Wachstumschancengesetz droht Blockade im Bundesrat

Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte

„Das ist nicht fair und deshalb wird Bremen dem Gesetz so nicht zustimmen“, sagt Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte.

(Foto: dpa)

Berlin Dem von der Bundesregierung beschlossenen Paket für steuerliche Erleichterungen für Firmen droht eine Blockade im Bundesrat. Mehrere Landesregierungen verwiesen am Montag darauf, dass das sogenannte Wachstumschancengesetz vor allem finanzielle Belastungen für Länder und Kommunen vorsehe.

Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte verwies in der „Welt“ darauf, dass rund zwei Drittel der Kosten zulasten von Ländern und Gemeinden gingen. „Was der Bund mit dem Wachstumschancengesetz macht, entspricht in etwa dem, was ein Kneipengänger tut, wenn er eine Lokalrunde ausruft und dann seinem Nachbarn in die Tasche greift, um diese zu bezahlen“, sagte der SPD-Politiker. „Das ist nicht fair und deshalb wird Bremen dem Gesetz so nicht zustimmen.“

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linkspartei) kündigte eine Ablehnung des Gesetzes an, das sein Land jährlich mit rund 120 Millionen Euro belaste. Das Gesetz sei in der gegenwärtig angedachten Form für Thüringen nicht akzeptabel. Auch die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) hatte Kritik geäußert.

Der Gesetzentwurf von Finanzminister Christian Lindner (FDP) sieht etwa durch verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten im Schnitt jährliche Steuermindereinnahmen von 2,6 Milliarden Euro für den Bund, 2,5 Milliarden Euro für die Länder und 1,9 Milliarden Euro für die Gemeinden vor. Neben dem Bundestag muss auch der Bundesrat zustimmen, damit das Gesetz in Kraft treten kann.

Mecklenburg-Vorpommerns Landeschefin Manuela Schwesig (SPD) sprach von „erheblichem Verbesserungsbedarf“. Das Land sei bereit, Maßnahmen mitzutragen, gerade für kleine und mittelständische Unternehmen. Sie fordere aber auch, dass der reduzierte Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie und beim Kita- und Schulessen erhalten bleibe.

Ein Sprecher der hessischen Landesregierung sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: „Klar ist, dass die finanziellen Lasten des Gesetzes nicht vor allem von den Ländern und Kommunen getragen werden können.“ Konjunkturpolitik sei „in erster Linie Sache des Bundes“.

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Der Gesetzentwurf enthalte eine Vielzahl von steuerlichen Maßnahmen, die nach Angaben der Bundesregierung in den Jahren bis 2028 zu erheblichen Steuerausfällen von deutlich mehr als 30 Milliarden Euro führen werden, betonte die SPD-geführte Landesregierung in Rheinland-Pfalz auf Anfrage. Eine Sprecherin verwies darauf, dass auch Länder und Gemeinden vor erheblichen Herausforderungen stünden und deshalb auf eine stabile Einnahmebasis besonders angewiesen seien. Man werde die Regelungen im Gesetzentwurf daher „im Einzelnen auf ihre Zielgenauigkeit überprüfen“.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) teilte mit, dass der Entwurf geprüft werde. Er verwies auf die „begrenzten finanziellen Möglichkeiten“ und dem Bedarf nach weiteren Impulsen für die Wirtschaft. „Dabei sind auch die finanziellen Auswirkungen auf die Kommunen zu beachten“ fügte er hinzu.

„Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) befürwortet grundsätzlich jede Initiative zur Stärkung der deutschen Wirtschaft“, sagte ein Regierungssprecher in Sachsen-Anhalt. Man müsse sich das Maßnahmenpaket und dessen Kosten aber genau ansehen. Bayern wollte keine Aussagen über das Abstimmungsverhalten im Bundesrat machen.

Die Bundesregierung appellierte an die Länder, dies sei eine gesamtstaatliche Aufgabe. „Es ist immer eine gute Sache, dass sich jegliche alle Ebenen der Verantwortung zum Gelingen des Großen und Ganzen bewusst sind“, sagte ein Regierungssprecher. Der Bund habe Vorschläge gemacht. Nun beginne man die Abstimmung auch mit den Ländern.

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