Wie Russlands Propaganda über Prigoschins Tod berichtet

Prigoschin-Gedenken in Moskau

Wagner-Chef Prigoschin ist bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Als am Mittwoch vergangener Woche das Flugzeug des Söldnerführers Jewgeni Prigoschin zwischen Moskau und St. Petersburg abstürzte, war das in den Fernsehnachrichten nicht die größte Meldung. Berichtet wurde vor allem über den BRICS-Gipfel in Südafrika und die Lage an der Front im Kampf gegen die Ukraine. In den 21-Uhr-Nachrichten im ersten Kanal war der Absturz die 17. von 19 Meldungen.

Es ist durchaus üblich, dass die russischen Staatsmedien zurückhaltend über große Ereignisse berichten, solange der Kreml sich nicht öffentlich geäußert hat.

Doch selbst danach blieb es sehr ruhig. Der Sender Rossija 1 produziert von Montag bis Donnerstag jeweils eine Politik-Talkshow moderiert von Wladimir Solowjow. Am Tag nach dem Absturz widmete er sich in der knapp zweieinhalbstündigen Sendung für zehn Minuten dem Ereignis.

Warum das Flugzeug abstürzte, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Kurz nach dem Absturz spekulierte die Chefredakteurin von Russia Today, Margarita Simonyan, über einen technischen Defekt: „Eine der Theorien, die diskutiert werden, ist, dass es inszeniert ist“, schrieb sie auf ihrem Telegram-Kanal. „Aber ich persönlich neige zu der offensichtlicheren Theorie.“

Mittlerweile sprechen aber viele Hinweise deutlich dafür, dass an Bord ein Sprengsatz explodierte. Darin sind sich westliche und russische Beobachter einig.

Absturz des Wagner-Flugzeugs: Kreml äußert noch keinen Verdacht zum Täter

Wer die Sprengung beauftragte, darüber wird bislang nur spekuliert. Im Westen geht der Verdacht in Richtung Präsident Wladimir Putin, der mit Prigoschin einen gefährlichen Widersacher loswurde. Auf russischer Seite hat man sich noch nicht festgelegt. Der Kreml hat bisher keinen Verdacht geäußert. Entsprechend orientierungslos sind die Staatsmedien.

Für mich gibt es keinen Zweifel, dass dies die Handschrift der Briten ist. Igor Markov, ehemaliger Abgeordneter im ukrainischen Parlament

Moderator Solowjow hat den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski im Verdacht: „Selenski spottete öffentlich über den Tod von Prigoschin. Dadurch wurde natürlich klar, wer hinter diesem Verbrechen steckt“, sagte er am Donnerstag. Es sei nicht der erste „Terroranschlag“, den die Ukrainer auf russischem Gebiet begangen hätten.

In Solowjows Sendung am Sonntag sprach der Moderator selbst den Flugzeugabsturz nicht an. Sein Gast Igor Markov, ein ehemaliger ukrainischer Parlamentsabgeordneter, der oft die russische Propaganda unterstützt, machte ihn aber von sich aus zum Thema.

Nur zwei Staaten seien in der Lage gewesen, Prigoschin zu töten: die USA und Großbritannien. Die Amerikaner hätten Prigoschins Flugzeug aber eher mit einer Rakete abgeschossen, spekulierte er. „Sie brauchen eine Show.“ Weiter sagte er: „Für mich gibt es keinen Zweifel, dass dies die Handschrift der Briten ist.“

Auch Belarus‘ Präsident Alexander Lukaschenko ließ sich auf Spekulationen ein, wobei er vor allem über Putin sprach: „Ich kann mir also nicht vorstellen, dass Putin es getan hat“, sagte er am Freitag in Minsk. „Das ist zu grob, zu unprofessionell … Das passt nicht zu Putin.“ Putin handle akribisch, vorsichtig und umsichtig. „Ein Staatschef, der so etwas tut, ist wahnsinnig“, sagte Lukaschenko.

Mehr: Wie die Macht des Kremlchefs trotz Prigoschins Tod erodiert.

source site-12