Vulcan Energy nimmt Lithium-Demonstrationsanlage in Betrieb

Vulcan Energy

Lithiumforschung im Labor von Vulcan Energy. 

(Foto: Bloomberg)

Düsseldorf Unterhalb des Oberrheingrabens liegt Europas größtes Lithiumvorkommen. Das Karlsruher Start-up Vulcan Energy will den begehrten Rohstoff per Geothermie fördern und nimmt dafür jetzt die erste Demonstrationsanlage in Betrieb. 40 Tonnen Lithium pro Jahr will Vulcan im rheinland-pfälzischen Landau aus der Erde holen. 

„Die Anlage ist 500 Mal größer als unsere beiden Pilotanlagen. Es ist noch keine kommerzielle Dimension, die bauen wir parallel auf“, sagt Gründer Horst Kreuter dem Handelsblatt am Donnerstag. Schon in zwei bis drei Jahren soll die kommerzielle Förderung mit einer Kapazität von 24.000 Tonnen Lithium pro Jahr in Betrieb gehen. Gleichzeitig erkunde man potenzielle Standorte in Mannheim und im französischen Elsass.

Insgesamt, so schätzt der Geologe, könne Vulcan Energy theoretisch 30 Prozent des europäischen Lithiumbedarfs decken. Die Nachfrage ist riesig. Schließlich ist der Rohstoff einer der wichtigsten Bestandteile in Elektroautobatterien, Smartphones oder Laptops. 

Vulcan Energy: Kapazitäten fünf Jahre ausgebucht

Noch verteilt sich der Markt allerdings auf nur wenige Länder: Etwa 80 Prozent des weltweit produzierten Lithiums stammen aus Chile, Australien oder Argentinien. Der Abbau ist dabei mittlerweile fast ausschließlich in der Hand chinesischer Unternehmen.

Angesichts der steigenden Nachfrage rücken deswegen auch Lithiumprojekte in Europa in den Fokus – so wie das deutsch-tschechische Vorkommen im Innern des Zinnwaldgebirges, dessen Erschließung allerdings nur langsam Fortschritte macht.

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Bei Vulcan Energy soll es schneller gehen. „Wir haben unsere Kapazitäten schon für die nächsten fünf Jahre komplett verkauft“, sagt Gründer Kreuter. Zu den Kunden gehören Autokonzerne wie Volkswagen, die Opel-Mutter Stellantis oder Renault, aber auch Batteriehersteller wie der koreanische LG-Konzern oder der Kathodenspezialist Umicore aus Belgien. 

370 Millionen Euro hat das Unternehmen über einen Börsengang und seinen größten Anteilseigner Stellantis bislang eingesammelt. Aber das Vorhaben ist kapitalintensiv. Bis die erste kommerzielle Anlage steht, werde man insgesamt 1,5 Milliarden Euro brauchen, erklärt Vulcan Energy – deutlich mehr als anfangs angenommen. Wegen der Finanzierung sei man aber schon mit Banken im Gespräch, so Kreuter.

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Der Kapitalbedarf war gestiegen, nachdem eine Machbarkeitsstudie gezeigt hatte, dass die mögliche jährliche Produktion nicht bei 15.000 Tonnen liegt, sondern bei bis zu 25.000 Tonnen. Die Aktie von Vulcan Energy hat seit der Ankündigung im Februar mehr als die Hälfte an Wert verloren.

Dabei könne man das Lithium mithilfe der Geothermie quasi zum Selbstkostenpreis fördern, erklärt Kreuter. Mit einer Förderpumpe wird das heiße Thermalwasser aus bis zu vier Kilometer Tiefe nach oben gepumpt. Dort wird die Wärme extrahiert und kann zum Heizen oder zur Stromgewinnung genutzt werden. In einem zweiten Verfahren wird dann das Lithium gefiltert. Das Wasser wird anschließend wieder unter die Erde geleitet.

Dafür arbeitet Vulcan Energy gerade an insgesamt vier Bohrlöchern. Um das 150 bis 180 Grad heiße Wasser an die Oberfläche zu holen, müssen kilometertiefe Löcher gebohrt werden. Das stößt nicht bei allen auf Begeisterung. So demonstriert eine Bürgerinitiative aus Neustadt an der Weinstraße gegen den geplanten Lithiumabbau in ihrer Region. Fast 2000 Unterschriften haben die Bürgerinnen und Bürger gegen das Vorhaben eingesammelt.

Sie fürchten, dass die tiefen Bohrungen für die Lithiumförderung zur Verunreinigung des Grundwassers und zu Erdbeben führen könnten. Eine havarierte Geothermiebohrung in Staufen im Breisgau ließ 2007 den Gips im Untergrund derart aufquellen, dass Hunderte Häuser angehoben wurden und Risse bekamen.

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