Hausbesitzer in den USA bangen vor der Hurrikan-Saison

San Francisco, München Amerikas Hausbesitzer bekommen die Folgen des Klimawandels deutlicher zu spüren. Kurz nach den verheerenden Bränden auf Hawaii und nur wenige Wochen vor Beginn der jährlichen Hurrikan-Saison ist in einzelnen Gebieten kaum noch ein Versicherungsschutz für Häuser zu bekommen, berichten immer mehr US-Amerikaner.

Das hat massive Folgen für Verbraucher und die Versicherer. Besonders betroffen sind im Moment die südlichen Bundesstaaten Kalifornien und Florida. Sie sind statistisch besonders häufig von Naturkatastrophen betroffen.

Wer doch noch Versicherungsschutz bekommt, muss kräftig draufzahlen. Die Durchschnittsprämie für Wohngebäudeversicherungen liegt in Florida inzwischen bei 4200 Dollar pro Jahr, 42 Prozent mehr als im Vorjahr, sagt Mark Friedlander vom Insurance Information Institute (Triple-I). Zum Vergleich: Der US-Durchschnitt liegt bei 1700 Dollar.

Mit bangem Blick erwarten viele Amerikaner nun die Hurrikan-Saison, die für gewöhnlich Ende August beginnt und bis ins vierte Quartal andauert. Wird sie so schlimm wie befürchtet, rechnen Experten für 2024 mit Prämiensteigerungen um weitere 40 Prozent – und mit Privatinsolvenzen derjenigen Hausbesitzer, die un- oder unterversichert waren.

Mit den Zahlungen in Deutschland lässt sich die Prämienhöhe in den USA kaum vergleichen. Hierzulande lassen sich die allermeisten Häuser in der Regel noch für eine dreistellige Euro-Summe pro Jahr absichern, sofern sie nicht an einer besonders gefährdeten Stelle stehen.

Preiserhöhungen drohen auch in Deutschland

Die genaue Gefahrenlage zeigt das sogenannte Zürs-System, das ganz Deutschland in vier Kategorien aufteilt. In der schlechtesten Zone 4 sind lediglich 0,4 Prozent der 22 Millionen Adressen im Land eingestuft. Dort soll mindestens einmal in zehn Jahren Hochwasser drohen. Auch diese Kunden erhalten einen Versicherungsschutz – allerdings gegen höhere Prämien.

Auch für deutsche Versicherte könnte es künftig deutlich teurer werden. Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands GDV, hat kürzlich bereits angekündigt, dass es auch in Deutschland zu einer Verdoppelung der Prämien in den nächsten zehn Jahren kommen könnte, sollte dem Klimawandel nicht entschieden entgegengewirkt werden. Der GDV will auf ein Paket aus Vorbeugung und Folgenanpassung setzen, um zu verhindern, dass Versicherer vom Markt verschwinden, weil sie die Risiken nicht mehr tragen können.

Die Folgen eines Tornados in Texas

Die Versicherungsprämien für viele Hausbesitzer steigen deutlich.

(Foto: AP)

In den USA findet diese Bereinigung bereits statt. Zahlreiche Anbieter in Florida haben trotz Prämiensteigerungen das Geschäft eingestellt. Denn die Schäden wachsen schneller als die Prämien.

Der bekannte Versicherungskonzern Farmers war bislang der letzte, der im Sunshine-State Florida aus Auto- und Gebäudeversicherungen ausstieg. Eigentlich wollte Farmers nur Gebäudeversicherungen einstellen. Doch Floridas republikanischer Finanzminister Jimmy Patronis drohte, wer im Staat keine Gebäude versichere, dürfe auch keine Autos versichern. Das war ein Schlag für den Versicherer, gilt das Kfz-Geschäft doch als besonders umsatzstark. Farmers wollte dennoch kein Risiko eingehen und stellte beides ein. Bis zu 100.000 Kunden müssen sich nun einen neuen Versicherer suchen.

Auch in Kalifornien ziehen die Unternehmen Konsequenzen. Mit State Farm und Allstate haben zwei weitere große Versicherer der USA den Staat aufgegeben. Farmers hat die Zeichnung von Gebäudeversicherungen dort eingefroren.

Alle nannten als Grund die steigende Feuergefahr und Gesetzgebungen, die die Prämienhöhe deckelten. „Die Kosten, um ein neues Haus in Kalifornien zu versichern, sind weit höher als die Prämien, die man verlangen kann“, so ein Sprecher von Allstate. Neben immer größeren Bränden kämen Inflation, Kostensteigerungen sowie höhere Rückversicherungsprämien dazu.

Die Kosten, um ein neues Haus in Kalifornien zu versichern, sind weit höher als die Prämien, die man verlangen kann. Sprecher der Versicherers Allstate

Zudem sind die Rückversicherer mittlerweile sehr selektiv, zu welchen Konditionen sie mit den Erstversicherungen Verträge abschließen. Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re, der in Amerika traditionell stark aktiv ist, hat bei der jüngsten Erneuerungsrunde im Juli bewusst Verträge nicht fortgeführt, für die nicht die gewünschten Preise und Konditionen zu erzielen waren.

„Wir sind nicht bereit, Geschäft zu Bedingungen zu zeichnen, die wenig sinnvoll sind“, sagte Munich-Re-Chef Joachim Wenning am Donnerstag bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. Besonders bei den sogenannten „Wordings“, also den genauen Vertragskonditionen, habe man nachgebessert, um das eigene Geschäft robuster aufzustellen.

Auch Prominente sind betroffen

Die Erstversicherer versuchen, die gestiegenen Preise zur Absicherung an ihre Kunden weiterzureichen. Viele haben bei der Versicherungsaufsicht drastische Prämienanhebungen beantragt. Unter den betroffenen Kunden sind dann auch Prominente wie der ehemalige Baseballspieler Danny Collins, der kürzlich an die Öffentlichkeit ging.

Dass seine monatliche Hypothekenzahlung für sein Haus in Florida plötzlich um 1000 Dollar in die Höhe ging, habe ihn wie ein Schlag getroffen, berichtete Collins gegenüber „Business Insider“. Seine Bank hatte eine zusätzliche Hochwasserversicherung gekauft, weil seine Gemeinde offiziell neu als Überflutungsgebiet ausgewiesen ist. Er hätte nie gedacht, dass so etwas passieren könne, erklärte Collins. Sein Haus liege drei Meilen vom Strand entfernt.

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