Wie Newcomer den Markt unabhängiger Vermögensverwalter aufmischen

München Geht es nach Andreas Brandt, wird sich die Branche der unabhängigen Vermögensverwalter grundlegend ändern. Dabei ist der 58-jährige ehemalige hochrangige Credit Suisse- und Safra-Sarasin-Banker selbst erst seit sechs Jahren Vorstandschef der unabhängigen Vermögensverwaltung Lunis.

Zuvor arbeitete Brandt bei Privatbanken, von denen unabhängige Vermögensverwalter stetig neue Kunden bekommen. Zwar gibt es keine genauen Zahlen, doch laut dem Verband der unabhängigen Vermögensverwalter (VuV) sollen in jeder Marktphase vermögende Kunden Banken den Rücken kehren, um ihr Geld unabhängig verwalten zu lassen.

Das bestätigt auch Frank Eichelmann vom Beratungsunternehmen Pro Boutiquenfonds. Nach seinen Erhebungen verwalten deutsche Vermögensverwalter, die weder zu einer Bank noch einer Versicherung gehören, hierzulande gut 400 Milliarden Euro, Tendenz steigend.

Dazu trägt vor allem der Generationenwechsel bei. Der werde sich, so Brandt, zweifach vollziehen. Zum einen bei den Vermögensverwaltern selbst und zum anderen bei einem großen Teil ihrer Kundinnen und Kunden, die auch darüber nachdenken müssten, wie sie ihr Vermögen weitergeben.

„Was nützt es, wenn die regulatorischen Anforderungen gemeistert werden, sich in der neuen Generation aber nur noch wenige finden, die die Verantwortung für das Unternehmen übernehmen wollen?“, fragt Frank Engel, Geschäftsführer beim VuV, bei dem über 300 deutsche Vermögensverwalter organisiert sind. Nach Erhebungen von Pro Boutiquenfonds ist fast ein Drittel der Geschäftsleiter unabhängiger Vermögensverwalter mittlerweile älter als 60 Jahre. „Da steht ein Umbruch bevor“, meint Frank Eichelmann.

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„1998, als der unabhängige Vermögensverwalter als Berufsstand in seiner heutigen Form geschaffen wurde, holten sich 1429 Anbieter eine Lizenz. Heute besteht der Markt aus vielleicht 500 Akteuren und es werden immer weniger“, sagt Brandt. Er selbst hat in diesem Jahr dafür gesorgt, dass mit der Übernahme von Huber, Reuss & Kollegen einer der größten unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland entstanden ist.

Ein Großinvestor im Rücken

Die Münchener gehören nun zur Vermögensverwaltung Lunis, die Brandt vor sechs Jahren nach dem Rückzug der Schweizer Safra Sarasin Bank aus dem Privatkundengeschäft in Deutschland mit mehr als 20 ehemaligen Beratern gegründet hat. Dass das nach dem verwalteten Vermögen etwas kleinere Unternehmen mit HRK fusionieren konnte, lag auch am Private Equity Fonds J.C. Flowers. Der Inhaber und Milliardär Christopher Flowers hat bereits bei der Hamburg Commercial Bank auf sich aufmerksam gemacht.

Andreas Brandt

Mithilfe der Private-Equity-Gesellschaft J.C. Flowers hat der 58-Jährige den Vermögensverwalter Lunis gegründet.

(Foto: HRK Lunis)

Dabei sieht Brandt sich nicht als der deutsche Statthalter von J.C. Flowers, sondern als eigenständiger Unternehmer. „J.C. Flowers ist unser Mehrheitseigentümer, aber hält sich operativ zurück, solange wir wachsen und unsere Ergebnisse über denen des Marktes liegen“, sagt er.

Die Zahlen können sich sehen lassen: In den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres soll das verwaltete Vermögen um eine knappe Milliarde auf über fünf Milliarden Euro angewachsen sein. Neben „sehr freundlichen Märkten“, seien auch ein paar große Mandate dazugekommen. Namen nennt Brandt nicht.

Newcomer, die den Markt aufmischen

Auch künftige Übernahmeziele könne und wolle Brandt nicht nennen. „Wir werden nicht wahllos eine Vermögensverwaltung nach der anderen übernehmen, nur um zu wachsen“, sagt er. Ihm komme es darauf an „alle Geschäftsprozesse zu integrieren und wirklich zusammenzuarbeiten“.

Damit beschreitet HRK Lunis einen anderen Weg als Cinerius, eine Holding, die aus der Schweiz heraus mehrere unabhängige eidgenössische und deutsche Vermögensverwalter unter ihrem Dach vereint.

Die Männer hinter Cinerius kennen die Branche gut: Cinerius-Chef Christof Lieber hat früher eng mit Andreas Brandt zusammengearbeitet, Aufsichtsratschef Jens Hagemann hat die V-Bank, eine Depotbank für Vermögensverwalter, aufgebaut. Für die Kunden der Gesellschaften unter dem Cinerius-Dach bleibt alles gleich. Zu Cinerius gehören Namen wie KSW aus Nürnberg oder die Kölner B&K Vermögen.

Daneben gibt es noch weitere Marktteilnehmer, die Vermögensverwalter übernehmen. So hat die Düsseldorfer Gesellschaft Amauris die Vermögensverwaltung des Fondsmanagers Frank Lingohr übernommen. Die Gesellschaft Laiqon aus Frankfurt verwaltet nach Zukäufen rund sechs Milliarden Euro.

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Dass Kunden sich an einen neuen Namen auf dem Briefkopf gewöhnen müssen, sieht Brandt nicht als Problem, denn die Ansprechpartner bleiben die gleichen. „Auch bei unseren Kunden und den Kunden unserer Wettbewerber wird ebenfalls ein Generationswechsel stattfinden“, ist er sich sicher. Daher wird HRK Lunis in den kommenden Monaten seine Teams, die schon heute Vermögenden dabei helfe ihre Nachfolge zu planen, verstärken.

Nachfolgeplanung ist auch beim Vermögensverwalterverband eines der großen Themen. „Das Thema Generationenwechsel und Nachfolgeplanung auf Kundenseite genießt einen hohen Stellenwert und die rechtlichen und insbesondere kommunikativen Facetten beschäftigen unsere Mitglieder“, berichtet VuV-Geschäftsführer Engel.

Nach Schätzungen der Hans-Böckler-Stiftung werden in Deutschland jedes Jahr Vermögenswerte im Wert von rund 400 Milliarden von einer zur nächsten Generation weitergegeben.

Robo-Advisor vs. individuelle Betreuung

„Die Erbengeneration will noch weniger als ihre Vorgänger eine Vermögensverwaltung von der Stange haben“, so Brandt. Das sei auch ein Grund, warum er für sein Unternehmen wenig davon hält die Vermögensverwaltung mithilfe eines Robo-Advisor digital zu standardisieren. Sogenannte Robo-Advisor sind auf Algorithmen beruhende Systeme, die automatisch Empfehlungen zur Vermögenslage aussprechen.

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„Wir haben uns intensiv mit der Frage, ob wir einen Robo brauchen, auseinandergesetzt. Wir setzen aber auf Menschen, die mit den Werkzeugen, die uns die digitale Welt und die Künstliche Intelligenz an die Hand geben, das Geld unserer Kunden verwalten.“

Nachfrage nach Private-Equity-Fonds

Ein Bereich, in dem laut Brandt noch viel geschehen werde, seien Private-Equity-Fonds. Diese Anlageklasse sei im Geschäft mit vermögenden Privatkunden in Deutschland noch relativ jung. Im angelsächsischen Raum gehören Direktinvestments in Unternehmen, die nicht börsennotiert sind, dagegen seit Langem zur Vermögensverwaltung. HRK Lunis sieht sich hier als Vorreiter auf dem deutschen Markt und verspricht sich dank der mittelständisch geprägten Wirtschaft in Deutschland enormes Potenzial.

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