Workers for Future: Deutschlands duale Berufsausbildung im Stress


Deutschlands oft als Vorbild gepriesenes duales Berufsbildungssystem steckt in der Krise, sagen Arbeitnehmervertreter und Arbeitgeber, während immer mehr Fachkräfte benötigt werden, um die grüne Wende des Landes zu verwirklichen.

Da Deutschlands Wirtschaft bei hochwertigen Produkten und Dienstleistungen mit hoher Wertschöpfung als privilegiert gilt, wird das duale Berufsbildungssystem des Landes, das eine praktische Ausbildung in Unternehmen mit einer schulischen Ausbildung für Jugendliche ab etwa 15 Jahren verbindet, oft als Schlüssel für den wirtschaftlichen Erfolg genannt .

Allerdings sind sich sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmervertreter einig, dass sich das System in einer Krise befindet, allerdings mit weit auseinander gehenden Ansichten darüber, warum das so ist.

„Aufgrund der Rückmeldungen unserer Handwerkskammern und Wirtschaftsverbände gehen wir davon aus, dass im gesamten Handwerk derzeit rund 250.000 qualifizierte Facharbeiterinnen und Facharbeiter fehlen“, so ein Sprecher der Deutschen Handwerkskammer ( ZDH) gegenüber EURACTIV.

„Tendenz steigend, denn jährlich bleiben rund 20.000 Ausbildungsplätze mangels Bewerbern unbesetzt“, warnte der Sprecher.

Dies, so die Kammer, sei neben der alternden Belegschaft auf einen falschen Fokus im Bildungssystem des Landes zurückzuführen, das sich zunehmend auf die akademische Bildung konzentriert habe.

„Eine bildungspolitische Wende ist dringend notwendig: Handwerkliche Berufe müssen die Anerkennung und Wertschätzung erfahren, die sie angesichts ihrer zentralen Rolle für die Zukunft unseres Landes verdienen“, sagte der ZDH-Sprecher.

Grüne Wende erfordert 60.000 zusätzliche Heizungsinstallateure

Damit wies der Sprecher auf einen steigenden Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften hin, um die grünen Ambitionen des Landes zu verwirklichen, insbesondere im Bausektor und für die Installation sauberer Energietechnologien wie Wärmepumpen.

„Allein in der Sanitär-Heizungs-Kälte-Branche wird aufgrund der geplanten Ausweitung des Einsatzes von Wärmepumpen bis 2030 mit einem zusätzlichen Bedarf von 60.000 zusätzlichen Installateuren gerechnet“, erklärte der Sprecher.

„Man muss also keine Prophetin sein, um vorauszusehen, dass all die zusätzlichen Projekte, insbesondere im Klima- und Umweltschutz, mit der derzeitigen Belegschaft im Handwerk nicht möglich sein werden“, fügte sie hinzu.

Allerdings sind sich nicht alle einig, dass das mangelnde Interesse junger Menschen an gewerblichen Berufen und die Fokussierung auf die akademische Ausbildung für den Mangel verantwortlich sind.

„Noch nie haben so wenige Betriebe ausgebildet wie jetzt“, sagt Kristof Becker, Jugendreferent beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) am 11. Februar.

„Das ist der Grund, warum immer mehr junge Menschen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz abgehängt werden“, sagte er und warnte, „die Gesellschaft sagt ihnen in einer ganz entscheidenden Phase ihres Lebens: Du wirst nicht gebraucht.“

„Und das, obwohl sie täglich in den Medien vom Fachkräftemangel lesen“, sagte Becker.

Trainieren oder bezahlen?

Ein kürzlich Kampagnenvideo Auch die DGB-Jugend Berlin und andere Jugendgruppen machten auf die Krise des dualen Ausbildungssystems aufmerksam.

Um das Problem anzugehen und die Finanzierung zu sichern, schlagen sie eine Umlage für jene Betriebe vor, die keine Ausbildungsplätze anbieten.

„Die Forderung nach einer umlagefinanzierten Ausbildungsplatzgarantie sieht vor, dass der Staat rechtskräftig sagt, wenn man wirklich eine Lehre machen will, dann wird das auch sichergestellt“, strebt Niklas Schmucker von der Initiative „Auszubildende für die Zukunft“ an Verbesserung der Nachhaltigkeit der Berufsbildung, sagte EURACTIV.

„Falls kein Unternehmen zu finden ist, kann man notfalls in der Schule anfangen mit dem Ziel, irgendwann einen Übergang in das duale Wunschmodell zu finden“, erklärte er.

Das Beispiel Berlin, sagte er, wo „nur 11 % der Betriebe bilden überhaupt noch aus, aber 100 % aller Betriebe sind auf ausgebildete Fachkräfte angewiesen“, zeigt das „Wer nicht teilnimmt, muss zumindest einen finanziellen Beitrag leisten“.

Erweiterung der Anzahl von Ausbildungsplätze könnten auch bessere Arbeitsbedingungen schaffen, die Umlage könnte es auch eine bessere Bezahlung der Auszubildenden mitfinanzieren, fügte Schmucker hinzu.

Inzwischen will auch die Bundesregierung eine „Ausbildungsgarantie“ einführen, allerdings ohne Umlage zur Finanzierung, was aus Sicht des DGB nicht ausreicht.

„Die Regierung versäumt es, die Berufsausbildung in Deutschland zu stärken“, sagte Becker dem RND. „Was sie derzeit als ‚Ausbildungsgarantie‘ präsentiert hat, ist vieles, aber eines sicher nicht: eine Ausbildungsplatzgarantie, wie wir sie im Koalitionsvertrag erkämpft haben.“

Für die Handwerkskammern ist eine Umlage für Nicht-Ausbildungsbetriebe jedoch nicht die bevorzugte Lösung.

„Eine Ausbildungsabgabe läuft Gefahr, das Ausbildungsengagement im Handwerk zu bremsen“, sagte ihr Sprecher. „Gerade für die vielen Kleinstunternehmen im Handwerk ist die Ausbildung mit einem hohen persönlichen, finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden.“

„Dass die Zahl der ausbildenden Betriebe trotz des hohen Ausbildungsengagements überhaupt zurückgeht, liegt vor allem daran, dass der Wettbewerb auf dem Ausbildungsmarkt für diese Betriebe besonders herausfordernd ist“, so der Sprecher weiter.

[Edited by Zoran Radosavljevic]



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