Compliance-Softwarefirma sucht Private Equity Investor

Frankfurter Börse

In der Kommunikation mit Investoren nutzen Firmen über EQS etwa für die Veröffentlichung von Ad-hoc-Mitteilungen.

(Foto: Reuters)

Frankfurt Alle Dax-Unternehmen haben das „EQS-Cockpit“ für ihre Kommunikation mit Investoren sowie die Steuerung von Compliance-Prozesse im Einsatz. Der dahinter stehende Anbieter, die Münchener EQS Group, begibt sich Finanzkreisen zufolge nun auf die Suche nach einem Investor, der zusätzliches Wachstumskapital und Expertise bieten könnte.

Die Investmentbank Goldman Sachs helfe bei der Eruierung der Finanzierungsoptionen, EQS Vorstand und Aufsichtsrat hätten aber noch keine Vorentscheidungen getroffen, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen. Dass ein Private Equity Investor eine Mehrheit an der Firma erwirbt und anschließend von der Börse nimmt, um sie abseits der für gelistete Firmen geltenden Transparenzpflichten weiter zu entwickeln, sei eine der Optionen.

Das Münchener Unternehmen hat eine Marktkapitalisierung von derzeit 260 Millionen Euro und kommt vor allem für Finanzinvestoren in Betracht, die sich auf mittelgroße Technologiefirmen spezialisiert haben

Investoren wie Hg, Bridgepoint, Vitruvian, Permira und General Atlantic gehörten zu denjenigen, mit denen EQS in der Vergangenheit bereits in Kontakt gestanden hat. Da Geschäftssoftware bei Finanzinvestoren generell hoch im Kurs steht, sei mit einer Vielzahl weiterer Interessenten zu rechnen.

Größter Anteilseigner mit einem 24-prozentigen EQS-Aktienpaket ist die Investmentaktiengesellschaft für langfristige Investoren TGV, die das Vermögen des Medieninvestors Norman Rentrop (VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft, Bibel TV) verwaltet.

Achim Weick, der die Firma im Jahr 2000 gegründet hatte hält 15,3 Prozent. TGV und Weick seien derzeit allerdings nicht auf einen Verkauf aus, hieß es. EQS, TGV, Weick und Goldman Sachs lehnten Stellungnahmen ab.

Digitalisierung, Regulierung und ESG

EQS profitiert von den Megatrends Digitalisierung, Regulierung und ESG – sprich Kriterien in Sachen Umweltschutz, Sozialstandards und guter Unternehmensführung.

Die Münchener Firma mit 600 Beschäftigten bietet Software an, mit der sich Compliance-Prozesse steuern lassen, etwa anonyme Meldungen von Whistleblowern. In der Kommunikation mit Investoren nutzen Firmen über EQS etwa für die Veröffentlichung von Ad-hoc-Mitteilungen.

Auch im Management von ESG-Daten, der Erfüllung von Sorgfaltspflichten entlang von Lieferketten und einer regelkonforme Nachhaltigkeitsberichterstattung kommen EQS Produkte zum Einsatz. Gerade der Bereich ESG boomte zuletzt.

Der Markt für sogenannte RegTech (Regulierungs-Technologie) ist aufgrund der stetig wachsenden gesetzlichen Anforderungen ein Wachstumsmarkt.

Die Umsätze von EQS legten in den vergangenen Jahren kontinuierlich zu – von 30 Millionen im Jahr 2017 auf 61 Millionen 2022. Für 2023 ist eine Steigerung auf 71 bis 74 Millionen geplant, das operative Ergebnis (Ebitda) soll sich auf 9 bis 11 Millionen in etwa verdoppeln.

2022 hatte es – aufgrund niedriger Nachfrage und später als erwartet verabschiedeten Gesetzen, die EQS’ Geschäft treiben sollten – mit knapp 5 Millionen unter Plan gelegen. Unter dem Strich verbuchte EQS 2022 ein Minus von 3,3 Millionen.

Da die EU-Whistleblower-Richtlinie später in das deutsche Recht übertragen wird als erwartet, schieben Kunden den Kauf von entsprechender Software auf, weshalb EQS im Frühjahr angekündigt hatte, das Mittelfristziel von 130 Millionen Euro Umsatz und einer Rendite (Ebitda-Marge) von mindestens 30 Prozent erst mit 12 bis 18 Monaten Verzug zu erreichen.

Um die geplanten Investitionen in die Wachstumsfelder umsetzen zu können, könnte das Geld von Private Equity helfen.

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