Commerzbank baut Gewinn kräftig aus

Frankfurt Die Commerzbank hat ihren Gewinn dank der gestiegenen Zinsen und eines robusten Kerngeschäfts ausgebaut. Das Konzernergebnis stieg im zweiten Quartal um ein Fünftel auf 565 Millionen Euro, wie Deutschlands zweitgrößte Privatbank am Freitag mitteilte. Damit schnitt das Institut besser ab als von Analysten erwartet.

Darüber hinaus kündigte die Bank ein weiteres Aktienrückkaufprogramm für das Jahresende an. „Auf Basis des starken ersten Halbjahres und unserer Erwartungen für die zweite Jahreshälfte werden wir die Zustimmung für einen weiteren Aktienrückkauf im Rahmen der geplanten Ausschüttungsquote von 50 Prozent bei der EZB und der Finanzagentur beantragen“, sagte Finanzvorständin Bettina Orlopp.

Ihr erstes Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 122 Millionen Euro hatte das Institut erst im Juni abgeschlossen. Die Deutsche Bank hat bei der Vorlage ihrer Halbjahreszahlen vor zwei Wochen ebenfalls ein Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Das Institut will bis Jahresende eigene Papiere für 450 Millionen Euro zurückkaufen.

Bei der Deutschen Bank war der Gewinn im zweiten Quartal anders als bei der Commerzbank leicht zurückgegangen. Auch der Aktienkurs entwickelt sich deutlich schlechter. Papiere der Deutschen Bank haben seit Jahresbeginn rund sechs Prozent verloren, die der Commerzbank 24 Prozent gewonnen.

Ein Grund dafür ist, dass die Commerzbank dank ihres großen Privat- und Firmenkundengeschäfts besonders stark von der Zinswende profitiert. Um die hohe Inflation zu bekämpfen, hat die EZB den Einlagezins seit Sommer 2022 mehrmals angehoben, zuletzt auf 3,75 Prozent.

Bei der Commerzbank legte der Zinsüberschuss in der Folge im zweiten Quartal um 44 Prozent zu auf den Rekordwert von 2,13 Milliarden Euro. Anders als zuletzt prognostiziert übertraf die Bank damit auch den Wert von 1,95 Milliarden Euro aus dem ersten Quartal.

Im Gesamtjahr rechnet das Geldhaus nun mit einem Zinsüberschuss von 7,8 Milliarden Euro. Im Mai hatte die Bank noch sieben bis 7,3 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Commerzbank legt mehr Geld für Boni beiseite

Wegen der Eintrübung der Konjunktur musste das Institut im zweiten Quartal allerdings deutlich mehr Geld für Kreditausfälle zurücklegen. Die Risikovorsorge verdoppelte sich beinahe auf 208 Millionen Euro. Grund dafür seien wenige große Ausfälle im Firmenkundensegment sowie ein Einmaleffekt wegen der Überarbeitung von internen Kreditrisikomodellen, erklärte die Bank.

Für das Gesamtjahr ist das Institut bei Kreditausfällen nun jedoch etwas optimistischer. Die Bank kalkuliert 2023 nun mit einer Risikovorsorge von weniger als 800 Millionen Euro statt wie bislang von weniger als 900 Millionen Euro.

Beim Provisionsüberschuss geht das Institut dagegen anders als bisher von einem leichten Rückgang aus. Auch die Prognose für die Kosten hob das Institut leicht an – von 6,3 auf 6,4 Milliarden Euro.

Im zweiten Quartal stiegen die operativen Kosten um vier Prozent auf 1,48 Milliarden Euro, weil die Bank ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern höhere Gehälter bezahlte und mehr Geld für Bonuszahlungen beiseitelegte.

Das Verhältnis von Aufwand zu Erträgen sank im zweiten Quartal dennoch auf 58 Prozent. Damit steht die Commerzbank deutlich besser da als die Deutsche Bank, bei der diese Quote auf 76 Prozent stieg.

Neue Strategie wird am 8. November präsentiert

Die Commerzbank hatte Anfang 2021 angekündigt, bis Ende 2024 insgesamt 10.000 Stellen zu streichen und ihre Eigenkapitalrendite deutlich zu steigern. Am 8. November will sie eine neue Strategie für die kommenden Jahre vorlegen, mit der sie erstmals seit langem ihre Kapitalkosten verdienen will. Diese bezifferte Finanzchefin Orlopp auf der Hauptversammlung mit zehn Prozent.

Im Rahmen der aktuellen Strategie, die noch bis Ende 2024 läuft, peilt die Bank eine Eigenkapitalrendite (RoTE) von mehr als 7,3 Prozent an. Im ersten Halbjahr lag die Quote mit 8,1 Prozent bereits über diesem Zielwert. Im Gesamtjahr erwartet das Institut jedoch eine niedrigere Rendite.

Das Firmenkundensegment baute seinen Betriebsgewinn im zweiten Quartal dank gestiegener Erträge um 38 Prozent auf 447 Millionen Euro aus. Im Privatkundengeschäft sank das operative Ergebnis wegen geringeren Transaktionserlösen bei der Fondstochter Commerzbank Real dagegen um 21 Prozent auf 297 Millionen Euro.

Trotz des zunehmenden Konkurrenzdrucks stiegen die Einlagen im Privatkundengeschäft in Deutschland leicht auf 153 Milliarden Euro. Das Kreditvolumen blieb insgesamt stabil. Bei der Baufinanzierung verzeichnete das Institut im zweiten Quartal eine Belebung des Neugeschäfts.

Polnische Commerzbank-Tochter schreibt roten Zahlen

Sorgen bereitet der Commerzbank weiterhin dagegen ihre polnische Tochter M-Bank. Sie musste ihre Vorsorge für umstrittene Frankenkredite um 347 Millionen Euro aufstocken. In der Folge schrieb das Institut, an dem die Commerzbank 69,3 Prozent hält, einen operativen Verlust von 14 Millionen Euro.

Wegen niedriger Zinsen in der Schweiz hatten viele Polen einst Franken-Kredite aufgenommen, um ihr Haus zu finanzieren. Dann verlor die Landeswährung Zloty gegenüber dem Franken stark an Wert, wodurch die Belastungen für private Bauherren stiegen.

Viele Kreditnehmer gingen daraufhin wegen möglicherweise unrechtmäßiger Klauseln gegen polnische Geldhäuser vor – und bekamen dabei vor Gericht zuletzt immer häufiger recht. Die M-Bank musste ihre Risikovorsorge für das Franken-Kreditportfolio deshalb mehrmals aufstocken.

Grund für die jüngste Aufstockung ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), das polnischen Bankkunden im Streit um Franken-Kredite den Rücken gestärkt hatte. Insgesamt summieren sich die Belastungen für die M-Bank durch Frankenkredite inzwischen auf rund zwei Milliarden Euro.

Mehr: Zinsangebote zahlen sich aus: ING Deutschland fließen Einlagen von 15,6 Milliarden Euro zu

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