Tui schreibt wieder schwarze Zahlen

Frankfurt Der deutsche Reisekonzern Tui hat erstmals seit Beginn seiner Geschäftskrise durch die Pandemie wieder einen Quartalsgewinn erwirtschaftet. Zwischen April und Juni lag das bereinigte Ergebnis des Konzerns vor Zinsen und Steuern bei knapp 170 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Mittwochmorgen mitteilte. Für die Tui ist der Zeitraum in ihrem versetzten Geschäftsjahr das dritte Quartal.

Im vergleichbaren Quartal des Vorjahres hatte das Minus noch bei 27 Millionen Euro gelegen. In den ersten neun Monaten des laufenden Fiskaljahres bleibt der Konzern aber in den roten Zahlen – mit knapp 226 Millionen Euro.

„Es wird ein gutes Gesamtjahr für die Tui mit einem deutlich besseren Ergebnis gegenüber dem Vorjahr“, zeigte sich Tui-Chef Sebastian Ebel in einer Mitteilung des Konzerns zuversichtlich für die weiteren Monate. Der Umsatz erreichte im dritten Quartal knapp 5,3 Milliarden Euro, ein Plus von gut 19 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum 2022.

Tui musste in der Pandemie über verschiedene Instrumente mit Staatshilfen in Höhe von 4,3 Milliarden Euro gerettet werden. Diese sind mittlerweile wieder komplett getilgt. Gleichzeitig profitiert der Konzern wie viele Reiseunternehmen und Fluggesellschaften davon, dass die Menschen ungeachtet der hohen Inflation einen großen Teil ihres Budgets für Urlaube ausgeben.

Das Unternehmen erfüllte mit den jüngsten Zahlen die Erwartungen von Investoren und Experten. Von der Agentur Bloomberg befragte Analysten hatten beim Umsatz einen Wert in Höhe von fünf Milliarden Euro angesetzt. Auch beim Gewinn traf das Unternehmen die Schätzungen vieler Experten.

Die Tui-Aktie profitierte von den guten Zahlen. Der Kurs legte am Mittwochvormittag zeitweise um gut vier Prozent zu, gab dann aber wieder etwas nach. Bisher ist die Kursentwicklung von Tui aus Aktionärssicht enttäuschend. Das Papier hatte Ende Juli kurzzeitig die wichtige Marke von sieben Euro durchbrochen, war dann aber wieder unter diesen Wert gesunken.

Nach der Zusammenlegung von Aktien – aus zehn Papieren wurde eines – müsste die Tui-Aktie rechnerisch rund zehn Euro wert sein. Die von Analysten genannten Kursziele weisen eine große Spanne auf und reichen von knapp sieben Euro bis zu 21 Euro. Doch seit Wochen bewegt sich die Aktie rund um die Marke von sechs Euro. Die meisten Analysten raten lediglich, die Aktie zu halten, keine neuen Papiere zu kaufen.

Gemischte Signale für die Entwicklung im Reisemarkt

In der Reisebranche hatte vor einer Woche auch Lufthansa mit einem bereinigten Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von fast 1,1 Milliarden Euro das bislang beste Ergebnis in den Monaten April bis Juni vorgelegt. Im gesamten Jahr will das Unternehmen mehr als 2,6 Milliarden Euro verdienen. Es wäre einer der drei besten Werte, die der Konzern jemals erreicht hat.

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Bislang sieht es so aus, dass der Boom nicht nachlässt. Zwar gibt es erste Branchenexperten, die davor warnen, dass sich die Buchungslage abschwächen wird. So berichtete die US-Airline Jet Blue kürzlich von wieder sinkenden Ticketpreisen im Privatreisebereich. Auch das Management des Flughafens London-Heathrow warnte vor wenigen Tagen, dass der Nachholeffekt nach der Pandemie nachlassen werde.

Doch es ist unklar, inwiefern solche Aussagen auf die gesamte Branche übertragen werden können. Die Worte des Managements von Jet Blue bezogen sich auf den US-Markt. Beim Flughafen in London könnte wiederum die wirtschaftliche schwierige Lage in Großbritannien eine wichtige Rolle spielen.

Tui-Chef Ebel kann bislang jedenfalls keine Anzeichen für eine sinkende Reiselust entdecken. Wir schauen sehr positiv in den Winter, selbst wenn die Konsumentenstimmung sinken sollte“, sagte der Manager am Mittwochvormittag in einer Konferenz. Auch die gestiegenen Preise für Pauschalreisen scheinen den Trend nicht zu brechen. So liegen die Durchschnittspreise bei Tui laut Unternehmensangaben rund sieben Prozent über denen des Vorjahres.

Tui-Chef Sebastian Ebel

Der CEO des Reisekonzerns sieht derzeit kein Ende des Reisebooms.

(Foto: TUI)

Das gut laufende Geschäft hilft der Tui-Führung dabei, die Bilanz wieder auf eine solidere Basis zu stellen. So betrug die Eigenkapitalquote Ende des dritten Quartals 4,7 Prozent. Das ist zwar immer noch ein niedriger Wert. Aber nach dem ersten Halbjahr hatte dieser noch bei minus 6,1 Prozent gelegen. Die Nettoverschuldung verbesserte sich von rund 4,2 Milliarden Euro Ende März auf 2,2 Milliarden Euro.

Andererseits zeigte sich erst kürzlich wieder, wie sehr das Geschäft von Reiseunternehmen wie Tui externen Einflüssen unterliegt. Nach den verheerenden Waldbränden in Griechenland, insbesondere auf der Urlaubsinsel Rhodos, mussten Tausende Tui-Kunden ihre Hotels verlassen. Viele wurden zurück in die Heimat geflogen, rund eine Woche lang brachte der Konzern keine Pauschalreisende mehr auf die Insel.

Die Tui-Führung rechnet wegen der Stornierungen, Entschädigungen und Rückflüge mit Kosten von etwa 25 Millionen Euro. Zudem buchten die Kunden kurzzeitig weniger Reisen wegen der Feuer und der Hitzewelle. Aktuell lägen die Buchungszahlen aber wieder auf dem alten Niveau, sagte Ebel.

Mittlerweile fliegt das Unternehmen wieder Urlauber nach Rhodos. CEO Ebel hatte dafür plädiert, gerade wegen des Leids, das viele Einheimische dort erlitten haben, auf der Insel Urlaub zu machen. Die Wirtschaft dort hänge sehr stark am Tourismus, ohne Gäste werde die Lage noch schlimmer, hatte der Manager argumentiert.

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