Lindner will Steuern für E-Fuels senken

Finanzminister Christian Lindner

Der Gesetzentwurf von Christian Lindner war bereits vorher von Familienministerin Lisa Paus blockiert worden.

(Foto: dpa)

Berlin, Brüssel, Düsseldorf Finanzminister Christian Lindner (FDP) will E-Fuels steuerlich begünstigen. „Sämtliche klimaneutralen Antriebsformen sollten gleichbehandelt werden und E-Fuels-Fahrzeuge dieselben steuerlichen Vorteile wie die Elektromobilität genießen“, hieß es dazu am Montag aus dem Finanzministerium. Noch im Herbst solle ein Gesetzentwurf mit entsprechenden Regelungen vorgelegt werden.

Damit greift der Finanzminister eine Einigung in der Ampelkoalition aus dem März 2023 auf, die wiederum einen Kompromiss in den Verhandlungen mit der EU-Kommission um das Verbrenner-Aus bereitete. Der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) stimmte damals den EU-Plänen erst zu, als vereinbart war, dass auch nach 2035 ausschließlich mit E-Fuels betriebene Autos weiter neu zugelassen werden können. Die EU-Kommission hatte dies zunächst nicht vorgesehen.

Lindner sagte damals, Kraftstoffe sollten in Zukunft stärker nach ihrer Klimawirkung besteuert werden. Beim synthetischen Ersatz für Benzin und Diesel werden diese Pläne nun erstmals konkret. E-Fuels werden unter hohem Energieeinsatz aus Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid hergestellt. Sie stehen regelmäßig wegen eines vergleichsweise geringen Wirkungsgrads in der Kritik.

Um die Gleichstellung von Elektroautos mit E-Fuels zu erreichen, plant Lindner eine Reihe von steuerlichen Änderungen. Sein Konzept sieht vor, mit E-Fuels betriebene Fahrzeuge gänzlich von der Kfz-Steuer auszunehmen. Damit würden sie in diesem Punkt E-Autos gleichgestellt. „Die Förderung von ausschließlich mit E-Fuels betreibbaren Kraftfahrzeugen ist ein zentraler Baustein, um Klima- und Umweltbelastungen im Verkehrssektor nachhaltig zu reduzieren“, heißt es aus dem Finanzministerium.

Darüber hinaus soll es auch bei der Besteuerung von Dienstwagen, die mit E-Fuels fahren, Änderungen geben. Schon heute gibt es Vergünstigungen für E-Autos und Hybridfahrzeuge, wenn es um die Besteuerung der privaten Nutzung in der Einkommensteuer geht. Diese Vorteile will Lindner nun auf E-Fuels ausdehnen.

Wissing treibt Thema E-Fuels voran

Zudem möchte sich der Finanzminister auf europäischer Ebene für geringere Mindeststeuern für E-Fuels einsetzen. Diese sollten nach Möglichkeit auch von der Mehrwertsteuer befreit werden, sobald die EU dies zulasse, hieß es in Regierungskreisen.

Lager für E-Fuels in Hamburg

Die synthetischen Kraftstoffe werden unter hohem Energieeinsatz aus Wasserstoff und CO2 hergestellt.

(Foto: dpa)

Klimaschutz gelinge nur mit Technologieoffenheit und Innovation, wird in Lindners Umfeld immer wieder betont. Die FDP setzt sich schon länger für diese Technologie ein und hat sich damit in der Koalition immer wieder gegen die Skepsis der Grünen durchgesetzt. Die Ankündigung des Gesetzentwurfs für die steuerliche Gleichbehandlung mit Elektroautos ist nun der nächste Schritt.

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Während Lindners Steuerpläne am Montag bekannt wurden, wollte Verkehrsminister Wissing mit der hochrangig besetzten „E-Fuels-Konferenz“ auf der IAA in München ein Zeichen setzen. Anwesend waren EU-Verkehrskommissarin Adina Valean und Vertreter aus 70 Staaten. Monika Griefahn vom Lobbyverband „E-Fuels Alliance“ lobte diesen „ersten Schritt“, um das Thema auf der Agenda zu halten. Konkrete Maßnahmen müssten folgen.

Kaum Fortschritte in Brüssel

Im Streit um das EU-Verbrennerverbot für Neuwagen ab 2035 kommt Wissing jedoch nicht voran. Im Frühjahr hatte er eine Zusage der Kommission erhalten, dass E-Fuels-Fahrzeuge von dem Verbrennerverbot ausgenommen werden. Entsprechende Rechtstexte sollten bis zum Sommer folgen, so zumindest die Erwartung.

Doch die Behörde lässt sich offenbar Zeit. Eine Antwort auf einen „Brandbrief“ Wissings von Juni steht noch aus. Das Verkehrsministerium erklärte in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, dass man weiterhin „zeitnah“ zwei Verordnungsvorschläge der Kommission erwarte.

Eine Kommissionssprecherin sagte, man arbeite an einer E-Fuels-Regelung im Rahmen der Euro-6-Verordnung. In den kommenden Wochen werde man die Mitgliedstaaten konsultieren und den Vorschlag in diesem Jahr im zuständigen Ausschuss zur Abstimmung stellen. Danach müsse er noch von Parlament und Rat beraten werden. Auch zur zweiten Verordnung, wie E-Fuels in der Flottenregulierung berücksichtigt werden, wollte die Sprecherin keine konkreten Zeitangaben machen.

Aus Sicht der Opposition wird Wissing in Brüssel vorgeführt. Nachdem er sich dafür habe feiern lassen, dass er gegenüber der EU-Kommission ein Verbrennerverbot verhindert habe, „entpuppt sich das immer mehr als inhaltsleere Phrase“, sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß. „Nichts geregelt, alles noch offen, und einen konkreten Zeitplan gibt es auch nicht.“

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