Powell-Rede gibt dem Dax einen Dämpfer

Frankfurt Lange Zeit sah es am Freitag gar nicht schlecht aus für Deutschlands Leitindex Dax, doch dann machte Jerome Powell den Investorinnen und Investoren einen Strich durch die Rechnung. Auf der Notenbankkonferenz in Jackson Hole in den Rocky Mountains betonte Powell am Nachmittag, dass die US-Notenbank (Fed) die Leitzinsen im Kampf gegen die Inflation womöglich noch weiter anheben müsse.

Trotz der Serie an Zinsschritten sei die Inflation noch zu hoch, sagte Powell. Das kostete den Dax einen Großteil seiner Tagesgewinne. Zum Handelsschluss liegt er nur noch 0,1 Prozent im Plus bei 15.631 Punkten, nachdem er zuvor um bis zu 0,7 Prozent vorgerückt war.

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An der Wall Street gaben die großen Indizes nach der Powell Rede zwischen nach und rutschten zwischenzeitlich sogar ins Minus, zum Handelsschluss in Frankfurt lagen sie weiter leicht im Plus. Dass es nicht stärker abwärts ging lag wohl daran, dass Powell gleichzeitig betonte, dass die Währungshüter vorsichtig vorgehen wollen.

Der große Paukenschlag, den einige Analysten im Vorfeld erwartet hatten, blieb damit aus. Carsten Brzeski, Chefvolkswirt bei der ING, interpretierte die Aussagen und die Marktreaktion so: Eine Zinspause bei der nächsten Sitzung der Fed am 20. September sei wahrscheinlich, aber „dies ist kein offizielles Ende der Zinserhöhungen“. Das sei „das Beste, was Powell unter den derzeitigen Umständen tun konnte“.

Bei der letzten Zinserhöhung im Juli hatte der Fed-Chef gesagt, bei der nächsten Sitzung der US-Notenbank sei sowohl eine weitere Zinsanhebung als auch eine Zinspause möglich. EZB-Chefin Christine Lagarde wird in Jackson Hole um 21 Uhr deutscher Zeit sprechen. Auch sie hatte zuletzt explizit offengelassen, ob die Leitzinsen bei der nächsten Sitzung am 14. September auf dem aktuellen Niveau belassen oder angehoben werden.

Die Nachrichtenagentur Reuters hatte am Mittag unter Berufung auf Insider innerhalb der EZB berichtet, dass angesichts der schwächeren Konjunktur im Euro-Raum die Wahrscheinlichkeit einer Zinspause zunehme. Dies hatte dem Dax zuvor geholfen.

Deutsches BIP stagniert, Ifo-Index ein „Tritt in die Magengrube“

Auch den erneut gesunkenen Ifo-Index hatten Investoren zunächst positiv interpretiert, in dem Sinne, dass er die EZB zu einer Zinspause bewegen könnte. Der wichtige Frühindikator für die deutsche Wirtschaft fiel im August den vierten Monat in Folge und trübte sich dabei mit einem Fall auf 85,4 von 87,5 Punkten stärker ein als erwartet.

Für die deutsche Wirtschaft sind das indes schlechte Nachrichten: „Der neuerliche Fall des Index kommt einem Tritt in die Magengrube gleich“, meint Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank in Liechtenstein. Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Besserung würden nun weiter in die Zukunft verschoben.

Blick auf Einzelwerte

Covestro: Im Übernahmekampf fordern zwei Großaktionäre formelle Gespräche von Covestro mit Abu Dhabis staatlichem Großkonzern Adnoc. Am Vortag hatte die Nachricht die Covestro-Aktie noch angetrieben, am Freitag war sie mit einem Minus von 2,2 Prozent der schwächste Dax-Wert.

Clariant: Die beiden US-Investoren David Winter und David Millstone sind erneut beim Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant eingestiegen. Ihre Anlagegesellschaft Standard Investments habe eine Position von 3,05 Prozent an Clariant aufgebaut, hieß es am Freitag in einer Pflichtmitteilung der Schweizer Börse. Die Clariant-Aktie stieg in Zürich um 1,3 Prozent.

JCDecaux: Die Aktien des französischen Außenwerbers stiegen in Paris bis zu 3,1 Prozent. Sie profitierten von einer neuen Kaufempfehlung der Deutschen Bank. Die Analysten betonten unter anderem die Wachstumsmöglichkeiten von JCDecaux im Zusammenhang mit den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris.

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