Putin-Gegner Nawalny zu 19 Jahren Haft verurteilt

Alexej Nawalny

Der Oppositionspolitiker (hier auf einem Screenshot aus dem Juni) sitzt unter unmenschlichen Haftbedingungen in einer Strafkolonie.

(Foto: dpa)

Moskau Der inhaftierte Kremlkritiker Alexej Nawalny ist wegen Extremismusvorwürfen zu einer weiteren Haftstrafe von 19 Jahren verurteilt worden. Das Strafmaß wurde am Freitag nach einem Prozess verkündet, der unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden hatte.

Der Kritiker von Präsident Wladimir Putin sitzt bereits Strafen von insgesamt elfeinhalb Jahren in einer Strafkolonie ab. „Es wird eine riesige Haftstrafe werden. Das, was man als „stalinistische Haftstrafe“ bezeichnet“, hatte Nawalny vor dem Urteil am Donnerstag über sein Team in sozialen Netzwerken ausrichten lassen. Unter Sowjetdiktator Josef Stalin (1879-1953) waren zu kommunistischen Zeiten sehr lange und harte Strafen üblich.

Die Staatsanwaltschaft hatte 20 Jahre Straflager für Nawalny gefordert und ihn unter anderem bezichtigt, eine extremistische Organisation gegründet und finanziert zu haben. Er selbst weist die Vorwürfe zurück und auch westliche Beobachter halten sie für politisch motiviert.

Menschenrechtler weisen immer wieder auf die angeschlagene Gesundheit Nawalnys hin, der im Sommer 2020 nur knapp einen Nervengiftanschlag überlebte. Der Oppositionelle machte den Kreml für den Anschlag verantwortlich. Nach einer Behandlung in Deutschland kehrte er im Januar 2021 in seine Heimat Russland zurück, im Wissen, dass er dort verhaftet werden würde. Noch am Flughafen wurde er abgeführt.

Derzeit leistet er in der Strafkolonie Melechowo knapp 250 Kilometer östlich von Moskau eine neunjährige Haftstrafe wegen Betrugs und Missachtung der Justiz ab, oftmals in Isolationshaft. 2021 wurde er zudem wegen eines angeblichen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen verurteilt.

Alexej Nawalny rief zu Protesten gegen Wladimir Putin auf

Das Urteil vom Freitag ist das insgesamt fünfte gegen den 47-jährigen Nawalny. Die Prozesse gegen ihn werden weithin als Versuch des Kremls gewertet, den entschlossenen Kritiker von Präsident Wladimir Putin mundtot zu machen. Nawalny hatte in der Vergangenheit Fälle von Korruption in Russland öffentlich gemacht und Demonstrationen gegen Putin organisiert.

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Die Vorwürfe im neuesten Prozess gegen Nawalny bezogen sich unter anderem auf seine Anti-Korruptionsstiftung. Nach Angaben seiner Mitstreiter sollen damit rückwirkend alle Aktivitäten der Stiftung als strafbare Handlungen eingestuft werden.

Am Donnerstag rief Nawalny über sein Team die Russen auf, Widerstand zu leisten und politische Gefangene zu unterstützen. Nichts zu unternehmen und sich einschüchtern zu lassen, wäre eine Schande, hieß es in dem Posting auf der Plattform X (früher Twitter).

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