Diese Faktoren sprechen für eine baldige Rückkehr der Börsenrally

Bulle und Bär

Laut Sentimenttheorie ist die Anlegerstimmung ein Kontraindikator für die weitere Entwicklung an den Märkten.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Der Börsenmonat August fällt bislang vor allem durch seine Schwäche auf. Auf ein Dax-Minus von 3,1 Prozent in der ersten Augustwoche folgte in der zweiten nur noch ein Minus von 0,8 Prozent. Erholungsversuche sind erfolglos geblieben.

Die Sommerflaute lastet auch auf der Stimmung der Privatanleger. Das wiederum dürfte aber dafür gesorgt haben, dass der Dax in der vergangenen Woche nicht weiter unter wichtige Unterstützungen gefallen ist. Das meint Sentimentexperte Stephan Heibel nach Auswertung der Erhebung und weiterer Indikatoren.

Dahinter steht eine grundlegende Annahme der Sentimenttheorie: Eine negative Stimmung gilt als Kontraindikator, weil vereinfacht formuliert viele Anleger dann weitere Kursverluste erwarten und ihre Investments darauf ausrichten. So haben die meisten Investoren bereits verkauft, sodass es nur noch wenige Verkäufer gibt, die die Kurse weiter drücken.

Im Allgemeinen besteht die Gefahr, dass sich Kursrücksetzer ausweiten, wenn Anleger mit ihren Investments auf dem falschen Fuß erwischt werden. Das war in der vergangenen Handelswoche nicht der Fall – und so scheint sich der Dax auf dem Niveau über 15.600 Punkten zu stabilisieren.

Bedeutet dies, dass die Sommerflaute nun beendet ist? Nach Einschätzung von Heibel sollten sich Anleger darauf nicht verlassen. „Der August ist noch lang, und weitere schwache Tage können die Unterstützung durchaus nochmals infrage stellen.“

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Mittelfristig ist der Experte aber optimistisch, dass die August-Verluste überwunden werden und der Dax an seine im November 2022 gestartete Rally anknüpft. „Die große Investitionsbereitschaft und der Zukunftsoptimismus, der sich schnell nach den ersten Kursverlusten eingestellt hat, zeigen, dass die Rally noch weitergeht.“

Auch die aktuelle Schwächephase können Privatanleger sinnvoll nutzen. Schwächere Notierungen ziehen, sofern sich die Wirtschaftslage nicht verschlechtert, bei dem Zukunftsoptimismus und der Kaufbereitschaft Schnäppchenjäger an, die auf günstige Kurse zum Einstieg warten.

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„Es erscheint weiterhin ratsam, Kursrückschläge für Käufe zu nutzen, an starken Tagen jedoch auch ein paar Gewinne mitzunehmen, um ausreichend Cash für den nächsten Rückschlag zu haben“, lautet der Tipp von Heibel.

Zumal die Quartalszahlen der Unternehmen erstaunlich gut waren. Erstaunlich, weil die Stimmung in der Bevölkerung hinsichtlich der Konjunkturaussichten in Deutschland schlecht ist. Viele Unternehmen ergänzen die Präsentation ihrer Quartalszahlen mit dem Hinweis, dass man aufgrund der Politik keine verlässliche Prognose für den weiteren Jahresverlauf wage.

Besonders gut sind die Zahlen in den USA. Das führt dazu, dass dort die Skepsis der Börsianer fehlt, die hierzulande zu beobachten ist. Diese Diskrepanz war in den vergangenen Wochen mehrfach aufgefallen.

Aktuelle Umfragedaten

Auf eine schwache erste August-Woche folgte eine weniger schwache zweite. Die Anlegerstimmung hat sich auf minus 1,2 Punkte gebessert (Vorwoche: minus 2,6 Punkte), wenngleich die Eintrübung noch immer dominiert. Die Verunsicherung unter den Anlegern geht auf minus 1,8 Punkte zurück. Davor lag dieser Wert bei minus 3,6 Punkten.

Vom nunmehr niedrigen Kursniveau aus erwarten viele Anleger zeitnah steigende Kurse. Die Zukunftserwartung erreichte Anfang August mit plus 2,8 den höchsten Wert seit über einem Jahr und verbleibt diese Woche mit plus 2,1 in der Nähe des Zwölf-Monats-Hochs. Entsprechend bleibt auch die Investitionsbereitschaft mit 1,2 Punkten (Vorwoche: 2,4 Punkte) auf hohem Niveau.

Das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart, an der Privatanleger handeln, pendelt seit Wochen im leicht negativen Bereich um minus fünf. Gegenwärtig liegt es bei minus 2,5. Negative Werte bedeuten, dass der Anteil von Put-Hebelprodukten – damit lässt sich auf fallende Kurse wetten – im Vergleich zu den Call-Derivaten in den Depots der Privaten höher ist. Nach den mutigen Positionierungen im Juli auf steigende Kurse sucht diese Anlegergruppe offensichtlich wieder verstärkt Absicherungen gegen fallende Kurse.

Dies zeigt sich auch bei den institutionellen Anlegern, die sich über die Frankfurter Terminbörse Eurex absichern. Das Put/Call-Verhältnis von 2,3 signalisiert ein starkes Interesse an Put-Absicherungen.

Das Put/Call-Verhältnis an der Chicagoer Terminbörse CBOE sinkt weiter ab, was eine zunehmend bullishe Positionierung der US-Anleger impliziert. Fondsmanager haben ihre Investitionsquote nach dem Rekordhoch vor zwei Wochen weiter auf 65 Prozent reduziert.

US-Privatanleger haben eine Bulle/Bär-Differenz von 19 Prozentpunkten. 45 Prozent Bullen stehen nur 26 Prozent Bären gegenüber. Damit sind einige Bullen aus der Vorwoche ins Bärenlager gewechselt, dennoch bleibt die Stimmungslage extrem optimistisch.

Der anhand technischer Marktdaten berechnete „Angst-und-Gier-Indikator“ der US-Märkte zeigt mit einem Wert von 66 Prozent Gier an, ist jedoch wieder ein wenig von alarmierenden Werten einer extremen Gier entfernt, die ab 75 Prozent beginnt. Auch andere kurzfristige technische Indikatoren zeigen neutrale Werte.

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