Webbrowser wie Chrome, Microsoft Edge und Firefox könnten gezwungen sein, Websites auf Softwareebene zu blockieren, wenn die französische Regierung ihren Willen durchsetzt.
In einem von der Firefox-Muttergesellschaft Mozilla verfassten Blogbeitrag warnte das Unternehmen vor den möglichen abschreckenden Auswirkungen des sogenannten SREN-Gesetzes, das derzeit durch das französische Regulierungssystem läuft, auf Webbrowser und auch auf das freie Internet insgesamt.
Artikel 6 des Gesetzentwurfs beschreibt den Wunsch der französischen Regierung, Webbrowser dazu zu zwingen, Tools einzubinden, die als Filter fungieren und als obligatorischer Inhaltsblocker für eine von der Regierung unterstützte Liste fungieren. Es ist nicht so, dass es solche Gesetze nicht schon früher gegeben hätte. Totalitäre Staaten wie Russland und China verfügen bereits über allgegenwärtige Instrumente zur Kontrolle des Internets, aber auch selbsternannte Demokratien wie Australien und das Vereinigte Königreich verfügen über einige weitreichende Gesetze, die sich mit staatlicher Schnüffelei und Zensur im Internet befassen. Ich erinnere mich noch genau daran, wie mein britischer ISP Pirate Bay irgendwann mit einem großen roten Warnschild blockierte, obwohl das Verbot offenbar nur von relativ kurzer Dauer war (da es jetzt wieder verfügbar ist).
Was hier anders ist, ist der Mechanismus, den die französische Regierung anstrebt. Durch den Einsatz auf Browserebene würde dies der Regierung beunruhigende Macht verleihen und gleichzeitig Druck auf Webbrowser ausüben, Systeme zu finanzieren, die von totalitären Staaten ausgenutzt werden könnten.
Mozilla führt aus, dass es sich auf den ersten Blick zwar nicht allzu sehr von Tools wie Microsoft Smart Screen unterscheidet, das als Hotspots für Phishing- und Malware-Angriffe gemeldete Websites automatisch blockiert, der Hauptunterschied jedoch darin besteht, dass Smart Screen und andere ähnliche Tools leicht umgangen werden können durch Benutzer bei Bedarf. Diese von der französischen Regierung angestrebten Mechanismen würden lediglich eine dauerhafte Sperre auf jeder Website oder Plattform darstellen, die sie für angemessen hält.
Analyse: Dumme Regierungen mit dummen Ideen
Auch wenn diese Art von Funktionen gut gemeint sein mögen (was hier im Ernstfall im Zweifelsfall ausreicht), ermöglicht die Einführung dieser Art von Systemen künftigen potenziellen Regierungen, sie für politische Zwecke auszunutzen und dabei innerhalb der „rechtlichen“ Definitionen zu bleiben. Vielleicht noch entscheidender ist, dass sie in der Praxis auch nie wirklich funktionieren. Die Vorstellung, dass die französische Regierung den freien Informationsfluss auf diese Weise irgendwie verhindern könnte, ist sinnlos und wird den Browserfirmen wahrscheinlich nur große Kopfschmerzen bereiten. Die Open-Source-Community hätte Versionen gespalten, ohne dass staatliche Kontrollen innerhalb von Minuten vorbereitet worden wären. Und dann würde zweifellos das Risiko für legitime Benutzer, von tatsächlicher Malware erwischt zu werden, zunehmen, wenn sie nach offenen Tools aus vielleicht weniger legitimen Quellen suchen müssten.
Auch das Vereinigte Königreich bringt derzeit ähnliche Gesetzesentwürfe durch sein Parlament. Das sogenannte „Online Safety Bill“ würde Unternehmen wie Microsoft dazu zwingen, staatlich vorgeschriebene Hintertüren in Apps mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einzubauen. Es würde Apps wie WhatsApp, Telegram und andere Dienste zerstören, die auf starke Verschlüsselungsmethoden angewiesen sind, um Benutzerdaten privat zu halten. Firmen wie WhatsApp und Signal haben sogar drohte, das Vereinigte Königreich zu verlassen völlig übertrieben. Die Regierung sagt oft, dass es bei diesen Gesetzesentwürfen um die Verhinderung von Kriminalität gehe, aber wenn Regierungen ein Monopol auf Gewalt und Inhaftierung haben, kann sich die Definition von Kriminalität sehr schnell ändern. Sie müssen sich nur die völlige Erosion der freien Meinungsäußerung in Ländern wie Hongkong und Russland ansehen, wo Kritik an der Regierung zunehmend zu langen Gefängnisstrafen (oder Schlimmerem) führen kann. Sowohl die britische als auch die französische Regierung haben sich in letzter Zeit viel Kritik eingehandelt …