Tilda Swintons Auszeichnung als beste Nebendarstellerin für Michael Clayton bleibt einer der coolsten Oscar-Gewinner aller Zeiten


Der Sieg von Tilda Swinton für „Michael Clayton“ war ein Schock. Der einzige große Vorläuferpreis, den sie gewann, war der BAFTA, und wenn man bedenkt, dass sie die einzige britische Schauspielerin ist, die dieses Jahr nominiert wurde, macht dieser Crossover Sinn. Dabei ging es ihr auch nicht darum, einen Haufen Kritikerpreise mit nach Hause zu nehmen, sondern nur ein paar kleinere regionale Auszeichnungen. Selbst sie war völlig verwirrt, als ihr Name gelesen wurde.

Was den Sieg noch überraschender macht, ist die Rolle selbst. Als beste Nebendarstellerin werden in der Regel verschiedene Arten von Auftritten gezeigt. Es gibt die Brandstifter, die den Film aufheizen, wie Arian DeBose in „West Side Story“, Allison Janney in „I, Tonya“ oder Melissa Leo in „The Fighter“. Es gibt auch Darbietungen, die das Herzstück des Films darstellen und bei denen sie als emotionales Zentrum fungieren, wie Patricia Arquette in „Boyhood“ oder Youn Yuh-jung in „Minari“. Und es gibt Auftritte, bei denen es sich tatsächlich um Hauptdarsteller handelt, die betrügerisch als Nebendarsteller eingesetzt werden, wie Alicia Vikander in „The Danish Girl“, Viola Davis in „Fences“ und Jennifer Hudson in „Dreamgirls“.

Tilda Swinton in „Michael Clayton“ ist nichts davon. Sie spielt eine Handlanger-Anwältin, die versucht, die von ihrem Unternehmen begangenen Todesfälle zu vertuschen. Sie ist eine echte Nebenfigur, definitiv nicht der emotionale Mittelpunkt des Films, und sie hat nicht einmal die große Szene, in der sie einen Monolog anfängt, der kein Stück Szenerie unzerkaut lässt. Tatsächlich sind ihre besten Auftrittsmomente völlig still, so als ob sie in einer Toilettenkabine eine stumme, schweißtreibende Panikattacke erleiden würde oder George Clooney derjenige wäre, der sie zurechtmacht. Es gehört zu Swintons besten Werken, aber nichts daran schreit nach einem Oscar. Und doch gewinnt ein ungewöhnlicher Schauspieler für eine ungewöhnliche Rolle.

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