Solarfimen wollen Photovioltaik-Produktion in Deutschland aufbauen

Heckert Solar

Das Unternehmen aus Chemnitz ist einer der letzten verbliebenen Solarmodulproduzenten in Deutschland. 

Düsseldorf Die drei Solarspezialisten Heckert Solar, Wattkraft und Interfloat wollen eine eigene Photovoltaikproduktion in Deutschland aufbauen, von der Zellfertigung bis zum Solarmodul. Dafür habe man sich nun für eine Förderung beim Bundeswirtschaftsministerium beworben, teilten die Unternehmen am Mittwoch mit.

Heckert Solar aus Chemnitz etwa stellt seine Module zwar in Deutschland her, die Zellen kommen jedoch aus China. Das soll sich ändern. „Wir produzieren seit 20 Jahren ausschließlich in Deutschland und können das und auch gut. Aber wir können nicht zu den Preisen der chinesischen Hersteller verkaufen“, sagte Technikchef Markus Träger dem Handelsblatt.

Die europäische Solarindustrie ist aktuell komplett abhängig von den Marktführern aus China. Nur wenige Firmen produzieren derzeit noch hierzulande. 

Einer alleine schaffe es nicht, in der Industrie gegen ausländische Marktanbieter zu bestehen, sagte Träger. Deswegen habe man sich zu einem Konsortium zusammengeschlossen und hoffe auf die Förderung vom Bundeswirtschaftsministerium. 

Knapp zwei Milliarden Euro würden die Pläne nach Angaben der drei Solarkonzerne kosten. Den Großteil davon müsste der Bund übernehmen. Dann würde man laut Träger aber auch 90 Prozent der Wertschöpfungskette in Deutschland abbilden können.

2026 könnten die Produktionen laufen. Standorte sind auch schon ausgemacht. Heckert Solar will etwa seine bereits vorhandene Produktionshalle im thüringischen Langenwetzendorf ausbauen auf insgesamt 2,8 Gigawatt pro Jahr. In Frankfurt (Oder) würde der Wechselrichterhersteller Wattkraft eine Zellproduktion, inklusive Polysiliziumfertigung und Waferherstellung, mit einem Umfang von jeweils fünf Gigawatt pro Jahr aufbauen.

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Interfloat, der letzte verbliebene Solarglashersteller Europas, will seinen Standort in Brandenburg ausbauen. Das deutsche Unternehmen wurde Ende vergangenen Jahres mehrheitlich von dem indischen Wettbewerber Borosil übernommen. 

Großes Interesse an Solarförderung

Vor zwei Monaten hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) Förderungen für den Bau von Solarfabriken in Deutschland angekündigt. „Deutschland und Europa brauchen bei zentralen Transformationstechnologien eigene substanzielle Fertigungskapazitäten, zum Beispiel für Windturbinen, Solaranlagen, Elektrolyseure und Batterien“, hatte Habeck erklärt. Das sei nicht nur eine ökonomische Frage, sondern auch der sicherheitspolitischen Vernunft und Notwendigkeit.

In einem ersten Schritt hat das Ministerium Interessenbekundungsverfahren eingeleitet, um auszuloten, welche Unternehmen Produktionskapazitäten auf- oder ausbauen wollen. Zuschüsse sollen dann in Auktionsverfahren verteilt werden. Erst einmal solle sich die Größe der Auktionen auf 10- bis 20-Gigawatt-Projekte und drei bis vier Konsortien beschränken, hieß es. 

Laut Handelsblatt-Informationen dürften die Bewerberzahlen mittlerweile allerdings im zweistelligen Bereich liegen. Auch das chinesische Unternehmen Longi hat sich laut Branchenkreisen für eine Förderung beworben. 

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„Zu den Preisen, zu denen chinesische Wettbewerber aktuell verkaufen, können wir noch nicht mal das Material beschaffen“, sagte Heckert-Technikchef Träger. Es brauche das Bekenntnis der Regierung zum Standort Deutschland. „Europa sollte ein Interesse daran haben, unabhängig zu sein. Aktuell liegt der Technologievorsprung in China“, erklärte der Manager. 

Damit sich das ändere, brauche es eine geeignete Förderung. Diese gebe es immerhin auch in China und den USA, sagte Träger. Am Dienstag hat Heckert Solar seinen Förderantrag eingereicht. Eine Eingangsbestätigung habe man schon erhalten. Bis zum Herbst soll es dann auch eine erste inhaltliche Rückmeldung geben. 

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