Amazon will offenbar Discounttarif von US-Mobilfunkrebell Dish vertreiben

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Berichte, dass der US-Riese in den Mobilfunkmarkt einsteigen könnte, treiben die Branche seit Wochen um.

(Foto: dpa)

Hamburg Berichte über ein geplantes Mobilfunkangebot des Onlineversandhändlers Amazon haben in den vergangenen Monaten für Unruhe in der Telekommunikationsbranche gesorgt. Nun sind auf sozialen Netzwerken wie Twitter neue, unbestätigte Hinweise aufgetaucht, die auf einen baldigen Start einer Hochgeschwindigkeitsflatrate für Mitglieder von Amazons Abodienst Prime in den USA hindeuten.

Partner soll demnach der Mobilfunkanbieter Dish Networks sein, der derzeit ein eigenes 5G-Netz aufbaut. Der Dish-Aktienkurs ist – wohl auch aufgrund der Spekulationen – seit Anfang vergangener Woche um rund 20 Prozent gestiegen.

Das Handelsblatt konnte zudem eine Stellenanzeige einsehen, die ebenfalls auf eine kommende Partnerschaft hindeutet. Dish hatte sie in der Nacht zu Dienstag veröffentlicht. Demnach sucht das Unternehmen einen „Program Manager – Amazon“, der für die Zusammenarbeit mit einem „großen E-Commerce-Partner“ verantwortlich ist. Am Dienstagabend hat die Nachrichtenagentur Bloomberg die Recherchen des Handelsblatts weitestgehend bestätigt.

Amazon, das Mobilfunkambitionen bislang stets dementierte, wollte sich nicht zu den neuen Informationen äußern. Dish ließ eine Anfrage des Handelsblatts unbeantwortet.

Amazon soll den Behauptungen zufolge bereits in Kürze damit beginnen, das Angebot Boost Infinite zu vertreiben. Der Tarif ist besonders attraktiv, weil er ein unbegrenztes Datenvolumen beinhaltet und lediglich 25 Dollar im Monat kostet. Amazon könnte ihn Neukunden im ersten Monat kostenlos anbieten, hieß es. Boost wird auch in der aktuellen Stellenanzeige von Dish genannt.

Amazon-Angebot könnte T-Mobile besonders treffen

Pikant ist, dass Boost einst zu T-Mobile US gehörte, einer Tochter der Deutschen Telekom. Der Verkauf von Boost gehörte 2020 zu den Auflagen der US-Wettbewerbshüter, um die Fusion zwischen T-Mobile und dem damals viertgrößten US-Mobilfunkanbieter Sprint zu genehmigen.

Boosts Infinite-Kunden können deshalb sowohl das 5G-Netz von Dish nutzen, das mittlerweile 70 Prozent der USA abdeckt, als auch das weitaus leistungsfähigere T-Mobile-Netz. Erst im Juni 2022 hatte Dish für die Netzmiete bei T-Mobile bessere Konditionen ausgehandelt.

Dem Kooperationsvertrag zufolge darf Dish das T-Mobile-Netz nur mit seinen eigenen Marken nutzen. Ein indirekter Vertrieb über Partner wie Amazon ist indes nicht ausgeschlossen. Auch Bündelangebote sind demnach erlaubt. Dish steht bereits seit Monaten unter Druck. Das Unternehmen muss Kunden gewinnen, um den weiteren Netzausbau zu finanzieren.

Sollten sich die Spekulationen bewahrheiten, wären das schlechte Nachrichten für die Deutsche Telekom. Sie ist besonders abhängig von ihrem US-Geschäft, das mittlerweile rund zwei Drittel des Umsatzes ausmacht. Ein über Amazon vertriebenes Discountangebot würde T-Mobile besonders treffen, schätzen Analysten, da das Unternehmen preissensiblere Kunden hat als die Konkurrenten AT&T und Verizon.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg und das „Wall Street Journal“ hatten zuletzt Anfang Juni über Verhandlungen zwischen Amazon und Dish berichtet. Die T-Aktie stürzte daraufhin zwischenzeitlich um mehr als neun Prozent ab.

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