Gewinn der DHL Group bricht um ein Viertel ein

DHL Group

Das Bonner Logistik-Unternehmen bekommt das Ende der durch die Corona-Pandemie getriebenen Sonderkonjunktur zu spüren.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Die Deutsche Post, die seit wenigen Tagen unter dem Namen DHL Group firmiert, hat im zurückliegenden Quartal mit der deutschen Brief- und Paketzustellung sowie im internationalen Frachtverkehr nur noch halb so viel verdient wie im Vorjahr. Konzernweit brach der Umsatz um 16,4 Prozent auf 20,1 Milliarden Euro ein.

Anstelle eines Quartalsergebnisses je Aktie von 1,17 Euro wie im Vorjahr blieben zwischen April und Juni 2023 unterm Strich nur 0,80 Euro pro Wertpapier. Der Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sackte um 27,2 Prozent auf 1,69 Milliarden Euro, teilte der Bonner Dax-Konzern am Dienstagmorgen mit.

Mit ihren Ergebnissen liegt die DHL Group nicht nur deutlich unter den starken Werten des Vorjahres, sondern auch unter den Markterwartungen. Analysten hatten für das zweiten Quartal 2023 mit einem Erlös von 21,95 Milliarden Euro gerechnet, und damit mit einem Minus von 8,6 Prozent. Auch das Ergebnis je Aktie war mit 0,84 Euro erwartet worden.

Für den einzigen Lichtblick sorgte am Dienstag, dass Vorstandschef Tobias Meyer den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr am unteren Ende leicht anhob. So stellt er nun ein Jahresergebnis vor Zinsen und Steuern von 6,2 bis sieben Milliarden Euro in Aussicht, während zuvor von sechs bis sieben Milliarden die Rede war. „Wir haben frühzeitig die richtigen Maßnahmen für das aktuelle Makroumfeld ergriffen“, sagte er.

Gebeutelt wird der Konzern vor allem durch die reduzierten Transportvolumen im Speditionsgeschäft und die stark gesunkenen Frachtraten. Im deutschen Paketgeschäft wurde zwar der Umsatz auf Vorjahresniveau gehalten, die deutlich gestiegenen Kosten konnte DHL aber nicht vollständig an die Kundschaft weitergeben. Auch das Express-Geschäft, das traditionell für den Hauptgewinn im Konzern sorgt, büßte 18,2 Prozent seiner Ertragskraft ein.

Marktwachstum in der Türkei soll helfen

Tatenlos zusehen will der Vorstand dem angekündigten Gewinnrückgang jedoch nicht. Vor wenigen Tagen erst überraschte die DHL Group mit einer Komplettübernahme des türkischen Paketzustellers MNG Kargo, der rund 5700 Angestellte beschäftigt.

Mit dem Zukauf, dessen Kosten unveröffentlicht blieben, wollen die Bonner Pakete in der Türkei bis an die Haustür liefern. DHL, bislang nur mit seiner Express-Division in dem Land vertreten, erwartet dort in den kommenden Jahren ein höheres Marktwachstum als in der EU. Dank des boomenden E-Commerce-Geschäfts sollen die Türkei-Umsätze jährlich mit einer zweistelligen Rate zulegen.

Vor drei Wochen hatte der Dax-Konzern zudem angekündigt, bis 2028 rund 500 Millionen Euro in süd- und mittelamerikanische Lagereidienstleistungen zu investieren. Die Konzerndivision Supply Chain will sich damit in dieser Weltregion vor dem Hintergrund verstärken, dass sich viele westliche Kunden unabhängiger von China machen wollen.

In der deutschen Brief- und Paketzustellung bekommt die Deutsche Post ihre Qualitätsmängel dagegen nur zögerlich in den Griff. Im ersten Halbjahr 2023 gingen bei der Bundesnetzagentur rund 16.000 Beschwerden ein – und damit fast doppelt so viel wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Allein gegenüber den verheerend schlechten Werten in der vergangenen Vorweihnachtszeit zeichnete sich eine Verbesserung ab. Zwar betreffen die Reklamationen über verspätete Briefe oder falsch abgelegte Pakete die gesamte Zustellbranche, DHL stellt hier als Marktführer jedoch den Löwenanteil der Lieferungen.

Den Konzern hielt das jedoch Mitte Mai nicht davon ab, bei der Bundesnetzagentur eine vorzeitige Erhöhung des Briefportos für das kommende Jahr zu beantragen. Gleichzeitig drängt die DHL Group darauf, bei der geplanten Postgesetz-Reform die wöchentliche Zahl der Brief-Zustelltage auf fünf zu reduzieren. Bislang ist die Post verpflichtet, von montags bis samstags zuzustellen. Eine Verringerung brächte niedrigere Personalkosten und eine günstigere CO2-Bilanz.

Trotz der trüben Konjunkturaussichten entwickelte sich die Aktie der DHL Group in den vergangenen Wochen überraschend positiv. Vor einem Monat noch hatten die Analysten von Goldman Sachs die Papiere auf „halten“ gesetzt und ein Kursziel von 46 Euro genannt. Die gesetzte Marke hatte die „Aktie Gelb“ kaum vier Wochen später bereits übersprungen.

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