Moody’s stuft US-Banken wegen steigender Refinanzierungskosten herab

Moody’s Büros in New York

Steigende Zinssätze zwingen die Unternehmen, mehr für Einlagen zu zahlen.

(Foto: Reuters)

Frankfurt Fünf Monate nach den schweren Turbulenzen am US-Bankenmarkt hat die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit mehrerer kleiner bis mittelgroßer Institute herabgestuft. Außerdem droht Moody’s einigen der größten Kreditgeber der Vereinigten Staaten mit einer schlechteren Bonitätsnote. Die Ratingagentur warnt, dass die Kreditwürdigkeit des gesamten Sektors durch Finanzierungsrisiken, schwächere Rentabilität und drohende höhere Kapitalanforderungen leidet.

Als besonderes Risiko für die Branche stellte Moody’s die Krise am Markt für Gewerbeimmobilien heraus. Deutlich steigende Zinsen bei gleichzeitig schwächerer Nachfrage nach Büroraum als Folge von mehr Arbeit aus dem Homeoffice würden zunehmend zur Gefahr für die Kreditportfolios der Institute.

Moody’s senkte die Ratings von zehn kleineren und mittelgroßen Banken um eine Stufe und stellte sechs große Institute, darunter die Bank of New York Mellon, U.S. Bancorp, und State Street, auf den Prüfstand für mögliche Herabstufungen. Zu den herabgestuften Banken gehören unter anderem M&T Bank, Pinnacle, Prosperity Bank und BOK Financial.

Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der Signature Bank im Frühjahr löste eine Vertrauenskrise im US-Bankensektor aus, die zu einem Ansturm auf die Einlagen zahlreicher regionaler Banken führte, obwohl die Behörden Notmaßnahmen ergriffen, um das Vertrauen wiederherzustellen.

Als Reaktion auf die Krise im März haben mehrere US-Regulierer und die Notenbank des Landes Mitte Juli neue Regeln vorgeschlagen, die für viele Banken deutlich höhere Kernkapitalquoten bedeuten würden. Betroffen wären alle Geldhäuser ab einer Bilanzsumme von 100 Milliarden Dollar. Die Banken haben nun bis Ende November Zeit, sich zu der Verschärfung der Regulierung zu äußern.

Steigende Kosten höhlen die Profitabilität aus

„Die Ergebnisse vieler Banken für das zweite Quartal zeigten einen zunehmenden Rentabilitätsdruck, der ihre Fähigkeit, internes Kapital zu generieren, verringern wird“, heißt es in einer Mitteilung der Ratingagentur. Die seit der abrupten geldpolitischen Wende der US-Notenbank Fed schnell gestiegenen Zinssätze zwingen die Geldhäuser, mehr für die Einlagen ihrer Kunden zu zahlen, und treiben die Kosten für die Finanzierung aus alternativen Quellen in die Höhe.

Gleichzeitig schmälern die höheren Zinssätze den Wert der Vermögenswerte der Banken und erschweren den Kreditnehmern von Gewerbeimmobilien die Refinanzierung ihrer Schulden, wodurch die Bilanzen der Kreditgeber geschwächt werden könnten.

„Steigende Refinanzierungskosten und sinkende Erträge werden die Profitabilität, den ersten Puffer gegen Verluste, aushöhlen“, warnen Moody’s Experten. Das Vermögensrisiko steige, insbesondere bei kleinen und mittelgroßen Banken mit großem Engagement in Gewerbeimmobilien.

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