Ukrainische Angriffe auf zwei Autobrücken bei Krim

Autobahnbrücke Krim

Die ukrainischen Streitkräfte reklamierten die Angriffe für sich.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Kiew, Kertsch, Berlin In einem weiteren Versuch, russische Truppen von wichtigen Nachschubwegen abzuschneiden, hat die Ukraine offenbar zwei Brücken zur Halbinsel Krim angegriffen. Die russischen Besatzungsbehörden meldeten am späteren Sonntagnachmittag (Ortszeit) Treffer und Beschädigungen der Autobrücken von Tschonhar und bei Henitschesk am Sonntag.

Nach einem großen Ukraine-Gipfel in Saudi-Arabien am Wochenende spricht Kiew von wichtigen bilateralen Treffen mit mehr als 30 Delegationen, bei denen es unter anderem um Sicherheitsgarantien für das Land gegangen sein soll.

Vor allem die Teilnahme Chinas in Saudi-Arabien, das bei einem Treffen in ähnlichem Format in Kopenhagen im Juni nicht vertreten war, werteten Diplomaten als Erfolg.

Russland hat vor mehr als 17 Monaten die Ukraine angegriffen. Zuletzt haben sich die Kriegsschauplätze abseits der Frontlinie Beobachtern zufolge erneut etwas verlagert. Kiew wählt demnach aufsehenerregendere Angriffsziele wie etwa russische Kriegsschiffe, oder feuert Drohnen auf die Hauptstadt Moskau ab.

Die russischen Streitkräfte wiederum gingen zuletzt auf regelmäßige Angriffe am Schwarzen Meer über – und zielen so auf eine der wichtigsten wirtschaftlichen Lebensadern des Landes ab.

Kiew und Moskau: Angriffe auf zwei Autobrücken bei Krim

Dem Besatzungschef des südukrainischen Gebiets Cherson, Wladimir Saldo, zufolge wurde die Tschonhar-Brücke zwischen der Krim und dem ukrainischen Festland von einer Rakete getroffen und beschädigt. Der Verkehr musste demnach gesperrt werden. Auch etwas weiter nordöstlich bei Henitschesk sei eine Brücke mit mehreren Raketen beschossen worden, schrieb Saldo auf Telegram.

Beschädigte Brücke auf der Krim

Die Brücke ist bereits Ende Juni angegriffen worden.

(Foto: via REUTERS)

Den russischen Besatzungsbehörden der Krim zufolge war nach den Angriffen der Autoverkehr zur Halbinsel im Norden nur noch an zwei Verbindungswegen zum Festland möglich. Am Abend gab der russische Zivilschutz zudem die Sperrung der Fährverbindung zur Krim über die Straße von Kertsch bis zum Montagmorgen bekannt.

In einem unüblichen Vorgehen reklamierten die ukrainischen Streitkräfte die Angriffe wenige Stunden später für sich. Ihren Angaben zufolge waren die „zwei wichtigen Versorgungsrouten der russischen Besatzer“ am Sonntagnachmittag angegriffen worden. Davor hatte Kiew Angriffe auf Brücken zur Krim erst viel später eingeräumt. Unabhängig zu überprüfen waren die Angaben zunächst nicht.

Die Tschonhar-Brücke ist eine wichtige Nachschubroute für die russische Armee, die seit mehr als 17 Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. Sie wurde in diesem Sommer bereits mehrfach von den Ukrainern im Zuge ihrer Gegenoffensive angegriffen.

>> Lesen Sie hier: Die Ukraine attackiert erstmals einen Tanker – er transportiert „spezielle Ladungen“ für Russlands Militär

Kiew will alle von Russland besetzten Teile seines Staatsgebiets befreien – und dazu zählt auch die bereits 2014 völkerrechtswidrig von Moskau einverleibte Krim.

Teilnehmer einigen sich auf Fortsetzung von Ukraine-Gesprächen

In der saudischen Küstenstadt Dschidda hielten Vertreter der Ukraine nach Angaben des Leiters des Präsidialamtes in Kiew, Andrij Jermak, am Wochenende auch zahlreiche bilaterale Treffen auf Ebene der Berater für nationale Sicherheit und Außenpolitik zur Umsetzung der ukrainischen Friedensformel ab. „Wir diskutierten mit Vertretern anderer Länder über Verteidigung, Sicherheitsgarantien, die Bedeutung eines globalen Friedensgipfels und eines Getreideabkommens“, schrieb Jermak am Sonntagabend bei Telegram.

Kern der Friedensformel von Ukraines Präsident Wolodimir Selenskiist die Forderung nach einem Abzug russischer Truppen aus dem gesamten Staatsgebiet der Ukraine. Aber auch Gastgeber Saudi-Arabien soll einen Friedensplan in Umlauf gebracht haben. Russland hatte nicht teilgenommen.

Von Riad hieß es nach dem Ende des Treffens, die Teilnehmer hätten sich darauf geeinigt, internationale Beratungen fortzusetzen, um auf gemeinsamer Grundlage den Weg zum Frieden zu ebnen, wie die Staatsagentur SPA am Sonntagabend berichtete.

Selenski: Mehr als 14.000 Kampfeinsätze der Luftstreitkräfte

Am Tag der Luftwaffe der ukrainischen Streitkräfte hat Präsident Selenski den Luftstreitkräften des Landes gratuliert. Die Piloten hätten seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges mehr als 14.000 Kampfeinsätze geflogen, schrieb Selenski am Sonntag bei Telegram.

Wolodimir Selenski

Scalp/EG ist die französische Bezeichnung für die gemeinsam mit Großbritannien entwickelten Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow.

(Foto: IMAGO/UPI Photo)

Auf dazu geteilten Bildern und Videos ist zu sehen, wie der Präsident auf einem unbekannten Luftwaffenstützpunkt auf einen am Kampfflugzeug befestigten mutmaßlich französischen Marschflugkörper vom Typ Scalp/EG „Ruhm der Ukraine“ schreibt und diesen signiert.

Die Bezeichnung des Raketentyps ist in den Farben der französischen Flagge auf den Marschflugkörper aufgedruckt, daneben ist zudem ein Eiffelturm zu erkennen. Scalp/EG ist die französische Bezeichnung für die gemeinsam mit Großbritannien entwickelten Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow.

So berichtet das Handelsblatt über den Ukraine-Krieg:

Nachdem der französische Präsident Emmanuel Macron die Lieferung der Waffen auf dem Nato-Gipfel in Vilnius im Juli angekündigt hatte, sehen ukrainische Medien nun die Lieferung dieser Marschflugkörper mit einer Reichweite von mehr als 250 Kilometern durch Frankreich als erwiesen an. London hatte bereits im Mai die Lieferung von Storm Shadow an Kiew bestätigt.

Was am Montag wichtig wird

Im Osten und Süden der Ukraine läuft die Gegenoffensive zur Rückeroberung besetzter Gebiete weiter.

Mehr: Alle Entwicklungen im Ukraine-Krieg in unserem Newsblog

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