Damals schlug sich ein Regisseur bei den Oscars selbst (und wurde nie wieder nominiert)


Ganz am Anfang seiner Karriere sah es so aus, als hätte Steven Soderbergh das Zeug zum Oscar-Liebling gehabt. Er trat 1989 mit dem bahnbrechenden Independent-Drama „Sex, Lies, and Videotape“ auf die Bühne. Damals gab es zwar US-amerikanisches Independent-Kino, aber es blieb weitgehend im Verborgenen. Die 1980er Jahre waren eine Zeit der Mainstream-Hollywood-Dominanz, in der Franchising, Spektakel und eine ziemlich konservative Sicht auf die Welt im Vordergrund standen, und es war schwierig, diesen Lärm zu durchbrechen. „Sex, Lügen und Videotape“ hat genau das getan. Der Independent-Boom der 1990er Jahre mit Namen wie Quentin Tarantino, Richard Linklater und Kevin Smith wurde allesamt durch Soderberghs Film ermöglicht.

Der Film trug nicht nur dazu bei, Sundance wirklich bekannt zu machen und in Cannes die Palme d’Or zu gewinnen, sondern er fand auch ein Publikum, das bei einem Budget von knapp über einer Million US-Dollar fast 25 Millionen US-Dollar einspielte. „Sex, Lies, and Videotape“ hinterließ einen großen Eindruck und führte dazu, dass Soderbergh bei den Oscars für das beste Originaldrehbuch nominiert wurde. Er gewann nicht, da die „Dead Poets Society“ den Preis in einem hart umkämpften Jahr mit nach Hause nahm, aber sein Fuß war in der Tür. Das war ein Phänomen, als er Mitte 20 für seinen ersten Film nominiert wurde. Bei den Oscars, insbesondere den Oscars der 1980er Jahre, wurde transgressives Material selten anerkannt, und Soderberghs Nominierung signalisierte, dass eine neue Welle bevorstand.

Allerdings konnte er diese Welle nicht reiten. Während all diese anderen unabhängigen Filmemacher ihren besonderen Stil verfeinerten und sich als einzigartige Autoren etablierten, war Soderbergh nicht sonderlich daran interessiert, „Sex, Lies, and Videotape“ erneut mit größerem Budget und größeren Stars zu drehen. Er musste zacken, und das tat er auch.

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