App soll Schlafapnoe mit KI erkennen

Berlin Schnarchen ist für viele Menschen nicht nur lästig, sondern auch gefährlich. Schätzungen von Krankenkassen zufolge leiden drei Prozent der Frauen und fünf Prozent der Männer in Deutschland unter dem Schlafapnoe-Syndrom. Das sind längere Atemaussetzer, zu denen es mehrmals in der Nacht kommt.

Die Schnarch-App Snorefox will Betroffenen mit einem Screening ihrer Schlafgeräusche dabei helfen, überhaupt erst mal zu erkennen, ob sie möglicherweise eine Schlafapnoe haben. Dafür genügt das Smartphone auf dem Nachttisch, das nachts die Geräusche aufnimmt. Das Angebot trifft auf das Interesse von Krankenkassen. Mit diesen verhandeln die Snorefox-Gründer nach eigenen Angaben, ob sie künftig die Kosten für ihre Mitglieder übernehmen.

Allein in Deutschland schnarcht laut Studien jeder Dritte. Das Geräusch entsteht durch eine Erschlaffung der oberen Atemwege. Das allein ist noch nicht gefährlich. Doch bei der Schlafapnoe kommt es zu richtigen Atemaussetzern, die wiederum Sauerstoffmangel nach sich ziehen und häufig zu Folgeerscheinungen wie Tagesmüdigkeit und einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.

Betroffene erwachen schlagartig, können sich in der Regel aber an nichts erinnern, weswegen es schwer ist, eine Schlafapnoe zu erkennen. „Jeder sechste Schnarcher hat eine Schlafapnoe. Bei rund 80 Prozent ist die Erkrankung nicht erkannt“, sagt Snorefox-Mitgründer Heiko Butz, der lange Zeit selbst als Patient gegen das Schnarchen gekämpft hat.

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„Meine Partnerin konnte nicht schlafen. Und das ist schon richtig blöd, wenn man getrennte Schlafzimmer haben muss“, sagt der Berliner, der viele Therapien selbst ausprobierte. Für die Gründung tat er sich mit Christoph Janott zusammen. Der Ingenieur hatte schon vorher im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojekts mit mehreren europäischen Kliniken untersucht, wie man Schlaf mithilfe von Audioaufnahmen erforschen kann.

2020 gründeten beide in Potsdam Diametos, die Firma hinter Snorefox. Für Butz gab es seither bereits eine große persönliche Veränderung nach vielen erfolglosen Selbsttherapien: „Die früheste KI-Version unserer Anwendung hat mir eine Antwort gegeben, ich habe mich dann operieren lassen.“

Wie stehen die Chancen von Snorefox?

Im Gegensatz zu Konkurrenten wie Acupebble, Sleepiz oder Nightowl, die ihre Aufzeichnungen über externe Geräte laufen lassen, wird bei Snorefox nur die App benötigt. Die Anschaffungskosten fallen damit weg. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz werden die Schnarchlaute ausgewertet, und das Risiko für eine Schlafapnoe wird ermittelt.

„Wir haben die größte Schnarch-Datenbank der Welt aufgebaut“, sagte Butz. Der Zugang ist zunächst kostenlos. „Unser sechsmonatiges Schnarchapnoe-Screening ist dann aber gebührenpflichtig. Damit kann man auch kontrollieren, wie sich das Risiko verändert, wenn man Alkohol getrunken oder fettig gegessen hat“, sagte Butz. Wechsle die Risikoampel auf Rot, könne über die App ein Schlafmediziner in der Nähe gesucht werden.

Ob Snorefox langfristig ausreichend Kunden findet, dürfte auch davon abhängen, wie die Gespräche mit den Krankenkassen ausgehen. Bisher wird die junge Firma von Business-Angels und der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) unterstützt. „Wir erwarten, dass sich das Unternehmen erfolgreich entwickelt und damit den Standort Brandenburg stärkt“, heißt es bei der ILB.

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Bisher ist Snorefox nicht profitabel und setzt auf Wachstum. Auch zu Umsatz und Nutzerzahlen äußern sich die Gründer nicht. Man habe aber einen „klaren Weg“, um letztlich in die schwarzen Zahlen zu gelangen, ergänzte Butz.

Dabei dürften ihm auch die Erfahrungen als Gründer helfen. Bereits 2014 startete er mit einem Freund den Koffeinkakao-Hersteller Koawach, dessen Produkte in zahlreichen Drogerien verkauft werden und mit dem Butz auch in der „Höhle der Löwen“ auftrat.

Wie geht es weiter?

Bisher kann die Snorefox-App nur in Deutschland und Österreich heruntergeladen werden. Dabei findet Butz auch den US-Markt sehr spannend. Um dort wirklich aktiv werden zu können, wäre aber einiges an Vorarbeit nötig. „Regulatorisch müssten wir beispielsweise in den USA gegenüber der Gesundheitsbehörde FDA nachweisen, dass unser Produkt funktioniert“, sagt Butz.

Auch andere Länder seien denkbar. „Schnarchen ist ein globales Problem“, erklärt der Gründer. Doch auch in Deutschland sei das Angebot erweiterbar, beispielsweise auf Kinder oder Aufzeichnungen im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit COPD.

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