Anhänger der Militärjunta protestieren im Niger

Pro-militärische Demonstration

Die Teilnehmer der Demonstration riefen den Namen des russischen Präsidenten Wladimir Putin und schimpften auf die ehemalige Kolonialmacht Frankreich.

(Foto: Reuters)

Niamey, Paris Tausende Anhänger der Putschisten im Niger sind am Sonntag mit russischen Flaggen durch die Straßen der Hauptstadt Niamey gezogen. Die Teilnehmer der Demonstration riefen den Namen des russischen Präsidenten Wladimir Putin und schimpften auf die ehemalige Kolonialmacht Frankreich. Sie zogen auch zur französischen Botschaft und setzten dort eine Tür in Brand, wie ein Augenzeuge sagte. Schwarzer Rauch stieg über der Hauptstadt auf.

Vom Élyséepalast hieß es, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron toleriere keinen Angriff auf Frankreich und seine Interessen. Frankreich werde auf jeden Angriff auf seine Staatsbürger, Diplomaten und Einrichtungen sofort und unnachgiebig antworten. Das französische Außenministerium teilte mit, Paris fordere die nigrischen Kräfte auf, ihrer Verantwortung nachzukommen, die Sicherheit der französischen diplomatischen und konsularischen Vertretungen im Land zu gewährleisten.

Frankreich hatte am Samstag alle Finanzhilfen für den Niger ausgesetzt. „Frankreich fordert die sofortige Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung unter Präsident Mohamed Bazoum, der von den Nigrern gewählt wurde“, teilte das Außenministerium in Paris mit.

Offiziere der Präsidentengarde hatten den demokratisch gewählten Präsidenten Bazoum in der vergangenen Woche für abgesetzt erklärt. General Abdourahmane Tchiani wurde zum neuen Herrscher bestimmt.

Demonstranten forderten am Sonntag regionale Organisationen, die den Staatsstreich verurteilten, zur Zurückhaltung auf. „Ich möchte auch der Europäischen Union, der Afrikanischen Union und der Ecowas sagen, dass sie sich bitte aus unseren Angelegenheiten heraushalten sollen“, sagte Oumar Barou Moussa, der an dem Marsch teilnahm. Die Menschen in Niger müssten sich ums sich selbst kümmern, zusammenarbeiten und wahre Unabhängigkeit erlangen. Die Streitkräfte trieben die Demonstranten schließlich auseinander.

Ultimatum für Wiedereinsetzung der Regierung

Die Afrikanische Union stellte der Militärjunta im Niger ein Ultimatum von 15 Tagen für die Wiedereinsetzung der demokratisch gewählten Regierung. Sie forderte auch die sofortige Freilassung von Bazoum, über dessen Verfassung seit dem Sturz nichts bekannt ist. Andernfalls sei die Staatengemeinschaft gezwungen, „nötige Aktionen“ einzuleiten, darunter Strafmaßnahmen, hieß es am Samstag.

Militärputsch im Niger: General ernennt sich zum Staatsoberhaupt

Die Putschisten erklärten, sie hätten den vor zwei Jahren gewählten Präsidenten gestürzt, weil er nicht in der Lage gewesen sei, das Land vor der wachsenden Gewalt von Extremisten zu schützen. Einige Beobachter und Menschen im Niger halten das jedoch nur für einen Vorwand für eine Machtübernahme, bei der es eigentlich um interne Machtkämpfe gehe.

Ein Putsch im Niger sei nicht zu erwarten gewesen, weil es keine soziale, politische oder sicherheitspolitische Situation gebe, die eine Machtübernahme durch das Militär rechtfertigen würde, sagte Amad Hassane Boubacar, Professor an der Universität von Niamey. Bazoum habe allerdings General Tchiani als Chef der Präsidentengarde entlassen wollen. Tchiani sei Bazoums Vorgänger gegenüber loyal gewesen, und das habe die Probleme ausgelöst, erklärte Boubacar.

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