Volt Storage erhält frisches Kapital für die Eisen-Salz-Batterie

Verena Graf, Jakob Bitner, Michael Peither

Das Management-Team von Volt Storage mit CCO, CEO und CTO: Das Start-up kann mit frischem Kapital die Produktionskapazitäten ausbauen.

(Foto: VoltStorage)

München Volt Storage will eines der zentralen Probleme der Energiewende lösen: die fehlenden Speichermöglichkeiten für Strom aus Erneuerbaren. Gelingen soll das mit der Entwicklung einer kostengünstigen Eisen-Salz-Batterie. Mithilfe eines 30-Millionen-Euro-Kredits der Europäischen Investitionsbank soll die Produktion jetzt breit anlaufen.

„Das Interesse bei Versorgern ist groß, wir sprechen mit großen Playern auch in Europa“, sagte CEO und Mitgründer Jakob Bitner dem Handelsblatt. Voraussichtlich bis Ende des Jahres werde man die ersten größeren Aufträge verkünden können.

Dafür werde ein komplett neuer und deutlich größerer Standort in München bezogen, wo die ersten Batterien für den kommerziellen Einsatz entwickelt und produziert werden. „Wenn es dann um größere Stückzahlen geht, werden wir um den Bau einer zusätzlichen Megafactory nicht umhinkommen.“ Dafür sei man jetzt bis zur nächsten größeren Finanzierungsrunde solide ausgestattet.

Konkurrenten planen eine große Fabrik in Deutschland

Das Münchener Start-up hat Großbatterien auf Basis von Eisen-Salz-Technologie entwickelt. Diese können zum Beispiel als Zwischenspeicher in Windparks genutzt werden. Sie sind zwar etwa viermal so schwer wie Lithium-Ionen-Speicher, dafür aber auch 90 Prozent billiger. Wind- und Solarparkbetreiber können so Versorgungslücken in wind- und sonnenarmen Zeiten überbrücken und die Grundlastabdeckung sicherstellen.

Es ist ein Entwicklungsbereich, in dem es mehrere Konkurrenten gibt. So hat auch das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) eine Batterie entwickelt, deren wichtigster Bestandteil Kochsalz sowie Nickel sind. Gemeinsam mit der australischen Batteriefirma Altech soll eine 100-Megawatt-Produktion im ostdeutschen Industriepark Schwarze Pumpe errichtet werden, die ab 2025 Batterien produzieren soll.

Volt-Storage sieht daher jetzt den richtigen Zeitpunkt, die Technologie breit auf den Markt zu bringen. Das notwendige Kapital ist vorhanden. Vor einem Jahr war der Diesel- und Gasmotorenspezialist Cummins Inc. mit 24 Millionen Euro als Investor bei dem Unternehmen eingestiegen.

Die Batterien kommen ohne das problematische Lithium aus

Die EIB gibt nun zudem einen sogenannten Venture-Debt-Kredit über 30 Millionen Euro aus dem Programm „InnovFin – Demonstrationsprojekte im Energiesektor“. Das Darlehen kann teilweise in Anteile umgewandelt werden und läuft über fünf Jahre.

Bei diesem „vielversprechenden Start-up“ sei man gern dabei, sagte EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle. „Die Technologie von Volt Storage hat das Potenzial zum Gamechanger für erneuerbare Energien zu werden.“

Gerade bei der Elektromobilität, aber auch bei Heimspeichern sind heute Lithium-Ionen-Batterien Standard. Die Lithium-Preise sind aber deutlich gestiegen, zudem enthalten die Batterien meist Kobalt. Dieses wird teils unter prekären Bedingungen in Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo abgebaut.

>> Lesen Sie auch: Eisen-Salz-Batterien – So könnten die erneuerbaren Energien grundlastfähig werden

Der Markt für industrielle Batterielösungen könnte Branchenkennern zufolge sehr groß werden. „Stationäre Speicher sind eines der am meisten unterschätzten Gebiete derzeit“, erklärt Batterieexperte Maximilian Fichtner, Chef des Helmholtz-Instituts Ulm für Elektrochemische Energiespeicherung. Kalkulationen gingen demnach immer von einem relativ geringen Wert an stationären Speichern aus. Das sei falsch, sagt Fichtner: „Gerade gibt es ein riesiges Wachstum.“

Auch nach Einschätzung der Experten von McKinsey könnte der Markt für „Long Duration Energy Storage“, also für Speicher mit langen Lade- und Entladezyklen, wie sie Volt Storage auf den Markt bringt, in den kommenden Jahren rasant wachsen. Die installierten Energiekapazitäten könnten demnach von einer Terawattstunde im Jahr 2025 auf 85 bis 140 Terawattstunden im Jahr 2040 steigen.

Dieses Potenzial will Volt Storage nutzen. Bis 2029 will das Unternehmen im Bereich von 800 Millionen Euro Umsatz landen. „Wir glauben, das ist realistisch“, sagt Bitner, „der Markt entwickelt sich wie von uns prognostiziert.“

Mehr: In Sachsen entsteht die erste Fabrik für Stromspeicher aus Salz

source site-13