Wie Taylor Swift und Beyoncé die US-Wirtschaft ankurbeln

Taylor Swift

Die US-Musikerin bricht mit ihrer Eras-Tour Rekorde.

(Foto: Chris Pizzello/Invision/AP)

New York „Ich hätte auch meine Leber verkauft“, antwortet ein Taylor-Swift-Fan im Vorbeigehen vor dem Metlife-Stadion in New Jersey. Eine Reporterin der britischen Daily Mail fragt in einem Tiktok-Video Konzertbesucher, was sie für ihr Ticket bezahlt haben. Der höchste Ticketpreis im Video: 1859 Dollar.

Die USA sind im Konzertrausch. Mit Taylor Swift und Beyoncé sind gleich zwei Mega-Stars auf Tour. Ausverkaufte Stadien, ausgebuchte Hotels, lange Anreisen, horrende Eintrittspreise, Partys, Outfits, Fanartikel. Der Konzertsommer verschafft allerlei Branchen einen echten Boom.

Zusammen könnten die beiden Touren der US-Wirtschaft rund zehn Milliarden Dollar zusätzlich bringen, zeigen Zahlen des Marktforschungsinstituts Question Pro nach der Befragung von Fans beider Künstlerinnen.

Im Fall von Taylor Swift geben die Fans rund 1300 Dollar pro Konzert und Person aus. Bei Beyoncé sind es sogar 1800 Dollar pro Person, so die Berechnungen von Question Pro. Das Geld fließt zum einen direkt an die Musikerinnen: Sowohl Taylor Swift als auch Beyoncé könnten mit ihren Touren jeweils mehr als eine Milliarde Dollar verdienen – eine Marke, die bisher noch niemand erreicht hat.

Zum anderen fließt das Geld in die lokale Wirtschaft. Die Stadt Los Angeles erwartete etwa ein Plus von 320 Millionen Dollar für die Wirtschaftsleistung der Stadt im Zuge der sechs Taylor-Swift-Shows Anfang August.

Sogar die US-Notenbank Federal Reserve beobachtet diese Entwicklung. Die lokale Niederlassung in Philadelphia rechnete etwa vor, dass der Monat Mai in der Stadt beim Hotelumsatz der stärkste Monat seit Beginn der Pandemie war. Der Grund: Die drei ausverkauften Taylor-Swift-Konzerte im örtlichen Stadion.

Taylor Swift und Beyoncé: Ticketpreise vervielfachen sich

Dabei begannen die Touren für beide Künstlerinnen holprig: Chaos auf der Ticketplattform Ticketmaster ließ viele Fans ohne Eintrittskarte und mit viel Frust zurück. Schließlich musste sich Ticketmaster sogar in einer Kartellanhörung des US-Senats rechtfertigen, weil das Unternehmen aus Sicht vieler eine marktbeherrschende Stellung auf dem Ticketmarkt hat.

Weil viele Fans ohne Ticket blieben, stiegen die Preise auf dem Sekundärmarkt extrem, insbesondere bei Taylor-Swift-Karten. Dort betrug der durchschnittliche Ticketpreis laut einer Analyse des Musikmediums Pitchfork im Schnitt 3801 Dollar – ein sattes Plus im Vergleich zu ihrer vorherigen Tour 2018, als der Preis auf dem Zweitmarkt noch bei etwa 157 Dollar gelegen hatte. Im Fall von Beyoncé stiegen Ticketpreise im Resale immerhin von 245 Dollar auf 1096 Dollar in diesem Jahr.

Die Entwicklung spiegelt dabei einen größeren Trend am Ticketmarkt wider: Entertainment-Events werden teurer.

Das liegt zum einen an der steigenden Nachfrage – Taylor Swift und Beyoncé sind zum ersten Mal seit der Pandemie wieder auf Tour. Zum anderen reduzieren automatisierte Bots die Kapazitäten bei den offiziellen Online-Verkaufsstellen zusätzlich und treiben Fans an die Sekundärmärkte. An offiziellen Verkaufsstellen kosteten die knappen Tickets zwischen 49 Dollar und 899 Dollar für das teuerste VIP-Paket.

Outfits für den Konzerttag

Beyoncé-Fans vor dem Konzert in Tampa um US-Bundesstaat Florida.

(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)

Aber die hohen Ticketpreise sind nur der Anfang. Viele Fans nehmen lange Anreisen auf sich, übernachten in teuren Hotels und kaufen extravagante Outfits für den großen Tag und Merchandise am Verkaufsstand im Stadion. Bilder der „New York Times“ vom Swift-Konzert in New Jersey zeigen Tausende junge Frauen in Glitzer-Cowboyboots, bunten Kleidern, dekorierten Jeansjacken und ausgestattet mit Dutzenden selbst geknüpften Freundschaftsarmbändern – ein traditionelles Tauschgut auf Taylor-Swift-Konzerten.

Wenige Wochen später wiederholt sich das Spektakel, wenn Beyoncé das Stadion bespielt. Im Fall von Beyoncé gaben Fans im Durchschnitt 400 Dollar für Outfits aus, so die Umfrageergebnisse von Question Pro.

„Revenge Spending“: Teure Tickets aus Trotz?

Ein Grund dafür, dass sich zahlreiche Fans die teuren Konzertbesuche leisten, könnte „Revenge Spending“ sein, auf Deutsch etwa „Rache-Ausgaben“. Der Begriff beschreibt das Phänomen, dass Menschen nach einem unerwarteten Ausgaben-Stopp quasi aus Trotz mehr Konsumgüter und Unterhaltung nachfragen. In diesem Fall: Ökonomen beobachten, dass während der Pandemie gespartes Einkommen im Nachhinein ausgegeben wird – insbesondere für Erfahrungen, die in der Pandemie nicht möglich waren.

Merchandise

Taylor-Swift-Fans kaufen Merch bei einem Konzert in Kalifornien.

(Foto: AP)

Für die US-Wirtschaft sind das gute Nachrichten. „Ich denke, Taylor Swift ist super für die weiche Landung“, sagte Ökonom Brett House der „New York Times“ und spielte damit auf die Zinsstrategie der Fed an. Die Zentralbank will die Wirtschaft und die Inflation bremsen, allerdings nicht in Form einer ernsten Rezession.

Vor Ort könnte der Konzertboom allerdings vorübergehend für etwas mehr Teuerung sorgen. So mutmaßte etwa Michael Grahn, Ökonom bei der dänischen Danske Bank, dass Beyoncés Auftritt in Stockholm die schwedische Inflation im Mai messbar erhöht hatte.

Während Beyoncé bereits mehrere europäische Städte besucht hat, wird Taylor Swift erst im kommenden Jahr den Atlantik überqueren. Sieben Konzerte sind im Juni 2024 in drei deutschen Städten angesetzt – alle sind bereits ausverkauft. Ob die Künstlerin auch hierzulande einen ökonomischen Boom auslöst, bleibt abzuwarten. Tickets sind mit 100 bis 240 Euro ebenfalls im oberen Preissegment angelegt.

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