Habeck bekommt Unterstützung für schärfere Investitionsprüfung

Robert Habeck

Der Bundeswirtschaftsminister gilt als chinakritischer als andere Mitglieder der Ampel-Koalition.

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Berlin Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat überraschende Zustimmung vom Koalitionspartner SPD zu seinem Vorschlag erhalten, mit neuen Maßnahmen den zunehmenden Einfluss Chinas auf die deutsche Wirtschaft abzuwehren. „Die veränderte geopolitische Lage zwingt uns dazu, auch unsere Instrumente anzupassen“, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD, Bernd Westphal.

Das Handelsblatt hatte am Montag exklusiv über ein Eckpunktepapier des Bundeswirtschaftsministeriums berichtet. Die Pläne sehen vor, das Anwendungsgebiet der Investitionsprüfung deutlich auszuweiten.

Sie adressieren China nicht direkt, zielen aber vor allem auf die Volksrepublik ab. Chinesische Unternehmen hatten – unterstützt durch das Regime in Peking – in den vergangenen Jahren massiv versucht, an deutsches Know-how zu gelangen, durch Übernahmen, inzwischen vermehrt aber auch durch Lizenzen.

Habeck gilt als deutlich chinakritischer als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Die beiden hatten diese Differenzen in den vergangenen Monaten mehrfach offen ausgetragen. Wirtschaftspolitiker Westphal vertritt beim Thema China häufig ähnliche Positionen wie Scholz. Beide werden dem konservativen Seeheimer Kreis in der SPD-Fraktion zugeordnet.

Westphal schränkte nun mit Blick auf Habecks Vorschläge für die Investitionskontrolle zwar ein, dass es die richtige Balance brauche, damit der Standort attraktiv bleibe. Doch er konstatierte: „Die Eckpunkte des Wirtschaftsministers machen bislang nicht den Anschein, als drohe durch sie eine Blockade für den Investitionsstandort.“

Habeck wird FDP überzeugen müssen

Auch aus der Opposition erhält Habeck Unterstützung. „Ein Ausverkauf kritischer Infrastruktur wie beim Hamburger Hafen darf sich nicht wiederholen“, erklärte Unionsfraktionsvize Jens Spahn. „Wenn die Ampel nun endlich umdenkt, ist das eine gute Nachricht.“

Spahn bezieht sich auf den Einstieg der chinesischen Staatsreederei Cosco beim Terminal Tollerort des Hamburger Hafens, der auf Betreiben von Kanzler Scholz entgegen Habecks Empfehlung genehmigt worden war.

Hamburger Hafen

Dass sich die chinesische Staatsreederei Cosco am Hamburger Containerterminal Tollerort beteiligen darf, sorgte für große Debatten.

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Die größte Überzeugungsarbeit wird Habeck wohl bei der FDP leisten müssen. Die Liberalen gelten zwar auch als chinakritisch, warnen aber generell deutlicher vor zu starken Einschränkungen für die Wirtschaft.

Nach Einschätzung von Reinhard Houben, dem wirtschaftspolitischen Sprecher der FDP, müsse zuerst geklärt werden, „ob man sich über die Konsequenzen für deutsche Unternehmen wirklich im Klaren ist“. Es stelle sich die Frage, wie klug neue Investitionshürden wären, während ohnehin Investitionen in Deutschland fehlten.

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Houben macht dahingehend einen ungewöhnlichen Vorschlag: Es sei „ratsam zu prüfen, ob es rechtlich möglich ist, nach Ländern zu differenzieren“. Habecks Vorschläge für die Reform der Investitionskontrolle würden für alle Investoren von außerhalb der EU gelten.

Ein allgemeines Regelwerk ist Grundsatz der deutschen Außenwirtschaftspolitik. Ideen, Sonderregeln für China zu schaffen, waren im Wirtschaftsministerium wegen der schwierigen Umsetzung früh verworfen worden. Houben bringt das Thema nun erneut auf.

Die deutsche Wirtschaft warnte Habeck hingegen vor einer Überregulierung. „Wir sehen mit Ausnahme der Exportkontrolle keinen Handlungsbedarf bei der Auslandsinvestitionsprüfung“, sagte Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter Außenwirtschaft beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).

Wirtschaft kritisiert Umkehr der Beweispflicht

Viele der in den Eckpunkten des Wirtschaftsministeriums vorgesehenen Erweiterungen wären für die Unternehmen „sehr schwer umsetzbar“ und würden noch tiefer als bislang in die Eigentumsrechte eingreifen, kritisierte Ackermann. Auch sendeten die weiteren Verschärfungen ein „verheerendes Signal an ausländische Investoren“.

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Habecks Haus hatte in den vergangenen Wochen laut Handelsblatt-Informationen mehrfach den Dialog mit Verbänden, Unternehmen und der Wissenschaft gesucht.

Vorgesehen ist in Habecks Vorschlägen – die derzeit in der Ressortabstimmung sind – nun etwa eine Umkehr der Beweispflicht bei Investitionen chinesischer Unternehmen in Deutschland für „besonders sicherheitsrelevante Sektoren“.

Habeck will ein „Regelbeispiel“ einführen: Das würde bedeuten, dass das Ministerium in diesen Fällen immer erst einmal davon ausgeht, dass Transaktionen in diesen Bereichen „sicherheitskritisch“ sind. Die Unternehmen müssten dann das Gegenteil beweisen.

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Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), sieht genauso wie VDMA-Vertreter Ackermann besonders dieses Instrument als „problematisch“.

Den Transfer kritischer Technologie an chinesische Unternehmen „wollen auch wir nicht“, sagte VDMA-Vertreter Ackermann. Es gebe möglicherweise Lücken in der Exportkontrolle und die müssen geschlossen werden. „Dafür braucht es aber kein eigenes Instrument.“

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