Türkischer Leitzins steigt auf 25 Prozent

Türkische Lira

Hohe Inflation und drohende Währungskrise belasten die Türkei.

(Foto: Bloomberg Creative Photos/Getty Images)

Düsseldorf Die türkische Zentralbank hat am Donnerstag den Leitzins zum dritten Mal in Folge angehoben. Dieser steigt um 7,5 Prozentpunkte auf 25 Prozent, wie die Währungshüter nach ihrer geldpolitischen Sitzung in Ankara mitteilten.

Analysten überrascht dieser Schritt: Sie hatten lediglich mit einer Erhöhung auf bis zu 20 Prozent gerechnet. Die Notenbank verfolgt mit diesem großen Schritt zwei Ziele. Zum einen will sie dadurch das Vertrauen der Märkte zurückgewinnen und den Verfall der Landeswährung Lira stoppen. Zum anderen will sie damit die Inflation dämpfen, die in der Türkei im Juli bei 47,8 Prozent lag.

Mit der Maßnahme konnten die Währungshüter die türkische Lira am frühen Donnerstagnachmittag zumindest kurzfristig stützen: Kurz nach Bekanntgabe des Zinsentscheids kostete ein US-Dollar 26,67 Lira, nachdem die türkische Währung zuvor bei 27,27 Lira pro Dollar erneut Rekordtief erreicht hatte.

Im Juni hatte die türkische Zentralbank den Leitzins erstmals seit 2021 wieder angehoben, von 8,5 auf 15 Prozent. Dieser Schritt wurde damals von Ökonomen und Analysten begrüßt, jedoch auch als zu niedrig kritisiert. Vergleichbare Reaktionen gab es bei der letzten Entscheidung im Juli, als der Zinssatz auf 17,5 Prozent erhöht wurde.

Commerzbank-Analyst Tatha Gose hatte vor dem Entscheid vor einem zu niedrigen Zinsschritt gewarnt. „Solange es keine Aussicht auf deutlich stärkere Zinserhöhungen gibt, gibt es kaum einen materiellen Unterschied zwischen Zins-Gipfeln bei 19, 20 oder 21 Prozent.“

Das Vertrauen in die Willensstärke der türkischen Zentralbank ist dem Analysten zufolge entscheidend. Solange die Märkte keinen festen Kurs der Notenbank erkennen, könne sich die Landeswährung nicht erholen.

Fehlendes Vertrauen wegen unorthodoxer Politik

Das bisher schwache Vertrauen in die türkische Zinspolitik lässt sich vor allem aus den unorthodoxen und politisch gesteuerten Schritten der türkischen Zentralbank in den vergangenen Jahren erklären. Bis zum Sommer 2021 lag der zentrale Zinssatz bei konstant 19 Prozent, vor 2019 lag der Zinssatz sogar noch höher.

Doch dann gab die Notenbank dem Druck von Präsident Recep Tayyip Erdogan nach und läutete einen Zinssenkungszyklus ein. Um diesen Schritt durchzusetzen, entließ Erdogan ab 2019 drei Zentralbankchefs, bis er 2021 mit Sahap Kavcioglu einen Bänker fand, der seine Niedrigzinspolitik teilte.

Indem Erdogan die Wirtschaft durch die gesenkten Zinsen mit günstigerem Geld versorgte, vernachlässigte er die Inflationsbekämpfung. Lag die Teuerung im Juli 2021 noch bei etwa 19 Prozent, kletterte sie nach den Zinssenkungen auf ein Hoch von über 85 Prozent im Oktober 2022.

Auch mit diesen verheerenden Zahlen hielten Präsident Erdogan und Notenbankchef Kavcioglu während des Wahlkampfs am Zinskurs fest. Zwischenzeitlich fiel die Teuerungsrate wieder, auf den vorläufigen Tiefststand von etwa 38 Prozent im Mai 2023.

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Im selben Monat fanden die Wahlen statt, nach denen Erdogan neues Personal berief und einen Wechsel in der Zinspolitik einleitete. Die Inflation steigt seitdem wieder sprunghaft an. Für das Jahresende prognostizierte die türkische Zentralbank eine Teuerungsrate von 58 Prozent. Das Teuerungsziel der Zentralbank liegt bei fünf Prozent.

Drohende Währungskrise

And der Notenbankchefin Hafize Gaye Erkan ruhen viele Hoffnungen. Sie ist erst seit Juni im Amt. Die politisch gesteuerten Entscheidungen der vergangenen Jahre haben das Vertrauen in die Zentralbank zerstört. Auch deshalb steht die türkische Lira steht seit Jahren unter Druck.

Hafize Gaye Erkan

Die türkische Zentralbankchefin ist seit Juni 2023 im Amt und hat am Donnerstag zum dritten Mal den Leitzins erhöht.

(Foto: IMAGO/Xinhua)

2021 verlor die Lira 44 Prozent an Wert, 2022 nochmals 30 Prozent. Seit Erdogans Wiederwahl fiel die türkische Währung erneut mehr als 20 Prozent.

Erkan hat mit dem neuen Finanzminister Mehmet Simsek einen politische Partner an ihrer Seite, der wie sie für eine straffere Zinspolitik steht. Simsek war bis 2018 in verschiedenen Positionen an der türkischen Regierung beteiligt, zuletzt als Finanzminister und stellvertretender Premierminister, bis Erdogan ihn durch seinen Schwiegersohn ersetzte.

Mehr: Leitzins in der Türkei steigt auf 17,5 Prozent

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