Nach Protesten der Landwirte warnt die Deutsche Monopolkommission vor vorzeitigen Markteingriffen


Nachdem die Bundesregierung nach den Bauernprotesten versucht hatte, die Schuld den Supermärkten zuzuschieben, kam die Monopolkommission nun zu dem Schluss, dass tatsächlich Ungleichgewichte bestehen, warnt aber vor übereilten politischen Entscheidungen.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die Monopolkommission des Landes damit beauftragt, die Nahrungskette auf Ungleichgewichte in der Marktmacht zu untersuchen. Für die deutschen Grünen sind nicht die Umweltvorschläge der EU für die prekäre Situation der Landwirte verantwortlich, sondern das dominante Preisverhalten des Lebensmitteleinzelhandels.

Eine vorläufige Bericht Die Monopolkommission kam zu dem Schluss, dass „die Strukturen der Lebensmittelversorgungskette in Deutschland Anzeichen für potenzielle Wettbewerbs- und Marktmachtprobleme aufweisen.“

Allerdings warnte das Beratungsgremium ausdrücklich vor übereilten politischen Reaktionen.

„Bereits heute gibt es Sonderregelungen, mit denen kleinere Produzenten von Agrarprodukten ihre Verhandlungsmacht stärken können“, sagte Jürgen Kühling, Vorsitzender der Monopolkommission, gegenüber Euractiv.

Er mahnte jedoch zur Vorsicht: „Diese Möglichkeiten bergen natürlich Risiken, etwa dass landwirtschaftliche Betriebe, die nicht beteiligt sind, vom Markt verdrängt werden.“

Nutzen Sie zunächst bestehende Möglichkeiten

Der vorläufige Bericht empfiehlt, „Eingriffe in Agrarmärkte oder Lebensmittelversorgungsketten zur Stärkung der Marktposition von Landwirten nur vorsichtig und auf einer klaren Faktenbasis vorzunehmen.“

Zunächst sollten die Marktstrukturen gründlich analysiert werden, um das Risiko unerwünschter Wettbewerbsverzerrungen auch zum Nachteil der Landwirte abzuschätzen.

Bei der Ankündigung der Untersuchung wollte der deutsche Landwirtschaftsminister Cem Özdemir ungenutzte EU-Vorschriften überprüfen – etwa Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) der EU, der eine vertragliche Verpflichtung für Rohmilchlieferungen einführen könnte.

Dies gäbe zwar Planungssicherheit, würde laut MEG Milch Board aber nur für rund 30 % von ihnen gelten, da die Mehrheit genossenschaftlich organisiert sei und die Regelung für sie nicht gelten würde.

Weitere mögliche Maßnahmen wären „zum Beispiel verschiedene Formen der Zusammenarbeit bei der Produktion und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte, die in anderen Branchen nicht erlaubt sind“, sagt Kühling.

Anfang des Jahres gingen Landwirte in Deutschland auf die Straße, um gegen eine geplante Kürzung der Dieselsubventionen zu protestieren, die ihnen finanzielle Schwierigkeiten bescheren würde, und blockierten mehrere Autobahnen und Innenstädte. Den Höhepunkt bildete im Januar eine Kundgebung von 30.000 Landwirten und 5.000 Traktoren in Berlin.

Allerdings sah die Regierung wenig Handlungsspielraum, um von den geplanten Kürzungen abzuweichen, da Einsparungen im Bundeshaushalt erforderlich waren, um eine Haushaltslücke von 17 Milliarden Euro zu schließen, nachdem das Verfassungsgericht den Haushaltsentwurf für verfassungswidrig erklärt hatte.

Daher suchte man nach anderen Ansätzen zur Unterstützung des Agrarsektors, wobei Teile der Regierung schnell die Preispolitik der Supermarktketten dafür verantwortlich machten.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) äußerte sich trotz mehrfacher Nachfrage von Euractiv nicht zur Nutzung der bereits bestehenden Möglichkeit.

Voruntersuchung

Der Bericht der Monopolkommission weist darauf hin, dass solche Diskussionen „aufgrund der stark international organisierten Lieferketten und der gemeinsamen Organisation der Agrarmärkte durch die EU“ nicht nur Deutschland betreffen würden, da ähnliche Probleme auch andere europäische Länder betreffen.

Das Problem der Marktmacht der Käufer in der Lebensmittelkette ist nicht neu. „In der Wirtschaftsforschung besteht mittlerweile ein breiter Konsens darüber, dass Lebensmittelmärkte oft keine voll funktionsfähigen Wettbewerbsmärkte sind“, heißt es in dem Bericht.

In Deutschland gebe es „historisch gesehen eine hohe Marktkonzentration im Lebensmitteleinzelhandel, die seit 2011 weiter zugenommen hat. Teilweise sind auch hohe Marktkonzentrationen auf der Verarbeitungsebene zu erkennen.“

Auch ein Blick auf die Landwirte zeige, dass der Anteil „der Umsatzerlöse mit Endprodukten in den letzten Jahrzehnten stetig gesunken ist“.

„Insgesamt lassen sich bereits auf Basis dieser vorläufigen Analyse der Lebensmittelversorgungskette potenzielle Hinweise auf eine bestehende Marktmacht erkennen, die sich zum Nachteil der Landwirte auswirken könnte.“

Nächste Schritte

Die Monopolkommission selbst sieht ausreichende Anhaltspunkte für Marktmacht innerhalb der Lieferkette, um eine für Anfang 2025 geplante vertiefte Untersuchung zu rechtfertigen. Sie erwäge außerdem, „eine Sektoruntersuchung durch das Bundeswettbewerbsamt zu empfehlen“, heißt es in dem Bericht.

Nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWK) werden weitere Schritte im engen Dialog mit verschiedenen Akteuren der Lebensmittelversorgungskette besprochen. Ziel sei es zu prüfen, „ob und ggf. wo rechtlicher Anpassungsbedarf besteht“, sagte ein BMWK-Sprecher gegenüber Euractiv.

[Edited by Oliver Noyan/Alice Taylor]

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