5G-Netzaufbau verzögert sich schon wieder

1&1-Chef Ralph Dommermuth

Man werde künftig die „Millionen Euro“ sparen, die man angesichts des steten Streits mit Telefónica für teure Anwälte ausgeben musste, hofft der 1&1-Chef.

(Foto: Michael Englert für Handelsblatt)

Hamburg Der Mobilfunkanbieter 1&1 hat neue Probleme beim Aufbau seines 5G-Netzes eingeräumt. Statt wie angekündigt 1200 werde das Unternehmen in diesem Jahr voraussichtlich nur 1000 neue Antennenstandorte fertiggestellt haben, sagte der Vorstandsvorsitzende Ralph Dommermuth am Donnerstag bei der Vorstellung der jüngsten Quartalszahlen.

Verantwortlich für die Verzögerung ist offenbar abermals die Vodafone-Tochter Vantage Towers, deren Funktürme 1&1 für sein neues Netz angemietet hat. Bei einem Treffen im Juni habe der Partner mitgeteilt, dass er bis Ende Dezember 300 Standorte weniger liefern werde, sagte Dommermuth. „Wir haben keine Erklärung bekommen, woran das genau liegt.“

Bereits in der Vergangenheit hatte der 1&1-Boss Vantage für die Verzögerungen beim Aufbau seines neuartigen 5G-Netzes verantwortlich gemacht. Dort wollte man die Vorwürfe bislang nicht kommentieren.

Für die Zukunft machte Dommermuth Hoffnung. Seitdem die Investmentgesellschaft KKR im März bei Vantage eingestiegen ist, sei er optimistischer, betonte er. Das Unternehmen sei nun erkennbar „bemüht, den Vertrag einzuhalten“.

1&1-Mobilfunkkunden nutzen bislang vor allem die Infrastruktur von Telefónica Deutschland (O2), um zu telefonieren und sich mit dem Internet zu verbinden. Im September will 1&1 zusätzlich sein eigenes Netz erstmals für Smartphone-Kunden öffnen, die fortan beide Netze nutzen können. Derzeit verfügt das Unternehmen jedoch nur über rund 40 aktivierte eigene Antennen. Dommermuth kündigte nun an, dass bald mindestens 500 Antennen pro Monat hinzukommen sollen, um die Ausbauauflagen einzuhalten.

Funkloch

40

5G-Standorte

hat 1&1 bislang aktiviert. Eigentlich hätten es Ende 2022 bereits 1000 sein müssen.

Am Mittwoch hatte 1&1 überraschend mitgeteilt, einen sogenannten National-Roaming-Vertrag mit Vodafone geschlossen zu haben. Die knapp zwölf Millionen Mobilfunkkunden des Unternehmens werden demnach im kommenden Jahr vom O2- auf das Vodafone-Netz wechseln, wo ihnen schnelle 5G-Zugänge – anders als bislang – künftig nicht verwehrt werden.

>> Lesen Sie außerdem: Streit um Handynetz von 1&1: Kartellamt leitet Verfahren gegen Vodafone ein

Der neue Vertrag sei zwar nicht billiger, aber er sei „diskriminierungsfrei“ und enthalte keine versteckten Kosten, sagte Dommermuth am Donnerstag. 1&1 werde künftig die „Millionen Euro“ sparen, die man angesichts des steten Streits mit Telefónica für teure Anwälte ausgeben musste. Das sei „ein Riesentheater“ und keine „vertrauensvolle Geschäftsbeziehung“ gewesen.

1&1 hatte bereits am Donnerstagmorgen mitgeteilt, in den letzten sechs Monaten rund 254 Millionen Euro verdient zu haben (Ebit). Den Rückgang um fast zwölf Prozent erklärte das Unternehmen mit den Kosten für den 5G-Netzaufbau. Der Umsatz nahm indes um 2,1 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro im ersten Halbjahr zu.

Mehr: 1&1 gelingt mit 5G-Deal ein Befreiungsschlag

source site-12