Eigentümer verhandeln über neue Kreditkonditionen

Katalogmotiv von Madeleine

In einem knappen Dutzend Länder verkauft Tristyle unter seinen Marken Peter Hahn und Madeleine Kleidung online.

Frankfurt, Düsseldorf Die Krise im deutschen Modehandel weitet sich aus. Der Private-Equity-Eigentümer Equistone hat für den Händler Tristyle mit seiner bekannten Marke Peter Hahn Finanzkreisen zufolge Kontakt zu den Banken aufgenommen. Ziel sei es, Krediterleichterungen für den Modehändler auszuhandeln.

Angesichts einbrechender Gewinne drohe die Firma ihre Kreditkonditionen zu reißen, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Vorsorglich werde mit Banken über mögliche Auswege aus der Notlage gesprochen. Zudem sei Equistone auf der Suche nach einem Restrukturierungsberater für Tristyle. Equistone bestätigte auf Anfrage „intensive Gespräche“ mit Banken, wollte sich zu den Einzelheiten aber nicht äußern.

In einem knappen Dutzend Länder verkauft Tristyle unter seinen Marken Peter Hahn und Madeleine Kleidung online. In Deutschland betreibt das Unternehmen auch eigene Filialen. Zu Tristyle gehört auch die Modemarke Basler. Insgesamt hat die Gruppe rund 600 Mitarbeitende.

Einbruch des Onlinehandels trifft auch Tristyle

Während in der Pandemie die Läden geschlossen waren und das Geschäft bei den stationären Händlern einbrach, erlebte der Onlinehandel mit Mode einen Boom. Davon profitierten auch die Versandhändler Peter Hahn und Madeleine, die noch im Geschäftsjahr 2020/21 ihren Umsatz um elf Prozent auf mehr als 600 Millionen Euro steigern konnten.

Doch nach dem Ende der Pandemie und nicht zuletzt durch die stark gestiegene Inflation wurde der Aufschwung im Onlinehandel jäh beendet. Das traf auch Tristyle. Am schlimmsten soll es dabei die kleinere Einheit Madeleine erwischt haben, die jedoch nur für zehn Prozent des Umsatzes steht.

Flagship-Store von Peter Hahn

Der Modehändler hat elf Filialen in Deutschland und drei in der Schweiz.

In dem im September 2022 zu Ende gegangenen Geschäftsjahr schrumpfte der Tristyle-Umsatz auf gut 500 Millionen Euro, der operative Gewinn (Ebitda) lag bei über 40 Millionen Euro, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Im laufenden Geschäftsjahr sei der Gewinn erneut eingebrochen. Tristyle reagierte nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme.

>> Lesen Sie auch: Chef des Modehändlers Katag: „Manche Modehändler befinden sich im Todesstrudel“

Bei Madeleine trat im Januar die Chefin Karin Zimmermann ab. Sie war gut zwei Jahre zuvor von Amazon gekommen. Doch trotz ihrer großen Erfahrung im Onlinehandel sei sie nie richtig bei Tristyle in Zirndorf angekommen, heißt es aus Unternehmenskreisen.

Die neue Chefin Daniela Angerer soll Madeleine nun wieder auf Kurs bringen. Sie war zuvor Geschäftsführerin von Alba Moda, einer Tochter der Klingel-Gruppe, die zuletzt Insolvenz angemeldet hatte.

Angerer war zuvor bei den Versandhändlern Schwab und Baur tätig und bringt damit viel Branchenerfahrung mit.

Mehr als 40 Modehändler haben dieses Jahr Insolvenz angemeldet

Tristyle ist derzeit nicht der einzige deutsche Modehändler mit Problemen. Mehr als 40 Unternehmen der Branche haben in diesem Jahr in Deutschland bereits Insolvenz angemeldet – neben der Klingel-Gruppe beispielsweise Hallhuber und Peek & Cloppenburg Düsseldorf. Auch zahlreiche bekannte Schuhhändler waren zuletzt ins Insolvenzverfahren geflüchtet, darunter Reno, Görtz und Salamander.

Bei etlichen war es aber nicht die blanke Not, die sie in die Insolvenz trieb, sondern auch ein Schritt mit Kalkül. Denn mit einer Insolvenz können sich Firmen kostengünstig sanieren – beispielsweise indem sie teure Mietverträge einseitig auflösen – und sich so Vorteile gegenüber der Konkurrenz verschaffen. „Für Unternehmen ist es ein Wettbewerbsvorteil, wenn sie sich im Rahmen eines Insolvenzverfahrens neu aufstellen“, sagte Detlef Specovius von der Kanzlei Schultze & Braun, der Firmen wie Bonita, Esprit und Sinn-Leffers in der Insolvenz begleitet hat.

>> Lesen Sie auch: Gläubiger übernehmen bei Takko Fashion die Mehrheit

Tristyle-Chef Daniel Gutting hat bereits einen Plan für die Sanierung: Das Produktangebot des Modehändlers will er anpassen, Zielgruppen gezielt digital ansprechen und weniger auf Papierkataloge setzen, deren Produktion sich angesichts stark gestiegener Papierpreise zuletzt deutlich verteuert hat, heißt es aus Unternehmenskreisen. Doch Finanzinvestor Equistone, der das Unternehmen 2015 übernommen hat, prüft auch weitere Optionen für die Sanierung – von einer zusätzlichen finanziellen Unterstützung bis hin zu Teilverkäufen.

Im Zuge der finanziellen Restrukturierung wollen die beteiligten Banken ihr Darlehen allerdings nicht in Eigenkapital wandeln. Sie seien an einer konstruktiven Lösung interessiert. Zu den Optionen gehöre, dass Kredite verlängert und Konditionen angepasst werden. Bei den Gesprächen gehe es um die Finanzierung des Handelsgeschäfts. Die Bruttoverschuldung liegt bei Tristyle bei 40 Millionen Euro.

Sobald klar ist, dass eine Firma mit Blick auf die nächsten vier Monate nicht durchfinanziert ist, muss die Geschäftsführung mit den Geldgebern in Kontakt treten. Die Frist war in der Pandemie auf vier Monate abgesenkt worden, ab nächstem Jahr gelten wieder wie vorher zwölf Monate.

Mehr: Warum immer mehr Modefirmen in die Insolvenz gehen

source site-14