Fed erhöht Leitzins auf den höchsten Stand seit 22 Jahren

Fed-Chef Jerome Powell

Er hat es geschafft, die Preisdynamik zu senken, ohne die Wirtschaft abzuwürgen.

(Foto: Reuters)

New York Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat den Leitzins am Mittwoch wie erwartet erneut angehoben. Er liegt nun auf der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. Das ist der höchste Stand seit 22 Jahren. Das teilten die Währungshüter am Mittwochabend mit.

Die Fed hat seit März 2022 die Zinsen im Rekord-Tempo angehoben, um die Inflation zu bekämpfen. Es ist die insgesamt elfte Erhöhung, nachdem die Notenbank bei ihrer vergangenen Sitzung im Juni eine Pause eingelegt hatte.

Weil Geldpolitik in der Regel mit deutlicher Verzögerung wirkt, muss die Fed die Straffung beenden, bevor die Inflationsrate den gewünschten Wert von zwei Prozent erreicht hat. Zuletzt lag sie bei 3,0 Prozent.

Eine Reihe von Ökonomen und Marktexperten halten es nun für wahrscheinlich, dass Fed-Chef Jerome Powell eine Rezession vorerst vermeiden kann. „Gut gemacht, Jay“, lobte etwa David Zervos, Chefökonom von Jeffries, in einer aktuellen Analyse.

Die US-Wirtschaft zeigte sich zuletzt deutlich widerstandsfähiger als viele erwartet hatten. Die Arbeitslosenquote liegt mit 3,6 Prozent weiter erstaunlich niedrig.

Erstaunlich ist auch, dass die Inflationsrate so nah an das Zwei-Prozent-Ziel der Notenbanker gerückt ist – vor allem wenn man bedenkt, dass sie vor zwölf Monaten noch bei 9,1 Prozent lag. Gleichzeitig hat sich die Konjunktur abgekühlt, ohne dass eine Rezession eingetreten ist.

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Auch die Kerninflation war im Juni den dritten Monat in Folge rückläufig. Die Rate sank im Juni auf 4,8 Prozent, sie liegt damit erstmals seit Ende 2021 wieder unter der Fünf-Prozent-Marke. Die Kerninflation ist um schwankungsanfällige Güter wie Energie und Lebensmittel bereinigt und daher bei Geldpolitikern ein viel beachteter Indikator für den Preistrend in der mittleren Frist.

Die Daten schürten die Hoffnung, dass dem Zinsschritt im Juli kein weiterer bei der übernächsten Sitzung im September folgt.

Powell könnte es gelungen sein, was kaum jemand für möglich gehalten hätte: eine sogenannte weiche Landung, ein „soft landing“. Dabei wird die Wirtschaft durch die Zinserhöhungen der Notenbank abgeschwächt, ohne in eine Rezession zu schlittern.

Das könnte den Weg frei machen für eine neue Rally an den Aktienmärkten. Tom Lee vom Analysehaus Fundstrat geht davon aus, dass der breit gefasste S&P 500 das Jahr bei 4825 Zählern abschließen wird. Das wäre ein Plus von rund sechs Prozent im Vergleich zum Mittwoch.

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