Chipkonzern TSMC investiert 10 Milliarden Euro in Dresden

Berlin, München Prominenter Neuzugang für die deutsche Industrie: Der Chipkonzern TSMC investiert in ein Werk in Dresden. Das beschloss der Vorstand des weltgrößten Auftragsfertigers der Halbleiterindustrie an diesem Dienstag.

In der neuen Fabrik sollen Chips mit Strukturgrößen von 22 und 28 Nanometer sowie zwölf und 16 Nanometer entstehen. Es sind die Bauelemente, wie sie vor allem die deutschen Autohersteller benötigen. Zum Vergleich: Mit seinen aufwendigsten und fortschrittlichsten Verfahren stellt TSMC Chips mit drei Nanometer Strukturgröße her.

„Diese Investition in Dresden unterstreicht das Engagement von TSMC, den strategischen Kapazitäts- und Technologiebedarf unserer Kunden zu decken und wir freuen uns über die Gelegenheit, unsere langjährige Partnerschaft mit Bosch, Infineon und NXP zu vertiefen“, sagte TSMC-Chef CC Wei. „Europa ist ein überaus vielversprechender Standort für Halbleiterinnovationen, insbesondere im Automobil- und Industriebereich.“

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte: „Mit dem Investment von TSMC kommt ein weiterer Global Player der Halbleiterbranche nach Deutschland.“ Die Investition von TSMC werde substanziell dazu beitragen, die Versorgung Deutschlands und Europas mit Halbleiterchips zu sichern.

An der Fabrik beteiligen sich der Dax-Konzern Infineon, der niederländische Chiphersteller NXP sowie Bosch, der weltgrößte Autozulieferer. Jeder dieser Partner hält zehn Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen. TSMC verkauft keine Halbleiter unter eigenem Namen, sondern beliefert ausschließlich andere Anbieter.

Bosch sichert die Lieferkette ab

Bosch-Chef Stefan Hartung sieht in dem Engagement eine Möglichkeit, die eigene Lieferkette abzusichern – und das gleich neben der eigenen Fabrik. Hartung: „Wir freuen uns, mit TSMC einen globalen Innovationsführer zur Stärkung des Halbleiter-Ökosystems in direkter Nachbarschaft zu unserem Halbleiterwerk in Dresden gewinnen zu können.“

Robert Habeck

Der Bundeswirtschaftsminister verspricht sich von der TSMC-Ansiedlung eine sicherere Versorgung Deutschlands mit Halbleiterchips.

(Foto: dpa)

Das neue Werk soll auf einem 50 Hektar großen Gelände am Dresdner Flughafen entstehen. Wirtschaftsminister Habeck erklärte, von einer „Investition dieser Größenordnung“ profitierten viele Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette sowie die Anwenderindustrien, „von den großen Unternehmen bis zum Mittelstand“.

Bereits vor einigen Jahren hatte sich Bosch unmittelbar neben der künftigen TSMC-Fabrik angesiedelt. Das Areal des Chip-Konzerns bietet dem Freistaat Sachsen zufolge genügend Platz, um in Zukunft auch eine weitere Fertigungsstätte zu errichten.

TSMC investiert den Angaben zufolge knapp 3,5 Milliarden Euro aus eigener Kasse. Der Bund wird die Ansiedlung nach Handelsblatt-Informationen voraussichtlich mit bis zu fünf Milliarden Euro unterstützen, die aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) finanziert werden sollen. Auf die drei anderen Partner entfallen demnach jeweils etwa 500 Millionen Euro. Das Gesamtvolumen beträgt dann rund zehn Milliarden Euro.

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Bevor der Bund seine Unterstützung an TSMC zahlen kann, muss die EU-Kommission das erst genehmigen. Diese Freigabe wird mehrere Monate dauern. Dennoch will das taiwanesische Unternehmen die Bauarbeiten in jedem Fall im dritten Quartal 2024 starten.

Möglich macht das eine Freigabe des Bundeswirtschaftsministeriums für den vorzeitigen Baubeginn. „Da nicht nur das Unternehmen, sondern auch Deutschland als Investitionsstandort im internationalen Wettbewerb stehen, muss es hierbei schnell gehen“, erklärte Habeck.

Mit den Subventionen erhofft sich die Regierung eine stabilere Versorgung deutscher Schlüsselbranchen mit Halbleitern. Während der Pandemie standen vielerorts die Bänder still, weil Hersteller wie TSMC aus Fernost nicht genügend liefern konnten.

„Silicon Saxony“ zieht milliardenschwere Investitionen an

TSMC ist nicht der einzige Chipkonzern, der in der Region, dem sogenannten „Silicon Saxony“, expandiert. Infineon begann im Frühjahr mit den Bauarbeiten für ein neues, fünf Milliarden Euro teures Werk. Die Münchner betreiben bereits einen großen Standort in der sächsischen Landeshauptstadt. Zudem ist der Auftragsfertiger Globalfoundries in Dresden mit großen Werken ansässig.

Mit üppigen Fördermitteln hat die Bundesregierung zuletzt bereits zwei US-Hersteller ins Land gelockt: Intel investiert in Magdeburg und kassiert dafür zehn Milliarden Euro vom Staat. Wolfspeed errichtet ein deutlich kleineres Werk im Saarland und bekommt dafür mehrere Hundert Millionen Euro.

Sachsen knüpft große Hoffnungen an die Ansiedlung: „Das Engagement von TSMC wird weitere internationale Unternehmen und vor allem auch weitere Fachkräfte anziehen“, sagte Dirk Röhrborn, Präsident des Branchenverbands Silicon Saxony.

Allerdings sei damit auch eine Verpflichtung verbunden, so Frank Bösenberg, Geschäftsführer von Silicon Saxony. „Die Stadtplaner sind gefordert, mit der notwendigen Geschwindigkeit die Infrastruktur zu entwickeln. Die bisherigen Planungen müssen mit den Bedarfen der Zukunft in Einklang gebracht werden.“

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