München Wer Sprachassistenten in heutigen Autos benutzt, wird schnell enttäuscht. Statt dass man mit dem Auto kommunizieren kann, entpuppen sich die Assistenten oft als pure Befehlsempfänger. Und meist verstehen sie einen nicht richtig. Der deutsche Autozulieferer Continental setzt deswegen auf eine Zusammenarbeit mit dem Tech-Giganten Google. Auf der Automesse IAA in München gab der Dax-Konzern die Partnerschaft bekannt.
Continental nutzt künftig den Sprachassistenten des Cloud-Computing-Dienstes „Google Cloud“. Der Sprachassistent basiert auf sogenannter generativer Künstlicher Intelligenz (KI). Continental verspricht, dass dadurch Autofahrer und Fahrzeug in einen natürlichen Dialog treten können.
„Wir schaffen ein intuitives Nutzererlebnis“, sagt Philipp von Hirschheydt, Vorstand des Autogeschäfts von Continental. Per einfachem Sprachbefehl können Autofahrer beispielweise Informationen zu Hotels und Sehenswürdigkeiten auf der Strecke erfragen, heißt es in einer Mitteilung des Zulieferers.
Die generative KI von Google Cloud stellt die Informationen auf Grundlage einer Frage in Echtzeit zusammen und könne diese wie ein Audioguide im Museum wiedergeben. Fahrerinnen und Fahrer könnten zudem Folgefragen stellen, ohne den Kontext zu wiederholen.
Continental integriert den KI-Sprachassistenten in seine Hochleistungsrechner, die der Zulieferer Autobauern anbietet. Die Hersteller statten ihre Fahrzeuge seit Jahren mit immer mehr Softwarefunktionen aus. Das erschwert zum Teil auch die Bedienung über den Touchscreen. In Zukunft wird daher die sprachliche Interaktion zwischen Mensch und Auto immer wichtiger. Sie erleichtert die Bedienung und senkt das Ablenkungsrisiko während der Fahrt.
Continental hat Probleme in seinem Auto-Geschäft
Für die Entwicklung von Sprachassistenten sind allerdings gigantische Datenmengen notwendig – über die Autobauer und Zulieferer nicht verfügen. Branchenexperten hatten daher bereits damit gerechnet, dass die Autoindustrie im Bereich der Sprachassistenten Kooperationen mit Tech-Konzernen anstreben würden.
„Wir sind begeistert über die Partnerschaft mit Continental”, sagt Daniel Holz, Vizeeuropachef bei Google Cloud. „Wir kombinieren unsere Expertise in Software, KI und Cloud-Computing mit der umfassenden Kenntnis der Automobilindustrie von Continental.“
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Der Dax-Konzern kämpft in seinem Auto-Geschäft, in dem die Softwareentwicklung eine zentrale Einnahmequelle ausmachen soll, nach wie vor mit großen Problemen. Die Kernsparte des Unternehmens ist zuletzt wieder in die roten Zahlen gerutscht.
Konzernchef Nikolai Setzer und dem neuen Spartenvorstand von Hirschheydt gelingt es nach wie vor nicht, das Geschäft nachhaltig profitabel zu machen. Noch immer hängt das positive Gesamtergebnis des Konzerns vorwiegend vom Reifen- und Industriegeschäft ab.
Mit der Google-Kooperation versucht Conti einen Schritt nach vorn. Auf der Basis der eigenen Hochleistungsrechner sei mit einer Serienreife des Systems in 18 Monaten zu rechnen.
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