Deutsche Energie-Agentur bekommt neue Chefin

Corinna Enders

Enders ist zurzeit Geschäftsführerin der gemeinnützigen GmbH „Zukunft – Umwelt – Gesellschaft“ (ZUG).

(Foto: obs)

Berlin Corinna Enders führt künftig die bundeseigene Deutsche Energie-Agentur (Dena). Gesellschafter und Aufsichtsrat der Dena haben die 46-Jährige nach Angaben der Dena mit Wirkung zum 23. Oktober 2023 zur neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung bestellt.

Die Juristin, die sich unter 130 Bewerberinnen und Bewerbern durchgesetzt hat, wird die Geschäfte der Dena gemeinsam mit Kristina Haverkamp führen, deren Vertrag bereits im Frühjahr 2023 verlängert wurde. Zuerst hatte das Onlinemedium „Berlin.Table“ über die Personalie berichtet.

Für Stefan Wenzel, parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und Dena-Aufsichtsratschef, endet damit eine nicht ganz triviale Suche. Noch vor ein paar Monaten hatte es so ausgesehen, als habe man den geeigneten Dena-Chef bereits gefunden, die Entscheidung musste jedoch später rückgängig gemacht werden.

Wenzel sagte am Mittwoch, mit Enders habe man „eine Persönlichkeit mit hervorragender Expertise, nationalem wie internationalem Background und ausgewiesener Erfahrung in Aufbau wie Führung eines großen öffentlichen Unternehmens“ gewinnen können.

Enders ist zurzeit Geschäftsführerin der gemeinnützigen GmbH „Zukunft – Umwelt – Gesellschaft“ (ZUG), die dem Bund gehört und im Auftrag mehrerer Bundesministerien Förderprogramme und strategische Projekte auf nationaler und internationaler Ebene entwickelt und betreut.

Das reicht von der Förderung einer Pilotanlage zur CO2-Abscheidung in einem Zementwerk in Niedersachsen über Projekte für nachhaltiges Wassermanagement bis hin zu Demonstrationsprojekten für den Aufbau erneuerbarer Energien in der Ukraine.

ZUG bezeichnet sich in der Eigenbeschreibung als „spezialisierte Projektträgerin für alle Themen rund um den Schutz von Umwelt, Natur und Klima“. Das Unternehmen beschäftigt an den Standorten Berlin, Bonn und Cottbus 750 Menschen.

Enders war früher an der deutschen Botschaft in Nairobi tätig

Menschen, die Corinna Enders kennen, schildern sie als „patente, eloquente Frau“, die einen „breiten Blick“ auf die Dinge habe. Sie betrachte Energiewende und Klimaschutz nicht isoliert, sondern habe auch beispielsweise die Belange der Industrie fest im Blick. Außerdem verfüge sie über profunde Erfahrungen bei internationalen Belangen.

Enders ist seit dem Start der ZUG im Januar 2018 Geschäftsführerin der Gesellschaft. Vor ihrer Berufung zur Geschäftsführerin bei der ZUG gehörte sie dem Team des Bundesumweltministeriums an, das die internationalen Klimaverhandlungen führt.

Windkraft

Enders betrachte Energiewende und Klimaschutz nicht isoliert, sondern habe auch beispielsweise die Belange der Industrie fest im Blick.

(Foto: IMAGO/BildFunkMV)

Von 2012 bis 2016 war sie ans Auswärtige Amt, Botschaft Nairobi, abgeordnet und stellvertretende Ständige Vertreterin Deutschlands beim UN-Umweltprogramm (UNEP) und UN-Siedlungsprogramm (UN-Habitat). Ihre Karriere begann Enders als Anwältin, bevor sie ab 2008 im Bundesumweltministerium in verschiedenen Abteilungen arbeitete.

Mit der neuen Position bei der Dena gewinnt Enders direkten Einfluss auf die energie- und klimapolitische Debatte. Während ZUG eher einen Serviceansatz verfolgt und in erster Linie dafür sorgen muss, dass öffentliche Gelder in Milliardenhöhe effizient eingesetzt werden, hat die Dena einen anderen Anspruch.

Die Dena sieht sich als unabhängiger Treiber und Wegbereiter der Energiewende – national und international. „Wir arbeiten im Diskurs mit allen gesellschaftlichen Gruppen an Lösungen, entwickeln und bewerten Lösungsstrategien und geeignete Instrumente“, heißt es bei der Dena. Damit landet Enders mitten in der politischen Debatte.

Sie übernimmt die Nachfolge von Andreas Kuhlmann, der Ende Juni nach acht Jahren an der Spitze der Dena ausgeschieden war. Bereits im September vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass Kuhlmann die Dena verlässt.
Bei der Suche nach einem Nachfolger für Kuhlmann fiel die Wahl zunächst auf Michael Schäfer. Doch die Entscheidung für Schäfer löste einen politischen Eklat aus, nachdem sich herausgestellt hatte, dass Schäfer der Trauzeuge des am Auswahlverfahren beteiligten Wirtschaftsstaatssekretärs Patrick Graichen war.

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Graichen hatte diesen Umstand lange verschwiegen. Die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger musste von Neuem beginnen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) trennte sich später von Graichen.

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