Was die Mini-Solaranlagen kosten und wann sie lohnen

Balkonkraftwerk

Öko-Strom für jeden: Die Nachfrage nach Mini-Solaranlagen für den Balkon oder den Garten ist zuletzt stark angestiegen.

(Foto: obs)

Düsseldorf In Zeiten steigender Kosten in nahezu allen Lebensbereichen, fragen sich Verbraucher: Wie kann ich sparen und die nächste Stromrechnung möglichst klein halten? Mini-Solaranlagen für zu Hause, auch Balkonkraftwerke oder Stecker-Solargeräte genannt, versprechen Abhilfe – und sind dieser Tage heiß begehrt.

Die neue Photovoltaik-Strategie der Ampel-Regierung, die jüngst unter Führung von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erschienen ist, will die Nutzung der Balkonkraftwerke erleichtern. Das Papier umfasst elf Punkte, darunter Maßnahmen, die es Verbrauchern ermöglichen sollen, „sich an der Energiewende zu beteiligen“. Hintergrund ist das Ziel der Koalition, die Stromversorgung in Deutschland bis 2035 „nahezu klimaneutral“ zu gestalten.

Was ändert sich dadurch jetzt für Verbraucher und Sparer? Für wen und wann lohnt sich ein Balkonkraftwerk überhaupt? Und sind die Steckdosen-Geräte genehmigungspflichtig? In diesem Überblick klären wir die wichtigsten Fragen und zeigen Ihnen, was sich mit Mini-Solaranlagen für zu Hause wirklich sparen lässt und worauf Sie beim Kauf und Betrieb achten sollten.

Stecker in die Steckdose und los: Stimmen die Voraussetzungen, ist die Installation der Photovoltaik-Geräte ein Leichtes. Eine Mini-Solaranlage, die aus ein bis zwei Modulen besteht, lässt sich entweder an einer senkrechten Fläche wie einem Balkongeländer anbringen oder auf der Terrasse aufstellen. Auch die Hauswand oder das Dach sind geeignet, um dort Sonnenlicht einzufangen.

Mini-Solaranlage: Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?

Neben dem Solarpanel selbst ist der wichtigste Bestandteil eines Balkonkraftwerks der Wechselrichter. Er wandelt Gleichstrom in Wechselstrom um und ermöglicht es so, Strom ins hauseigene Netz einzuspeisen. Toaster, Kühlschrank oder Kaffeemaschine bedienen sich dann zuerst an dieser lokalen Quelle, bevor sie am regulären Netzstrom ziehen.

Für Betreiber von Mini-Solaranlagen ist es daher sinnvoll, den Strom zu verbrauchen, während die Sonneneinstrahlung stark ist. Das lässt sich über Zeitschaltungen realisieren, die in vielen modernen Haushaltsgeräten eingebaut sind.

Wie schließt man ein Balkonkraftwerk an die Steckdose an?

Die meisten Anbieter empfehlen den Anschluss eines Balkonkraftwerks mit einem haushaltsüblichen Schuko-Stecker („Schutzkontakt-Stecker“) oder an einer Wieland-Steckdose. Letztere bietet besseren Schutz durch eine Isolierung aus robustem Plastik.

Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin, ist von der Sicherheit der Geräte überzeugt. Die in Deutschland erlaubte Höchstleistung liegt aktuell bei 600 Watt. „Das ist ja weniger als ein Toaster, den Sie da anschließen“, sagt Quaschning. Allerdings hat das Wirtschaftsministerium (BMWK) nun bekanntgegeben, die Schwelle auf 800 Watt erhöhen zu wollen.

Der Experte für regenerative Energien bedauert, dass der Versorger Stromnetz Berlin den Eindruck erweckt, Wieland-Stecker seien für Balkonkraftwerke vorgeschrieben. Laut Quaschning ist das eine „Fehlinformation“: „Verbraucher sollten sich davon nicht abschrecken lassen.“ Nur Fachleute dürfen Wieland-Steckdosen installieren. Die Kosten dafür können die Rentabilität des Heimprojekts deutlich senken.

Was bringt ein 600-Watt-Balkonkraftwerk?

Wer wissen will, wie viel Strom sein Balkonkraftwerk konkret produziert, kann sich im Baumarkt für rund 30 Euro einen Stromzähler für die Steckdose zulegen. Dieser ersetzt jedoch nicht den amtlichen Zähler.

Laut HTW Berlin produziert ein einzelnes Modul mit einer Leistung von 300 Watt, das senkrecht an einem Süd-Balkon angebracht ist, im Jahr knapp 200 Kilowattstunden Strom. Ein 600-Watt-Balkonkraftwerk dürfte folglich etwa 400 Kilowattstunden Strom jährlich liefern. Verbraucher können das mit dem „Stecker-Solar-Simulator“ der HTW Berlin nachrechnen.

Im praktischen Vergleich: Ein Kühlschrank mit integriertem Gefrierfach verbraucht je nach Fassungsvermögen zwischen 130 und 230 Kilowattstunden jährlich.

Was kosten die Mini-Solaranlagen?

Preislich unterscheiden sich Balkonkraftwerke verschiedener Anbieter je nach Größe und Leistung. Beim Hersteller Priwatt kostet das Basic-Set mit zwei Solarmodulen à 410 Watt Leistung aktuell 719 Euro. Der Anbieter Alpha Solar verkauft ein ähnliches Modell für aktuell 649 Euro.

Auch bei Anbietern wie Plugin Energy oder Yuma sind entsprechende Sets erhältlich. Günstiger sind die Pakete von Green Akku, allerdings sind deren Abmessungen auch deutlich kleiner. Hinzu kommen in einigen Fällen Kosten für den Versand und gesonderte Kosten für die Halterung der Anlage.

Sind Balkonkraftwerke genehmigungspflichtig?

Wer sich zu Hause eine Mini-Solaranlage aufbaut, muss diese sowohl bei der Bundesnetzagentur als auch beim eigenen Netzbetreiber anmelden. Das funktioniert in den meisten Fällen online. Der Vorteil der Balkonkraftwerke: Im Falle eines Umzugs können Verbraucher sie ohne Probleme ummelden und mitnehmen.

Wichtig ist die Absprache mit dem Vermieter oder der Eigentümergemeinschaft: Das Oberlandesgericht Stuttgart hat im März 2021 eine Klage abgewiesen, in der eine Vermieterin die Entfernung der Balkon-Solarmodule ihres Mieters forderte. Die Richterin urteilte: Mini-Solaranlagen, die fachmännisch und baurechtlich korrekt installiert sind und kein Sicherheitsrisiko oder eine optische Störung darstellen, können laut Gericht von Vermietern nicht beanstandet werden.

Wirtschaftsminister Habeck will die Verbraucherrechte an dieser Stelle stärken, wie aus dem kürzlich erschienenen Strategiepapier hervorgeht: Er plädiere dafür, „die Balkon-PV in den Katalog privilegierter Maßnahmen aufzunehmen. Damit hätten Wohnungseigentümerinnen und -eigentümer und Mietende einen Anspruch auf Zustimmung für den Betrieb ihrer Balkon-PV-Anlage.“ Heißt: Vermieter können dem Wunsch ihrer Mieter nach einem Balkonkraftwerk nicht pauschal eine Absage erteilen.

Auch die grundsätzliche Meldepflicht will Habecks Behörde vereinfachen. Eine Doppelmeldung bei Bundesnetzagentur und Netzbetreiber soll es zukünftig nicht mehr geben.

Wann lohnt sich ein Balkonkraftwerk?

Wann sich ein Solarpanel für 500 Euro rentiert, hängt vor allem von der Geräteleistung, vom eigenen Stromverbrauch und von der Einsatzdauer ab. Je größer der Haushalt, umso stärker wird die Maximalleistung des Geräts ausgeschöpft. Heißt: Der Nutzungsgrad, der die Menge des Stroms anzeigt, der nicht aus dem regulären Netz gezogen werden muss, ist in einem Fünf-Personen-Haushalt größer als in einem Single-Haushalt.

Unabhängig von der Haushaltsgröße kann jeder Nutzer Geld sparen. Die Rechnung ist wie folgt: Eine Wohnung verbraucht 3000 Kilowattstunden jährlich und produziert in derselben Zeit mit einem 300-Watt-Panel 180 Kilowattstunden Strom. Der Nutzungsgrad beträgt 83 Prozent. Damit beläuft sich der tatsächliche Strombezug aus dem Balkonkraftwerk auf 150 Kilowattstunden jährlich. Der Rest wird ins allgemeine Stromnetz eingespeist.

Wie viel spare ich mit einem Balkonkraftwerk?

Bei einem Strompreis von 35 Cent pro Kilowattstunde, mit dem auch die Verbraucherzentrale NRW rechnet, spart der Verbraucher so mit einem Balkonkraftwerk 52,50 Euro jährlich. Wer 500 Euro für seine Anlage bezahlt hat, macht nach einem Jahr also zunächst rund 450 Euro Verlust.

Erst nach knapp zehn Jahren rentiert sich folglich die Anschaffung eines Balkonkraftwerks. Die Bilanz: plus 25 Euro. Warten Nutzer jedoch doppelt so lange, also 20 Jahre, haben sie 550 Euro gespart. Aktuell liegt der Strompreis allerdings bei rund 33 Cent.

Wie lange hält ein Balkonkraftwerk?

Mit Blick auf die Garantieversprechen der Hersteller ist das eine lange Zeit: Zwar versprechen diese bis zu 25 Jahre Funktionstüchtigkeit für die Panels selbst, für den Wechselrichter bürgen sie allerdings nur zehn bis 15 Jahre lang. Eine Neuanschaffung des Geräts kostet je nach Modell bis zu 350 Euro.

>> Lesen Sie hier: Gericht verbietet Energieversorgern Ausstieg aus Preisgarantien

Volker Quaschning von der HTW Berlin erklärt: „Für erneuerbare Energien gilt generell, dass sie anfangs mit hohen Kosten verbunden sind. Allerdings profitiere ich die gesamte Zeit über von stabilen Preisen. Das hilft dabei, entspannter auf die steigenden Energiepreise zu blicken.“

Balkonkraftwerk

Öko-Strom für jeden: Die Nachfrage nach Mini-Solaranlagen für den Balkon oder den Garten ist zuletzt stark angestiegen. (Archivbild)

(Foto: dpa)

Wie sollte ich die Mini-Solaranlage aufstellen?

„Am einfachsten ist die Montage an der Balkonbrüstung“, erklärt Volker Quaschning. Mini-Solaranlagen, die nach Süden, Südosten oder Südwesten zeigen, werden am Tag länger von der Sonne bestrahlt und produzieren dadurch mehr Strom.

Die 90-Grad-Ausrichtung ist dabei allerdings nicht optimal; ihren Höchstwert erreicht die Produktion bei einem Aufstellwinkel von 30 bis 35 Grad. Dafür sei der Ertrag bei einer steilen Ausrichtung im Winter besser, erklärt Quaschning. Das liegt daran, dass die Sonne im Winter niedriger am Himmel steht.

Allerdings: „Letztendlich macht es für Privathaushalte nur einen geringen Unterschied, ob die Anlage auf 90 Grad oder 70 Grad ausgerichtet ist“, erklärt Quaschning. Der zusätzliche Montageaufwand rentiere sich nicht.

Wie groß darf ein Balkonkraftwerk ohne Genehmigung sein?

Maßgeblich ist hier nicht die Anzahl der einzelnen Solarpanels, sondern die Ausgangsleistung der Anlage, die die zulässigen 600 Watt nicht überschreiten darf. Wichtig ist auch, wie aus dem Stuttgarter Urteil hervorgeht, die Sicherheit und die korrekte Installation der Anlage.

Anstelle einer großen Anzahl von Mini-Solaranlagen, deren Gesamtleistung gedrosselt ist, könnte sich unter entsprechenden Umständen eine fest installierte Photovoltaikanlage mehr lohnen. Verbraucher mit größerem Bedarf und mehr Platz sollen bald jedoch auf beide Formate setzen können, ohne dass der zulässige Schwellenwert des Balkonkraftwerks erreicht wird. In dem BMWK-Strategiepapier heißt es, eine „rechtliche Verklammerung einer Balkon-PV-Anlage mit einer bestehenden PV-Dachanlage oder mit weiteren Balkon-PV-Anlagen“ soll es zukünftig nicht mehr geben.

Lohnt sich für ein Balkonkraftwerk die Einspeisevergütung?

Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) haben Betreiber von Photovoltaikanlagen, die über einen bestimmten Zeitraum mit einer bestimmten Leistung Öko-Strom ins Netz einspeisen, Anspruch auf eine Einspeisevergütung. Diese beträgt laut Verbraucherzentrale bei Teileinspeisung aktuell rund 8 Cent pro Kilowattstunde.

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Für Betreiber von Balkonkraftwerken dürfte sich eine Beantragung aber kaum lohnen: Der Stromzähler, den der Messstellenbetreiber dafür installieren muss, kostet den Antragsteller jährlich bis zu 20 Euro Messstellengebühr. Bis sich die Anschaffung rentiert hat, dauert es dann deutlich länger.

Allerdings will das BMWK auch hier die Regelungen lockern: „Balkon-PV soll übergangsweise hinter jedem vorhandenen Zählertyp betrieben werden dürfen“, heißt es aus der Behörde. So soll es in Zukunft möglich sein, „das Steckersolargerät schon vor dem ggf. nötigen Zählerwechsel anschließen zu dürfen.

Wichtig ist auch zu wissen: Wer Öko-Strom produziert und den Überschuss ins allgemeine Netz einspeist, muss dafür grundsätzlich keine Steuern zahlen. Wer allerdings eine Vergütung erhält, ist umsatzsteuerpflichtig.

Balkonkraftwerk: Mit welcher Lieferzeit sollte ich rechnen?

Zunächst hakt es aktuell weit vorn in der Wertschöpfungskette: Viele Anbieter von Balkonkraftwerken melden längere Lieferzeiten von bis zu einem Monat und darüber hinaus.

Welche Alternativen gibt es zum Balkonkraftwerk?

Auch den Rest der Big Four des Ökostroms – Wasser, Wind und Biogas – gibt es für zu Hause. Weder das Mini-Windrad auf dem Dach noch die Wasserturbine sind allerdings ernst zu nehmende Alternativen zum Balkonkraftwerk. Nicht jeder hat den Platz und nur die wenigsten haben einen Bach im Garten. Außerdem sind hier die Wartungskosten deutlich höher als bei den Mini-Solaranlagen.

„Mini-Windräder sind nicht besonders wirtschaftlich und machen für 95 Prozent aller Privathaushalte keinen Sinn“, erklärt Sören Demandt von der Verbraucherzentrale NRW.

Egal, für welche Anlage sich Verbraucher letztendlich entscheiden – einen Vorteil teilen alle Geräte: Sie ermöglichen einen privaten Beitrag zum Klimaschutz und machen die Energiewende für jeden aktiv gestaltbar.

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Dieser Artikel erschien bereits am 15.09.2023. Der Artikel wurde erneut geprüft und aktualisiert.

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