US-Wirtschaft wächst stärker als erwartet

US-Finanzministerin Janet Yellen und US-Präsident Joe Biden

Die Biden-Regierung hofft auf stabiles Wachstum in den USA.

(Foto: AP)

Washington Die US-Wirtschaft ist im Frühjahr stärker gewachsen als erwartet. Im zweiten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal auf das Jahr hochgerechnet um 2,4 Prozent, wie das Handelsministerium am Donnerstag in Washington nach einer ersten Schätzung mitteilte.

Im ersten Quartal war die weltgrößte Volkswirtschaft um annualisiert 2,0 Prozent gewachsen. Analysten hatten ein leichtes Abbremsen auf im Schnitt 1,8 Prozent erwartet.

US-Wachstumszahlen werden annualisiert, also auf das Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das aktuelle Tempo vier Quartale anhielte. In Europa wird auf diese Vorgehensweise verzichtet, weshalb die Wachstumszahlen nicht direkt miteinander vergleichbar sind.

„Das Wachstum zeigt noch keine Ermüdungserscheinungen, obwohl die Fed das Bremspedal kräftig durchgedrückt hat“, sagte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG mit Blick auf die Serie von Zinserhöhungen durch die Notenbank Fed. In der zweiten Jahreshälfte dürften zwar die konjunkturellen Bremsspuren sichtbarer werden. „Es sieht aber eher nach einer sanften Landung der US-Wirtschaft aus als nach einer Rezession“, sagte Hepperle.

Der private Konsum erwies sich im Frühjahr erneut als eine tragende Säule des Wachstums, obwohl die Notenbank Fed eine Serie von Zinserhöhungen durchzog und damit die Kreditkosten hochtrieb: Die Verbraucher steigerten ihre Ausgaben um 1,6 Prozent.

US-Finanzministerin rechnet nicht mehr mit Rezession

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat in dieser Woche seine Wachstumsprognose für die weltgrößte Volkswirtschaft angehoben. Statt der bislang erwarteten 1,6 Prozent soll sie in diesem Jahr um 1,8 Prozent zulegen. Für 2024 wird allerdings ein Rückgang auf nur noch plus 1,0 Prozent erwartet. Die US-Wirtschaft steuert nach den Worten von Finanzministerin Janet Yellen nicht auf eine Rezession zu. Die USA machen aus ihrer Sicht gute Fortschritte bei der Bekämpfung der Inflation. Und der Arbeitsmarkt erweise sich als recht robust.

Sinkende Energiepreise sorgten dafür, dass die Teuerungsrate im Juni auf 3,0 von 4,0 Prozent im Mai sank. Dies ist der niedrigste Wert seit mehr als zwei Jahren. Die Notenbank Fed strebt jedoch einen Wert von 2,0 Prozent an und sieht sich damit noch nicht am Ziel: Sie hob den Leitzins daher am Mittwoch um einen viertel Prozentpunkt an – auf die neue Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Dieser elfte Zinsschritt nach oben könnte nach Ansicht vieler Experten zugleich der letzte in der aktuellen Erhöhungsphase gewesen sein. Die Tür für eine weitere Anhebung bleibt aber offen.

Aus Sicht von Notenbankchef Jerome Powell gibt es durchaus Chancen, dass die Zinsserie der Fed die US-Konjunktur nicht abwürgen wird und somit eine sogenannte weiche Landung gelingen könnte. Er verwies vor der Presse darauf, dass die Fachleute der Fed keine Rezession in den USA mehr prognostizierten.

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