Zhongzhi Enterprise: Chinesischer Vermögensverwalter unter Druck

Blick über Shenzhen

Nach den jüngsten Meldungen sind die chinesischen Aktienmärkte unter Druck geraten.

(Foto: E+/Getty Images)

Frankfurt Chinas Kapitalmarkt drohen weitere Turbulenzen: Einer der größten privaten Vermögensverwalter der Volksrepublik kann offenbar einen Teil seiner Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen. Das löst neue Besorgnis über das Ausmaß der Probleme im Schattenbankensektor des Landes aus, die wiederum auf den ohnehin geschwächten Immobilienmarkt durchschlagen könnten.

Der Vermögensverwalter Zhongzhi Enterprise hat Medienberichten zufolge Ende vergangener Woche mehrere Zahlungen für Anlageprodukte, die das Unternehmen an sehr vermögende Kunden und Unternehmen verkauft hat, nicht geleistet. Die Firma verwaltet umgerechnet rund 138 Milliarden Dollar.

Die Unsicherheit rund um Zhongzhi belasteten zusammen mit den anhaltenden Turbulenzen am Immobilienmarkt auch die Aktienmärkte der Volksrepublik. Der CSI 300 Index fiel am Montag um 0,7 Prozent, während der Hang Seng China Enterprises Index um 1,6 Prozent nachgab. Zeitweise hatten die Verluste deutlich höher gelegen, bevor Berichte, die chinesische Bankenaufsicht wolle eine Taskforce zu den Problemen bei Zhongzhi einrichten, die Investoren etwas beruhigten.

Am Devisenmarkt fiel die chinesische Währung Yuan auf den niedrigsten Stand seit dem vergangenen November.

Die ausgebliebenen Zahlungen schüren die Sorgen über den Zustand der 2,9 Billionen Dollar schweren chinesischen Treuhandbranche. Die Unternehmen des Sektors sammeln bei Privatanlegern Mittel ein, um Kredite an Unternehmen zu vergeben und in Immobilien, Aktien, Anleihen und Rohstoffe zu investieren.

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Chinas oberster Rechnungsprüfer hat laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg eine Überprüfung der gesamten Treuhandbranche eingeleitet. Demnach untersucht das Nationale Rechnungsprüfungsamt seit etwa einem Monat die Bücher von mindestens 20 Treuhandunternehmen, um deren Risiken für die Finanzstabilität zu bewerten. Dabei gehe es vor allem um riskante Kredite an Immobilienentwickler.

Immobilienkrise spitzt sich zu

In den vergangenen Tagen hatte sich in China die Krise des Immobilienentwicklers Country Garden zugespitzt, der in Zahlungsschwierigkeiten steckt und den Handel mit einem Teil seiner Anleihen ausgesetzt hat. Das Unternehmen steht für die gesamte Krise des chinesischen Immobilienmarktes, dessen Boom über viele Jahre für eine rege Nachfrage bei zahlreichen Unternehmen aus der Bau-, Metall- und Chemieindustrie gesorgt hatte. Das hat sich inzwischen umgekehrt.

Die auf Immobilien in kleineren Städten spezialisierte Country Garden war Ende des vergangenen Jahres mit umgerechnet 194 Milliarden Dollar verschuldet und kündigte am vergangenen Donnerstag für das erste Halbjahr einen Verlust von bis zu 55 Milliarden Yuan, umgerechnet 7,6 Milliarden Dollar, an.

In einer Pflichtmitteilung entschuldigte sich der Konzern dafür, dass er das Ausmaß der Krise nicht frühzeitig erkannt und nicht früher Gegenmaßnahmen eingeleitet habe. Die Aktie des Immobilienunternehmens verlor am Montag noch einmal 25 Prozent an Wert. In der vergangenen Woche summierten sich die Verluste an der Börse auf rund 40 Prozent.

Die Analysten der US-Großbank JP Morgan fürchten, dass die Probleme von Zhongzhi eine „Abwärtsspirale“ auslösen könnten. Der Liquiditätsstress für verschuldete Immobilienentwickler wie Country Garden und ihre Gläubiger aus dem Schattenbankensektor wie Zhongzhi intensiviere sich, zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg aus einer aktuellen Studie von JP Morgan.

Die Experten sehen eine wachsende Ausfallgefahr für umgerechnet knapp 390 Milliarden Dollar, was ungefähr 13 Prozent der gesamten chinesischen Treuhandbranche entspricht.

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