Symrise kämpft mit hohen Kosten – Gewinn sinkt um 8,1 Prozent

Parfümeurin von Symrise

Auf den Rest des Jahres blickt der Konzern trotz des Gewinnrückgangs zuversichtlich.

(Foto: Symrise)

Düsseldorf Der Duft- und Aromahersteller Symrise kämpft mit hohen Rohstoff- und Energiekosten. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank im ersten Halbjahr um 8,1 Prozent auf 446 Millionen Euro. Die Marge sank auf 18,5 Prozent, Analysten hatten mit einer Profitabilität von rund 19,5 Prozent gerechnet.

Seine Umsätze konnte der Dax-Konzern trotz schwächelnder Konjunktur und Konsumzurückhaltung aus eigener Kraft um acht Prozent auf 2,4 Milliarden Euro steigern. Das teilte das Unternehmen am Mittwochmorgen mit.

„Die anhaltend hohe Inflation hat zu Kostensteigerungen geführt, die durch ein striktes Kostenmanagement sowie Preiserhöhungen bislang nur in Teilen kompensiert werden konnten“, sagt Vorstandschef Heinz Jürgen Bertram. Der Manager und sein Unternehmen aus dem niedersächsischen Holzminden stehen nicht im Fokus der Öffentlichkeit, obwohl Verbraucher im Schnitt 20- bis 30-mal pro Tag mit Produkten von Symrise in Berührung kommen.

Die Erzeugnisse der Firma sorgen dafür, dass Zahnpasta nach Minze oder Eis nach Vanille schmeckt. Kaum ein Kosmetik- oder Nahrungsmittelhersteller kommt ohne Zulieferungen von Symrise aus. Zu den Kunden zählen etwa Persil-Hersteller Henkel oder der Nahrungsmittelriese Nestlé.

Auf den Rest des Jahres blickt der Konzern trotz des Gewinnrückgangs zuversichtlich. Symrise strebt weiterhin ein organisches Umsatzwachstum zwischen fünf und sieben Prozent an. Damit würde das Unternehmen schneller wachsen als der Markt. Die Ebitda-Marge soll weiter bei 20 Prozent liegen. Mittelfristig will Symrise seinen Umsatz bis 2025 weiter auf 5,5 bis sechs Milliarden Euro steigern.

Duftstoffe

Der Konzern gilt als Wirtschaftswunder der 2010er-Jahre.

(Foto: Symrise)

Das Geschäft von Symrise steht auf zwei Säulen: Die Sparte „Scent & Care“ umfasst etwa Düfte und Zusätze für Kosmetik. Im Bereich „Taste, Nutrition & Health“ produziert Symrise Geschmacksstoffe für Lebensmittel, Getränke und Tierfutter.

Im Bereich Scent & Care brach der Gewinn um 35 Prozent ein. Das lag vor allen Dingen am schwächelnden Geschäftsbereich Aroma-Moleküle. Kunden haben weniger Duftstoffe und Menthol nachgefragt, weil sie Lagerbestände abgebaut hätten, so Symrise. Zudem gab es einen Produktionsstillstand im US-Werk auf Colonel Island. Dort war Ende vergangenen Jahres ein Feuer ausgebrochen.

Wachstumstreiber Tiernahrung

Wachstumstreiber war erneut das margenstarke Aromageschäft mit Tiernahrung. Die Umsätze in diesem Bereich wuchsen erneut zweistellig. In diesem Bereich gilt Symrise als führend – vor allem seitdem der Konzern 2014 einen französischen Hersteller von Aromen für die Tiernahrungsindustrie übernommen hatte. Viele Menschen geben für ihre Haustiere auch in Krisenzeiten hohe Summen aus.

Der Konzern will sich in diesem Feld weiter verstärken – und plant seine Beteiligung an dem auf Tiergesundheit spezialisierten Unternehmen Swedencare mit Investitionen von bis zu 360 Millionen Euro zu erweitern. Symrise ist seit Sommer 2021 an der schwedischen Firma beteiligt. Zuletzt hatte Symrise sein Aktienpaket auf 30 Prozent aufgestockt – und musste deshalb ein Pflichtangebot vorlegen.

Symrise baut die Produktion in diesem Bereich aus, neue Werke entstehen in Brasilien, Frankreich und den USA. 2025 will Konzernchef Bertram 1,5 Milliarden Euro in dem Markt umsetzen. Mit diesen Plänen dringt der Konzern immer stärker in margenstärkere Geschäftsbereiche außerhalb des traditionellen Geschmacks- und Duftstoffsektors vor.

Symrise wehrt sich gegen Kartellanschuldigungen

Symrise und seine drei großen Wettbewerber stehen unter dem Verdacht, ihre Preispolitik koordiniert und kleinere Konkurrenten darin gehindert zu haben, bestimmte Kunden zu beliefern. Anfang März hatten die Behörden Untersuchungen eingeleitet, auch der Symrise-Stammsitz im niedersächsischen Holzminden wurde durchsucht.

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Anfang Juli wehrte sich der Konzern gerichtlich gegen die Kartellermittlungen. Symrise hält die Untersuchungen für rechtswidrig und moniert, dass man bis heute nicht die genauen Vorwürfe kenne. „Wir gehen mittlerweile fest davon aus, dass Symrise nicht das Hauptziel der eingeleiteten Untersuchungen sein kann“, hieß es damals.

Symrise gehört neben den Schweizer Unternehmen Firmenich und Givaudan sowie dem US-Hersteller International Flavors & Fragrances (IFF) zu den vier großen Duft- und Aromaherstellern. Diese Konzerne kontrollieren zusammen mehr als 60 Prozent des weltweit rund 39 Milliarden Euro großen Marktes. Symrise ist mit einem Marktanteil von zwölf Prozent die Nummer drei der Branche.

Der Konzern gilt als Wirtschaftswunder der 2010er-Jahre. Seit 2006 wächst der Umsatz im Schnitt jährlich um fast acht Prozent, mit einer Marge von um die 20 Prozent ist Symrise hochprofitabel. 2021 stieg die Firma in den Leitindex Dax auf.

Trotz der robusten Geschäftsentwicklung haben die über viele Jahre verwöhnten Symrise-Aktionäre derzeit weniger Grund zur Freude. Die Aktie ist sehr volatil, hat auf Jahresfrist 14 Prozent verloren.

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