So wollen Banken ein Abfrage-Chaos für Firmen verhindern

Blick auf das Bankenviertel in Frankfurt

Nachhaltigkeitsaspekte beeinflussen mittlerweile die Kreditpolitik vieler Banken.

(Foto: IMAGO/greatif)

Frankfurt Banken müssen in ihrem Kreditgeschäft immer stärker auf Klima- und andere Nachhaltigkeitsrisiken achten und benötigen von ihren Firmenkunden deshalb immer detailliertere Informationen. Der private Bankenverband will dem wachsenden Informationsbedarf der Kreditinstitute deshalb möglichst gebündelt und vereinfacht begegnen.

„Wir haben mit unseren Mitgliedern einen Fragenkatalog entwickelt, der den Datenbedarf so gut es geht zum aktuellen Stand und überblicksartig zusammenfasst“, sagt Torsten Jäger, Leiter Sustainable Finance des privaten Bankenverbands BdB, im Gespräch mit dem Handelsblatt. Das solle Unternehmen und Banken Orientierung geben und Aufwand der Unternehmen bei der Datenbeschaffung verringern.

Denn die Banken brauchen diese Daten und der Bedarf dürfte noch weiter wachsen. „Zum einen sind Banken dazu verpflichtet, Nachhaltigkeitsrisiken im Risikomanagement zu berücksichtigen. Zum anderen unterliegen sie auch eigenen Berichtspflichten“, erklärt Jäger. So gut wie jede Bank benötige von ihren Unternehmenskunden Informationen über Nachhaltigkeitsaspekte.

Für Firmen kann das viel Arbeit bedeuten, schließlich müssen sie diese Daten häufig erst heraussuchen. Jäger spricht von einer „Herausforderung“ für Unternehmen, „gerade wenn sie bei mehreren Häusern Kunden sind und sich deren Datenanforderungen unterscheiden“.

Der Fragenkatalog soll dabei Abhilfe schaffen. Seine Zielgruppe sind Unternehmen, die selbst verpflichtet sind, über Nachhaltigkeitsaspekte zu berichten. Das gilt in naher Zukunft für alle Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitern.

Aus diesen Gründen brauchen Banken ESG-Daten

Das wachsende Interesse vieler Banken und Sparkassen an Nachhaltigkeitsaspekten wie etwa dem CO2-Fußabdruck oder sozialen Themen hat im Wesentlichen drei Gründe:

  1. Die Bankenaufseher verpflichten alle Kreditinstitute dazu, die Risiken, die sich etwa aus dem Klimawandel ergeben, in ihrem Risikomanagement zu berücksichtigen. Während die Europäische Zentralbank (EZB) sich dabei auf klima- und umweltbezogene Risiken konzentriert, spielen für die deutsche Finanzaufsicht Bafin auch soziale Aspekte sowie Fragen der Unternehmensführung eine Rolle. Diese drei Nachhaltigkeitsaspekte Umwelt (englisch: environment), Soziales (social) und Unternehmensführung (governance) werden unter Fachleuten auch als ESG-Risiken bezeichnet.
  2. Unterschiedliche europäische Vorschriften verpflichten zumindest größere Banken dazu, ihre Nachhaltigkeitsrisiken zu veröffentlichen. Dazu gibt es Vorschriften aus europäischen Nachhaltigkeitsrichtlinien wie der NFRD (Non-Financial-Reporting Directive), die in naher Zukunft durch die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) abgelöst werden soll. Hinzu kommen Offenlegungspflichten aus der Bankenregulierung, die von der EU-Bankenaufsicht Eba im Detail festgeschrieben werden.
  3. BdB-Experte Jäger ergänzt: „Viele größere Banken haben sich zudem freiwillig ambitionierte Nachhaltigkeitsziele gegeben.“ Ein Beispiel dafür ist die Commerzbank, die sich der Science Based Targets-Initiative (SBTi) verschrieben hat, die sich für die Reduktion von Treibhausgasen auf Basis von wissenschaftlich berechneten Zielvorgaben einsetzt.

Der ESG-Katalog des BdB fragt unter anderem nach ESG-Ratings, Nachhaltigkeitszielen und damit verbundenen Investitionen, nach dem Strom- und Wasserverbrauch oder nach den Plänen, wie sich der CO2-Fußabdruck in den nächsten Jahren verringern soll. In vielen Fällen geht es um Informationen, die Unternehmen ohnehin im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichen müssen.

In einigen Punkten geht der Katalog aber auch darüber hinaus. „Er enthält zum Beispiel detailliertere Rückfragen zur künftigen Nachhaltigkeitsstrategie, die nicht für die Öffentlichkeit, sondern für den Firmenkundenberater gedacht sind“, erläutert Jäger. Für Banken seien solche Informationen aber für das Risikomanagement relevant.

Nachhaltigkeit bekommt Einfluss auf Kreditvergabe

Welchen Einfluss ESG-Aspekte bei der Kreditvergabe mittlerweile spielen, machte vor einiger Zeit der Risikovorstand der Commerzbank, Marcus Chromik, auf einer Regulierungstagung des Handelsblatts deutlich. Mit Blick auf die Anpassungsfähigkeit von Unternehmen an den Klimawandel sagte er: „Wenn wir sehen, da hat jemand den Schuss nicht gehört oder keine Chance zur Transformation, dann bedeutet das, dass wir da langsam runterfahren.“

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Auch BdB-Experte Jäger betont: „Nachhaltigkeit wird integraler Bestandteil des Kreditgeschäfts.“ Das werde sich auf die Kreditentscheidung sowie die Bepreisung auswirken. „Unternehmen sollten sich daher mit diesen Datenanforderungen beschäftigen.“

Ob der Fragenkatalog Unternehmen eines Tages tatsächlich Arbeit bei der Bereitstellung von ESG-Daten für Banken ersparen kann, hängt davon ab, ob der BdB auch Geldhäuser überzeugen kann, die keine Mitglieder sind. „Wir haben den Fragenkatalog mit unseren Mitgliedern erarbeitet, wollen damit aber auch auf die anderen Säulen der Kreditwirtschaft zugehen – also die öffentlich-rechtlichen und auf die genossenschaftlichen Kreditinstitute“, sagt Weber. Auch mit Unternehmensvertretern will der Verband sprechen.

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