„Stille Reserve“ am deutschen Arbeitsmarkt bei drei Millionen

Fachkraft

Frauen stellen die Mehrheit der stillen Reserve mit einem Anteil von 56,8 Prozent.

(Foto: IMAGO/photothek)

Berlin Millionen von nicht erwerbstätigen Männern und Frauen in Deutschland würden gern eine Arbeit aufnehmen. Diese sogenannte „stille Reserve“ bezifferte das Statistische Bundesamt am Dienstag für 2022 auf drei Millionen Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren. Das entspricht rund 16 Prozent aller Nichterwerbspersonen. Zur stillen Reserve gehören Personen ohne Job, die zwar kurzfristig nicht für den Arbeitsmarkt verfügbar sind oder momentan nicht aktiv nach einem Job suchen, sich aber trotzdem eine berufliche Tätigkeit wünschen. Sie gelten deshalb nicht als erwerbslos.

Für den Standort Deutschland ist diese hohe Zahl in Zeiten des Fachkräftemangels ein Problem, da viele Unternehmen händeringend nach Mitarbeitern suchen. Im zweiten Quartal gab es einer Stellenerhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge bundesweit 1,74 Millionen offene Stellen.

In vielen Branchen wird über einen Mangel an Fachkräften geklagt. Das Problem dürfte sich Ökonomen zufolge künftig noch verschärfen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge („Baby-Boomer“) in Rente gehen.

„Die Personen, die trotz Arbeitswunsch nicht auf dem Arbeitsmarkt aktiv sind, lassen sich in drei Gruppen einteilen“, erklärte das Statistikamt. Zur ersten gehören demnach Frauen und Männer, die zum Beispiel aufgrund von Betreuungspflichten kurzfristig – innerhalb von zwei Wochen – keine Arbeit aufnehmen können.

Andere wiederum würden gerne arbeiten und wären auch verfügbar, suchen aber aktuell keinen Job – etwa weil sie glauben, keine passende Tätigkeit finden zu können. Außerdem werden Personen, die zwar weder eine Arbeit suchen noch kurzfristig verfügbar sind, aber dennoch einen generellen Arbeitswunsch äußern, zur stillen Reserve gezählt. Allein zur letztgenannten Gruppe werden 1,7 Millionen gezählt, zu den beiden anderen zusammen 1,3 Millionen.

Frauen stellen Mehrheit der stillen Reserve

Frauen stellen die Mehrheit der stillen Reserve mit einem Anteil von 56,8 Prozent. Gut ein Drittel (34,4 Prozent der 0,4 Millionen) der Frauen zwischen 25 und 59 Jahren gaben an, aufgrund von Betreuungspflichten derzeit keine Arbeit aufnehmen zu können. Bei den Männern nannten dies dagegen nur 5,6 Prozent oder knapp 40.000 als Hauptgrund für ihre Inaktivität.

Ein Großteil der stillen Reserve verfügt mindestens über ein mittleres Qualifikationsniveau: 58,1 Prozent hatten im vergangenen Jahr ein mittleres oder hohes Qualifikationsniveau, also mindestens eine abgeschlossene Berufsausbildung oder die Hoch-/Fachhochschulreife.

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