Fiasko bei Cruise nach Robotaxi-Freigabe in San Francisco

Robotaxi

Cruise plant seine Flotte in San Francisco auf mehr als 1000 Fahrzeuge aufzustocken.

(Foto: dpa)

San Francisco Seit wenigen Tagen dürfen Robotaxis in San Francisco auch tagsüber fahren. Doch bereits am ersten Wochenende des autonomen Fahrbetriebs rund um die Uhr führte ein Großausfall zu erheblichen Einschränkungen. Nach Berichten über den Stillstand von knapp einem Dutzend Fahrzeugen der GM-Tochter Cruise bestätigte die Firma inzwischen, es habe „Mobilfunkprobleme“ gegeben.

Ein Musikfestival in San Francisco sei für die Probleme verantwortlich, erklärte das Unternehmen. „Bei einem großen Festival kam es zu Einschränkungen der Mobilfunkverbindung, was zu einer verzögerten Verbindung zu unseren Fahrzeugen führte“, teilte Cruise mit. „Wir arbeiten aktiv an Lösungen, um zu verhindern, dass dies noch einmal passiert.“

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Im Golden-Gate-Park im Westen der Stadt findet das jährliche Musikfestival Outside Lands statt. Großveranstaltungen in San Francisco sind üblich. Netzbetreiber sind meist darauf vorbereitet. Die Telekom-Tochtergesellschaft T-Mobile hatte bereits vergangene Woche temporäre Mobilfunkmasten im Golden-Gate-Park errichtet.

Cruise machte keine näheren Angaben dazu, um was für einen „Mobilfunkausfall“ es sich konkret handelte. Die Fahrzeuge blieben im Stadtteil North Beach ganz im Osten von San Francisco liegen. Das Musikfestival fand jedoch ganz im Westen der Stadt statt.

Die Stadt San Francisco sowie die örtliche Feuerwehr und Polizei hatten sich im Vorfeld gegen eine Freigabe des Robotaxis rund um die Uhr ausgesprochen. Die Entscheidung lag letztlich jedoch bei der kalifornischen Regulierungsbehörde CPUC. Diese hatte Donnerstag sowohl Cruise als auch der Alphabet-Tochter Waymo die Genehmigung für einen Dienst rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche ausgestellt.

Autonomes Fahren: „San Francisco wurde an die Lobbyisten ausverkauft“

Die massiven Verkehrsprobleme vom Wochenende könnten für die Firmen zu größeren Problemen führen. Der Abgeordnete von San Francisco, Aaron Peskin, kündigte am Wochenende an, gegen die Entscheidung von CPUC vorgehen zu wollen. „Die CPUC hat San Francisco an Lobbyisten ausverkauft“, klagte Peskin.

Der Abgeordnete spielt damit auf die Besetzung des entscheidenden Ausschusses bei CPUC an. Die Freigabe war mit drei zu einer Stimme erreicht worden. Einer der Kommissare, der für die Freigabe gestimmt hatte, hatte zuvor in der Rechtsabteilung von Cruise gearbeitet.

Die Freigabe in San Francisco ist für die Robotaxi-Firmen ein wichtiger Erfolg. Bislang war ihr Betrieb in der Stadt stark eingeschränkt. Cruise durfte kommerzielle Fahrten bislang nur während der Nacht anbieten. Seit Donnerstag dürfen sowohl Cruise als auch Waymo rund um die Uhr fahren.

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Cruise und Waymo zählen beide zu den profiliertesten Unternehmen, die an selbstfahrenden Autos arbeiten. Waymo begann als Google-Tochtergesellschaft im Jahr 2009 die Entwicklungen. Der Robotaxidienst Waymo One wurde 2018 in einem Vorort von Phoenix in Arizona gestartet. Zur selben Zeit begann auch der Testbetrieb in San Francisco. Aber erst mit der Freigabe von Donnerstag kann Waymo seinen Dienst in San Francisco der breiten Bevölkerung anbieten.

Cruise wurde 2013 gegründet und 2016 vom Autobauer General Motors (GM) aufgekauft. Die Firma setzt daher auf eine Integration mit den Fahrzeugen von GM. Beide Unternehmen setzen bei ihrem Dienst auf eine Kombination detaillierter Straßenkarten zusammen mit Sensoren wie Lidar, Radar und Kameras.

Warum Schwankungen im Mobilfunknetz überhaupt für einen massenhaften Ausfall bei Cruise verantwortlich sein können, blieb zunächst unklar. Robotaxi-Anbieter machen ein Geheimnis um die Details, aber alle Firmen argumentieren stets, dass ihre Systeme auch sicher ohne Datenverbindungen funktionieren – allein schon, um auch in einem Funkloch keinen Unfall zu verursachen.

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