Der europäische Binnenmarkt rückt im Jahr 2024 grüne und digitale Ziele in den Mittelpunkt


Der jährliche Binnenmarkt- und Wettbewerbsfähigkeitsbericht 2024 der Europäischen Kommission untersucht, wie sich die digitale Akzeptanz und Nachhaltigkeit im gesamten Binnenmarkt im vergangenen Jahr entwickelt hat.

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Der europäische Binnenmarkt wurde 1993 gegründet, um den freien Personen-, Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr in der gesamten Europäischen Union zu ermöglichen. Es ist der größte Handelsblock der Welt, bestehend aus 27 Staaten der Europäischen Union, mit mehr als 440 Millionen Verbrauchern. Auch Liechtenstein, Island und Norwegen haben über das Abkommen über den Wirtschaftsraum Zugang zum Staatenbund, allerdings mit gewissen Ausnahmen. Die Schweiz hingegen kann über bilaterale Abkommen nur teilweise auf diesen Binnenmarkt zugreifen.

Seit seiner Gründung hat der europäische Binnenmarkt dafür gesorgt, dass die EU-Wirtschaft Zugang zu vielfältigen Versorgungsquellen, einem breiten Nachfragepool und mehreren Möglichkeiten zur Ausweitung von Produktion und Innovation hat. Es trägt auch zu soliden Arbeitsbedingungen und sozialen Rechten bei und stärkt gleichzeitig die globale Verhandlungsposition der EU.

Die Komplexität und Umsetzung der Regeln bleibt jedoch eine ständige Herausforderung.

Die Europäische Kommission hat kürzlich ihren jährlichen Binnenmarkt- und Wettbewerbsfähigkeitsbericht 2024 veröffentlicht Bericht, in dem die Ziele, Herausforderungen und Vorteile des europäischen Binnenmarktes im vergangenen Jahr dargelegt werden. Dieser Bericht wurde vom Europäischen Rat im März 2023 empfohlen und geht im Vergleich zu früheren jährlichen Binnenmarktberichten einen Schritt weiter, um die Wettbewerbsfähigkeit des Binnenmarkts besser zu überwachen.

Der Bericht beleuchtet hauptsächlich neun Wettbewerbsfaktoren des Binnenmarkts sowie die jährlichen Fortschritte oder Rückschläge, mit denen diese bisher konfrontiert waren. Diese sind:

  • Öffentliche Investitionen und Infrastruktur
  • Energie
  • Bildung und Fähigkeiten
  • Forschung und Innovation
  • Zirkularität
  • Zugang zu privatem Kapital
  • Funktionsweise des Binnenmarktes
  • Handel und offene strategische Autonomie
  • Digitalisierung

Sich entwickelnde geopolitische und wirtschaftliche Herausforderungen für den europäischen Binnenmarkt

Nach den Rückschlägen, die mehrere Sektoren aufgrund der Pandemie sowie des anhaltenden Russland-Ukraine-Konflikts erlitten haben, hat die Europäische Kommission mehrere Schritte unternommen, um die Widerstandsfähigkeit des Handelsblocks zu verbessern.

Dazu gehört die Verringerung der Abhängigkeit von russischer Energie, der Aufbau vielfältigerer Lieferpartner sowie die Priorisierung des digitalen und grünen Wandels, auch bekannt als „Twin Transition“. Dies bedeutet, dass Einzelpersonen, Unternehmen und Regierungen zwar mehr Wert auf die digitale Einführung und Weiterentwicklung legen, dies jedoch auch so nachhaltig wie möglich geschieht. Auch andere Klimaziele wie Netto-Null-Ziele und Ziele zur Emissionsreduzierung wurden stärker in den Vordergrund gerückt.

Anhaltende Herausforderungen wie geopolitische Spannungen, Risiken technologischer Fortschritte wie künstliche Intelligenz, Arbeitskräftemangel sowie steigende Inflation und Zinssätze stellen jedoch weiterhin eine Bedrohung für diese Ziele dar. Chinas zunehmende Dominanz in der Elektrofahrzeug- (EV) und Halbleiterindustrie ist ebenfalls eine weitere Bedrohung für die EU.

Auch die finanziellen Bedingungen in der EU waren im vergangenen Jahr erheblich schwierig, was dazu beitrug, dass Unternehmen mit Kapitalinvestitionen zu kämpfen hatten. Dies war vor allem auf steigende Zinsen sowie strengere Standards für Kreditlinien und Neukredite zurückzuführen.

Andererseits verfügt die EU auch über eine hochwertige Infrastruktur, Forschung, Dienstleistungen, eine hervorragende Produktionsbasis und einen Vorsprung bei der Entwicklung sauberer Technologien. Diese könnten einen großen Beitrag zur Bewältigung der oben genannten Herausforderungen leisten, insbesondere wenn es um die Entwicklung eigener Elektrofahrzeuge und Halbleiter geht.

Auch Maßnahmen wie die Recovery and Resilience Facility (RRF), EU-Kohäsionsfonds und ähnliche Programme haben viel dazu beigetragen, den digitalen und grünen Wandel voranzutreiben, selbst in Zeiten geringer Kapitalinvestitionen und schwankendem Vertrauen.

Darüber hinaus befasste sich der Europäische Rat Ende letzten Jahres auch mit Plänen zur Erweiterung der Europäischen Union, die auch den Umfang des Binnenmarkts durch die Einbeziehung weiterer Kandidatenländer erweitern würde. Dazu gehört auch die Verbesserung der bereits bestehenden Abkommen über eine vertiefte und umfassende Freihandelszone mit Moldawien und der Ukraine für den Zeitraum 2023–2024.

Grüne und digitale Ziele stehen im Mittelpunkt

Ein Mitarbeiter arbeitet dokumentieren Dem oben genannten Bericht liegt der erste Jahresbericht über die wichtigsten Ergebnisse des European Monitor of Industrial Ecosystems (EMI) bei. Das EMI wird von EU-Industriemitgliedern, politischen Entscheidungsträgern und Mitgliedstaaten verwendet, um den Fortschritt des doppelten Übergangs branchenübergreifend zu messen, indem es die Akzeptanzrate von Technologie durch Unternehmen und Einzelpersonen untersucht. Außerdem wird untersucht, wie wettbewerbsfähig die Technologien der EU im Vergleich zu ihren globalen Konkurrenten sind.

Nach Angaben des EMI verfügten im Jahr 2022 nur 69 % der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) über ein grundlegendes Maß an digitaler Intensität, was immer noch deutlich unter dem EU-Ziel von 90 % bis 2030 lag.

Die digitale Intensität wird durch gemessen DigitalIntensitätIndex (DII), das 12 ausgewählte digitale Parameter berücksichtigt, zum Beispiel die Nutzung von KI, eine Website, soziale Medien, Zugang zu Computern für Mitarbeiter und so weiter.

Unternehmen mit einer grundlegenden digitalen Intensität erfüllen mindestens vier der ausgewählten zwölf Parameter, während Unternehmen mit einer hohen digitalen Intensität zwischen sieben und neun der Standards erfüllen. Betriebe mit sehr hoher Intensität erfüllen zwischen 10 und 12 der Parameter.

Das EMI stellt jedoch fest, dass 49 % der KMU angaben, dass sie ihre Investitionen in digitale Technologien beschleunigen, wobei die Luft- und Raumfahrtindustrie sowie die Verteidigungsbranche, Unternehmen, die sich mit umweltfreundlicher Technologie und Agrarlebensmitteln befassen, dabei die Vorreiter sind.

Bestimmte Dienstleistungssektoren wie der Tourismus hatten ebenfalls mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen, da trotz hoher Nachfrage nur eine begrenzte Verfügbarkeit digitaler und grüner Kompetenzen bestand. Eine besonders hohe Nachfrage nach digitalen Kompetenzen verzeichneten die Kreativ- und Kulturbranche sowie das Baugewerbe.

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Digitale Unternehmen im Elektronik-, Mobilitäts- und Einzelhandelssektor verzeichneten im Jahr 2021 die meisten Investitionen von europäischen Risikokapital- und Private-Equity-Firmen. Allerdings ist die private Finanzierung in der EU im Vergleich zu den USA, wo es mehrere weitere Scale-ups gibt, immer noch recht stagnierend als Europa.

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