Handelsblatt Media Group gründet Wirtschaftsnetzwerk für Frauen

Düsseldorf Hohe Inflation, stockender Konsum, schwächelnde Weltkonjunktur – die deutsche Wirtschaft ist seit drei Quartalen nicht gewachsen. Neben den hohen Energiepreisen und hohen Steuern belasten Bürokratie, ein zunehmender Fachkräftemangel, geopolitische Spannungen und Infrastrukturprobleme die Unternehmen. Führungskräfte stehen vor einer nie da gewesenen Komplexität.

Es ist Zeit, darüber zu sprechen, findet Elke Hofmann. Sie leitet das Münchener Büro von Deutschlands größter Personalberatung Egon Zehnder und ist spezialisiert auf die Besetzung von Vorstands- und Aufsichtsratsposten. „Netzwerken war schon immer wichtig in der deutschen Wirtschaft, mittlerweile ist es essenziell“, sagt Hofmann. „Je schwieriger und diffuser die Lage, desto entscheidender ist der Dialog mit Menschen aus unterschiedlichen Branchen, auf anderen Hierarchieebenen und mit verschiedenen Ansichten.“

Deshalb gründet die Handelsblatt Media Group (HMG), zu der das Handelsblatt und die „WirtschaftsWoche“ gehören, ein eigenes Business-Netzwerk für Frauen. Das „Pulse Women Economic Network“ vernetzt führende Frauen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Ziel ist es, zentrale Zukunftsthemen aus verschiedenen Blickwinkeln vertraulich zu diskutieren und den vielfältigen Herausforderungen in Deutschland und der Welt zu begegnen.

„Wir wollen Pulse zum führenden Wirtschaftsnetzwerk für Entscheiderinnen machen. Als führendes deutsches Medienhaus für Wirtschafts- und Finanzinformationen haben wir die dafür notwendige Plattform“, sagt HMG-Geschäftsführerin Andrea Wasmuth.

Das Netzwerk wendet sich an weibliche Führungskräfte auf C-Level-Ebene und im mittleren Management aus unterschiedlichen Branchen. Sie arbeiten in Konzernen oder Familienunternehmen, bei Mittelständlern oder etablierten Start-ups. Zur Zielgruppe gehören ebenfalls Vertreterinnen aus Bundes- und Landespolitik sowie aus Wissenschaft und Forschung, zum Beispiel Professorinnen, Ökonominnen und weitere Fachexpertinnen. Die Aufnahme in das Netzwerk erfolgt über einen Bewerbungsprozess.

Im Fokus stehen Themen, die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in hohem Maße fordern. Andrea Wasmuth, Geschäftsführerin Handelsblatt Media Group

Die kostenpflichtige Mitgliedschaft beinhaltet monatliche Treffen in kleineren ausgewählten Gruppen, die Frauen auf vergleichbaren Karrierestufen zusammenbringen. Sie arbeiten in verschiedenen Bereichen der deutschen Wirtschaft, sehen sich aber mit ähnlichen Anforderungen konfrontiert.

Dazu kommen Veranstaltungen mit Impulsen von prominenten Köpfen sowie individuelle Netzwerktreffen und der Zugang zu den Formaten der Handelsblatt Media Group. So finden regelmäßig Pulse-Veranstaltungen und -Meetups auf den Konferenzen, Tagungen und Events von Handelsblatt und „WirtschaftsWoche“ statt.

Pulse: Prominente Inspiratorinnen für das Business-Netzwerk

„Im Fokus unseres Business-Netzwerks stehen Themen, die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in hohem Maße fordern“, sagt Wasmuth. Diese werden bei einer Veranstaltung im Düsseldorfer Verlagsgebäude zum Start des Netzwerks an diesem Dienstag die Diskussionen bestimmen.

Rund 80 Führungspersönlichkeiten treffen sich unter dem Motto „Setting the economic agenda“, um über Transformation, Dekarbonisierung, Künstliche Intelligenz, Fachkräftemangel, Geopolitik, Bildung und Leadership zu sprechen.

Amy Webb

In der 16. Ausgabe ihres „Tech Trends Report“ analysiert die Zukunftsforscherin 666 verschiedene technologische Entwicklungen.

(Foto: PR (2), Imago, Reuters, Getty Images)

Keynote-Speakerin beim Auftakt-Event ist Amy Webb. Die Gründerin und Chefin des New Yorker Future Today Institute ist eine der bekanntesten Zukunftsforscherinnen der Gegenwart und berät Unternehmen, Investmentgesellschaften und Regierungsbehörden. Darüber hinaus gibt sie den global viel beachteten „Tech Trends Report“ heraus.

Webb wird das Netzwerk auch im Nachgang weiter unterstützen, ebenso wie Monika Schnitzer, die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Stefanie Babst, die frühere Leiterin des strategischen Planungsstabs der Nato, Janina Kugel, Multiaufsichtsrätin und Ex-Siemens-Vorständin, Feiyu Xu, Mitgründerin des Start-ups Nyonic und ehemalige KI-Chefin von SAP, Katharina Borchert, Mitgründerin von Metabolic Health AI und frühere CIO von Mozilla, und Nicola Winter, eine der ersten Kampfjetpilotinnen Deutschlands und Esa-Astronautin in Reserve.

„Sie alle fungieren als sogenannte Pulse Driver und damit als Inspiratorinnen für unser Netzwerk“, sagt Wasmuth, die gemeinsam mit der stellvertretenden Chefredakteurin des Handelsblatts, Kirsten Ludowig, ebenfalls dazugehört. „Wir werden diesen Kreis stetig um weitere Größen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Sport, Kultur und Musik erweitern.“

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„Wir sprechen jeden Tag mit Managern, Unternehmerinnen und Ökonomen“, sagt Ludowig. „Die meisten beobachten mit großer Sorge, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland immer weiter zurückfällt“ – allein in diesem Jahr um sieben Plätze.

Deutschland liegt damit auf Rang 22 von 64 Ländern und hinter China. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der privaten Business-School IMD aus dem schweizerischen Lausanne, die jährlich eine groß angelegte Vergleichsstudie zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit erstellt. Ob Wirtschaftsleistung, Infrastruktur oder Wirksamkeit der Regierung und der Firmen – überall hat Deutschland im Vergleich zum Jahr 2022 verloren.

Und Besserung ist nicht in Sicht. Zwar hat sich die Ampelkoalition vergangene Woche auf der Kabinettsklausur in Meseberg nach diversen Streitigkeiten endgültig geeinigt, wie sie die Wirtschaft jährlich um bis zu sieben Milliarden Euro entlasten will. Zudem wurden Eckpunkte für den Abbau bürokratischer Hürden festgelegt.

Die Aussichten für dieses Jahr sind jedoch trübe. Der Internationale Währungsfonds erwartet, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt 2023 um 0,3 Prozent zurückgehen wird. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) rechnet mit einem Minus von bis zu 0,5 Prozent, das Handelsblatt Research Institute sogar mit einem Rückgang um 0,7 Prozent.

Das IW sieht vier „Disruptionen“ in der deutschen Wirtschaft, die fast alle Unternehmen betreffen: Digitalisierung, Dekarbonisierung, Demografie und Deglobalisierung. Laut Personalberaterin Hofmann findet bereits viel Austausch und Vernetzung statt, aber noch zu wenig außerhalb des eigenen Unternehmens. Das habe mit der Coronapandemie zu tun, aber auch mit der steigenden Belastung vor allem der Führungskräfte.

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„Ich beobachte, dass viele in den letzten Jahren notgedrungen hinter Bildschirmen verschwunden sind“, sagt Hofmann. Das „Rausgehen“ müsse in Teilen neu gelernt werden. „Zeit muss man sich immer nehmen, Möglichkeiten gibt es viele“, weiß die Beraterin, die auch Führungskräfte während der Startphase in neuen Jobs begleitet.

Für Hofmann macht am Ende des Tages der Mix den Unterschied. „Ein kleiner Kreis, in dem ich professionelle Nähe und einen geschützten Raum erlebe, ist genauso wertvoll wie Netzwerke, die sich bewusst auch außerhalb des Business-Kontexts bewegen.“

Pulse ist das Business-Netzwerk der Handelsblatt Media Group für Entscheiderinnen. Es wendet sich an weibliche Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Jetzt online informieren unter pulse.handelsblattgroup.com.

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