Chinas Exporte brechen im Juli um 14,5 Prozent ein

Hafen in Lianyungang, China

Die Importe Chinas schrumpften im Juli mit einem Minus von 12,4 Prozent.

(Foto: Visual China Group/Getty Images)

Peking Die Konjunkturflaute bei wichtigen Handelspartnern setzt dem Exportweltmeister China weiter zu. Die Ausfuhren der Volksrepublik sanken im abgelaufenen Monat mit 14,5 Prozent im Jahresvergleich stärker als erwartet, wie aus Daten der Zollbehörde vom Dienstag hervorgeht. Damit verzeichnete die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt das schlechteste Exportergebnis seit Februar 2020.

Auch die Binnenwirtschaft zeigt zunehmend Anzeichen von Schwäche. Chinesische Unternehmen importierten im Juli 12,4 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Der anhaltende Rückgang der Importe „spiegelt die schwache Inlandsnachfrage wider“, sagte Zhang Zhiwei, Chefökonom bei Pinpoint Asset Management der Nachrichtenagentur Bloomberg. Das deute darauf hin, dass sowohl Investitionen aus auch der Konsum in China weiter „ziemlich schwach“ seien.

Damit wird immer deutlicher, dass sich die Wirtschaft des Landes nur langsam von den Folgen der strikten Corona-Restriktionen erholt. Die zweigrößte Volkswirtschaft der Welt war im zweiten Quartal nur 0,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Neben dem Exportrückgang leidet sie insbesondere unter der anhaltenden Krise im wichtigen Immobiliensektor, der Investitionszurückhaltung der Unternehmen sowie der zögerlichen Erholung des Binnenkonsums.

Nach dem ersten pandemiebedingten Einbruch der chinesischen Wirtschaft 2020 waren es unter anderem die starke Nachfrage aus dem Ausland nach Elektronikprodukten, die dem Land schnell aus der Krise halfen. Dieser Schub fehlt nun aufgrund der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in vielen wichtigen Abnehmerländern. Zudem fordern viele westliche Regierungen ihre Unternehmen auf, sich unabhängiger von China zu machen.

So fielen Chinas Exporte in die USA im Juli um mehr als 23 Prozent niedriger aus als noch im Vorjahr. Die Ausfuhren in die Europäische Union sanken im Jahresvergleich um mehr als 20 Prozent. Ebenfalls um mehr als 20 Prozent sanken die Exporte in andere ASEAN-Staaten, die zu den wichtigsten Abnehmern chinesischer Produkte zählen.

Chinesen stützen heimische Wirtschaft nicht

Die Hoffnung, dass Chinas Haushalte nach dem Ende der Beschränkungen ihre Corona-Ersparnisse ausgeben und auf diese Weise die Konjunktur anschieben, hat sich bislang nicht erfüllt. Zwar stieg der private Konsum in den vergangenen Monaten leicht. Viele Chinesen geben dabei mehr Geld für Reisen, Restaurantbesuche und Konzerte aus. Doch bei größeren Anschaffungen halten sie sich zurück.

Die Konsumzurückhaltung wirkt sich auch auf die Verbraucherpreise aus. Während viele westliche Volkswirtschaften hohe Inflationsraten melden, rechnen Ökonomen damit, dass die Verbraucherpreise in China im Juli gesunken sind und China in die Deflation rutscht. Wenn Verbraucher und Unternehmen sinkende Preise erwarten, schieben sie Investitionen weiter auf, was wiederum das Wachstum schwächt.

Die offiziellen Preisdaten sollen am Mittwoch veröffentlicht werden. Schon in den vergangenen Monaten war die Inflationsrate in China immer weiter in Richtung null Prozent gefallen.

Chinas Staatsführung hat in den vergangenen Tagen und Wochen wiederholt Unterstützung für die Wirtschaft angekündigt. Bislang handelt es sich dabei allerdings in erster Linie um Lippenbekenntnisse, mit den das Vertrauen der privaten Wirtschaft wiederhergestellt und diese zu Investitionen animiert werden soll. Denn die strikten Corona-Restriktionen inklusive wiederholter Lockdowns sowie eine Regulierungswelle im Immobilien- und Tech-Sektor haben viele private Unternehmer verunsichert.

Entscheidend sei nun die Umsetzung, betont Wang Tao, China-Chefvolkswirtin bei der Schweizer Bank UBS. Die Maßnahmen zur Stärkung des Vertrauens des Privatsektors würden „Zeit brauchen, um Früchte zu tragen“, glaubt sie.

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