sei „ein beispielloser Angriff auf den Sitz der amerikanischen Demokratie“ gewesen, stellte Smith klar. Er sei durch „Lügen angeheizt“ worden, die darauf abzielten, „grundlegende Funktionen der US-Regierung zu behindern – den Prozess der Erfassung, Auszählung und Bestätigung der Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen.“

Es ist bereits die zweite Anklage auf Bundesebene gegen den 77-Jährigen und die insgesamt dritte Anklage gegen den Ex-Präsidenten wegen einer Straftat. Trump will bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr erneut für die Republikaner antreten und führt derzeit das Feld der republikanischen Kandidaten deutlich an.

Trump streitet alle Vorwürfe ab und wertet jedes juristische Vorgehen gegen ihn als Versuch seiner Gegner, ihn von einem Wiedereinzug ins Weiße Haus abzuhalten. Auch Trumps Wahlkampfteam wetterte, die Anklage sei ein weiterer Versuch der Regierung von Präsident Joe Biden, in die Wahl 2024 einzugreifen. Dies erinnere an das Vorgehen in Nazi-Deutschland und in anderen autoritären Regimen. Trump habe stets das Gesetz befolgt.

Trump hatte die Präsidentschaftswahl 2020 gegen den Demokraten Biden verloren. Er gestand seine Niederlage aber nie ein, sondern verbreitet seitdem hartnäckig unbelegte Behauptungen und Lügen, wonach er durch massiven Wahlbetrug um einen Sieg gebracht worden sei.

Sturm aufs Kapitol: Trump unterstützte Anhänger in einer Rede

Trump und sein Umfeld versuchten damals auf diversen Kanälen, das Ergebnis nachträglich noch zu kippen, unter anderem mit Klagen, aber auch mit politischem Druck auf Entscheidungsträger im Bund und in verschiedenen Bundesstaaten.

Trumps Feldzug gegen den Wahlausgang gipfelte schließlich am 6. Januar 2021 in einem beispiellosen Gewaltausbruch: An jenem Tag erstürmten Anhänger des Republikaners den Sitz des US-Kongresses, wo zu der Zeit Bidens Wahlsieg formal bestätigt werden sollte.

Trump hatte seine Unterstützer in einer Rede kurz zuvor einmal mehr mit der Behauptung angestachelt, dass er durch massiven Wahlbetrug um einen Sieg gebracht worden sei. Ein gewalttätiger Mob drang daraufhin in den Kongress ein. Fünf Menschen starben im Zuge der Krawalle.

Kapitolsturm

Am 6. Januar 2021 stürmten Anhänger von Donald Trump das Kapitol.

(Foto: AP)

Das US-Justizministerium hatte im November den Sonderermittler Jack Smith eingesetzt, um die politisch heiklen Untersuchungen gegen Trump in dem Fall auszulagern. Sein Team trug über Monate Beweise gegen Trump zusammen und legte diese einem Geschworenen-Gremium vor. Die sogenannte Grand Jury stimmte nun dafür, Trump anzuklagen.

Trotz seiner Niederlage bei den Wahlen 2020 sei Trump „entschlossen gewesen, an der Macht zu bleiben“, argumentiert das Justizministerium in der Klageschrift. Trump habe mehr als zwei Monate nach der Wahl Lügen über seinen angeblichen Sieg verbreitet. „Diese Behauptungen waren falsch, und der Angeklagte wusste, dass sie falsch waren“, heißt es in dem Gerichtsdokument weiter. Das Justizministerium wirft Trump vor, er habe „eine Atmosphäre des Misstrauens und der Wut schaffen wollen, um das öffentliche Vertrauen in den Wahlprozess zu untergraben.“

Die Anklagepunkte lauten unter anderem: Verschwörung zum Betrug an den Vereinigten Staaten, Verschwörung zur Behinderung der Beglaubigung des Wahlsiegs von Präsident Joe Biden am 6. Januar 2021 und Behinderung und Verschwörung gegen das Wahlrecht.

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Die Kapitol-Attacke hatte zuvor schon ein parlamentarisches Nachspiel gehabt: Trump musste sich wegen des 6. Januar 2021 einem Amtsenthebungsverfahren im Kongress stellen, wo er wegen „Anstiftung zum Aufruhr“ angeklagt wurde.

Die für eine Verurteilung im Senat nötige Zweidrittelmehrheit wurde bei dem Verfahren aber verfehlt und Trump am Ende freigesprochen. Später arbeitete ein Untersuchungsausschuss im Kongress den Angriff auf. Der Ausschuss warf Trump zum Abschluss seiner Arbeit gleich mehrere Vergehen vor und empfahl dem Justizministerium, gegen den Ex-Präsidenten vorzugehen. Solche Empfehlungen sind jedoch nicht bindend.

Bereits mehrere Verfahren gegen Trump

Im Frühling war Trump bereits im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar in New York angeklagt worden. Damit war der Republikaner der erste Ex-Präsident in der US-Geschichte, gegen den wegen einer Straftat Anklage erhoben wurde. Er plädierte auf „nicht schuldig“. Im Juni folgte eine weitere Anklage in Miami, weil Trump Regierungsdokumente mit höchster Geheimhaltungsstufe nach seiner Amtszeit in seinem Anwesen in Mar-a-Lago aufbewahrt und nach Aufforderung nicht zurückgegeben hatte. Auch hier plädierte Trump auf „nicht schuldig“.

Außerdem könnte dem Republikaner womöglich eine weitere Anklage bevorstehen: Im Bundesstaat Georgia ermittelte die Staatsanwaltschaft zweieinhalb Jahre lang wegen potenzieller Wahlbeeinflussung durch Trump und dessen Umfeld. Eine Entscheidung über eine etwaige Anklageerhebung gegen Trump steht dort noch aus.

Die Demokraten begrüßten die Anklage vom Dienstag. Sie sei „die bisher schwerwiegendste und folgenreichste und wird Generationen von Amerikanern eindringlich daran erinnern, dass niemand, auch nicht ein Präsident der Vereinigten Staaten, über dem Gesetz steht“, sagte Chuck Schumer, der Mehrheitsführer im Senat, in einem gemeinsamen Statement mit dem führenden Demokraten im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries.
Mit Agenturmaterial.

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