Trump plädiert am Gericht in Washington auf „nicht schuldig“

Washington Der frühere US-Präsident Donald Trump hat nach der Anklage gegen ihn rund um versuchte Wahlbeeinflussung und die Kapitol-Attacke auf „nicht schuldig“ plädiert.

Er hätte sich auch per Video zur Anklageverlesung zuschalten können, doch Donald Trump bestand darauf, persönlich zu erscheinen. Mit seinem Privatflugzeug reiste er von seinem Golfclub in Bedminster, New Jersey nach Washington. Weiter ging es vom Flughafen mit der Autokolonne direkt in die Tiefgarage des Gerichtssaals. Der frühere US-Präsident wurde am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) in Gewahrsam genommen, bevor ihm die Vorwürfe gegen ihn formal vorgestellt wurden.

Trump war am Dienstag im Zusammenhang mit versuchtem Wahlbetrug und der Attacke seiner Anhänger auf das Kapitol am 6. Januar 2021 angeklagt worden. Erneut plädiert der 77-Jährige plädierte auf „nicht schuldig“, wie bereits in den anderen beiden Fällen, die in New York und in Florida verhandelt werden. Trump streitet auch hier alle Vorwürfe ab und wertet jedes juristische Vorgehen gegen ihn als Versuch seiner Gegner, ihn von einem Wiedereinzug ins Weiße Haus abzuhalten.

Bei der kommenden Präsidentschaftswahl in 2024 will er erneut für die Republikaner kandidieren. Im Feld der Bewerber seiner Partei liegt er Umfragen zufolge derzeit mit großem Abstand vorn.

Vor dem Gerichtsgebäude in Washington herrschte enormer Medienandrang. Es kamen auch einige Unterstützer und Gegner Trumps zum Gericht. Ein Trump-Kritiker, Domenic Santana, streifte in einem Häftlingskostüm und einem Schild mit der Aufschrift „Sperrt ihn ein“ um das Gebäude. Er war bereits zu Trumps vorherigen Anklageverlesungen in New York und Miami gereist. „Er ist ein Betrüger“, schimpfte Santana über Trump.

Unweit von ihm schwenkte ein eiserner Trump-Unterstützer, Dion Cini, eine gewaltige Fahne mit dem Konterfei des Ex-Präsidenten. Trump sei der beste Präsident, den das Land je gehabt habe, sagte Cini. Die Justiz versuche, Trump mit der Anklage nur von einer weiteren Präsidentschaft abzuhalten.

Klage gegen Donald Trump

Demonstrierende haben sich vor dem Gericht in Washington versammelt.

(Foto: Reuters)

Die Bilder von seinem Erscheinen vor Gericht nutzte Trump geschickt, um seine Basis anzufeuern und weitere Wahlkampfspenden einzusammeln. Vor dem Gerichtstermin gab sich Trump angriffslustig und provokant: „Ich gehe nach Washington, um verhaftet zu werde, weil ich eine korrupte, manipulierte und gestohlene Wahl angefochten habe“, schrieb er auf seinem Sozialen Netzwerk Truth Social und wiederholte damit alte und widerlegte Verschwörungstheorien, die im Zentrum der Anklage stehen.

Nächster Gerichtstermin am 28. August

Sonderermittler Jack Smith hatte die beispiellose Anklage gegen den Ex-Präsidenten am Dienstag bekannt gegeben. Trump wird beschuldigt, eine Verschwörung gestartet zu haben, um die Vereinigten Staaten zu betrügen, Wählern ihr Wahlrecht zu entziehen und ein offizielles Verfahren zu behindern. In der 45-seitigen Anklageschrift werden Trump vier formale Anklagepunkte zur Last gelegt.

Es ist die zweite Anklage auf Bundesebene gegen Trump und die insgesamt dritte gegen den Ex-Präsidenten wegen einer mutmaßlichen Straftat. Erstmals geht es hier jedoch um mutmaßliche Straftaten während seiner Amtszeit im Weißen Haus. Im Fall einer Verurteilung könnte ihm eine jahrzehntelange Haftstrafe drohen.

Doch Trump könnte das amerikanische Justizsystem vor eine beispiellose Herausforderung stellen: Rechtsexperten zufolge würde Trump eine Verurteilung nicht davon abhalten, bei der Wahl im kommenden Jahr anzutreten. Selbst im Falle einer Inhaftierung wäre er weiterhin berechtigt, Präsident zu sein, da die Verfassung nichts gegenteiliges besagt. In der Praxis würde die Wahl eines inhaftierten Präsidenten jedoch massive Probleme mit sich bringen, die vermutlich von den Gerichten geklärt werden müssen.

Unklar ist indes auch, ob bis zur Wahl ein rechtskräftiges Urteil vorliegen wird. Die zuständige Richterin weiß, dass die Zeit drängt. Sie hat den nächsten Gerichtstermin für den 28. August angesetzt.

Neel Katyal, ehemaliger stellvertretender Generalstaatsanwalt der USA, glaubt, dass die Anklage „starke Argumente“ hat, sagte er im Nachrichtensender CNN. Allerdings müssten alle zwölf Juroren davon überzeugt werden, dass Trump die ihm vorgeworfenen Straftaten „ohne begründete Zweifel begangen hat“.

Sollte Trump vor Gericht erfolgreich sein, dann werde er mit großer Wahrscheinlichkeit als Kandidat der Republikaner aufgestellt und habe auch gute Chancen, die Präsidentschaftswahl gegen Amtsinhaber Joe Biden zu gewinnen, glaubt Trumps früherer Sicherheitsberater John Bolton, der Trump seit Jahren kritisiert.

Klagen in zwei weiteren Fällen

Trump hatte die Präsidentenwahl 2020 gegen den Demokraten Joe Biden verloren. Er gestand seine Niederlage aber nie ein, sondern verbreitet seitdem falsche Behauptungen, er sei durch Wahlbetrug um einen Sieg gebracht worden. Trump und sein Umfeld versuchten damals auf diversen Wegen, das Ergebnis nachträglich noch zu kippen.

Der Feldzug gegen den Wahlausgang gipfelte schließlich am 6. Januar 2021 in einem beispiellosen Gewaltausbruch: An jenem Tag erstürmten Anhänger Trumps den Sitz des US-Kongresses, wo zu der Zeit Bidens Wahlsieg formal bestätigt werden sollte. Trump hatte seine Unterstützer in einer Rede kurz zuvor einmal mehr mit der Behauptung angestachelt, ihm sei durch massiven Wahlbetrug ein Sieg „gestohlen“ worden. Mehrere Menschen starben im Zuge der Krawalle.

In den vergangenen Monaten war Trump auch in zwei anderen Fällen angeklagt worden: im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar vor mehreren Jahren und wegen der unrechtmäßigen Aufbewahrung geheimer Regierungsdokumente nach dem Ende seiner Amtszeit. Außerdem könnte ihm eine weitere Anklage im Bundesstaat Georgia wegen seiner Rolle nach der Wahl 2020 bevorstehen.

Mit Agenturmaterial.

Mehr: „Präsidenten sind keine Könige“: Richterin Tanya Chutkan könnte für Trump zum Problem werden

source site-13