SMA Solar prüft Bau einer neuen US-Fabrik

Düsseldorf Vor sechs Jahren gab der deutsche Solarkonzern sein Werk in den USA auf. Jetzt prüft SMA Solar den Bau einer neuen Fabrik in Nordamerika. Das bestätigte das Unternehmen auf Anfrage des Handelsblatts. „SMA prüft zurzeit Optionen, um in den USA bestmöglich vom Inflation Reduction Act (IRA) zu profitieren“, sagte eine Sprecherin des Kasseler Photovoltaik-Spezialisten. Eine Entscheidung soll laut Unternehmenskreisen schon in den nächsten Wochen fallen.

Damit gehört der Wechselrichterhersteller zu einer Reihe von Greentech-Unternehmen, die das milliardenschwere Subventionsprogramm von US-Präsident Joe Biden in die USA lockt. Anfang August hatte bereits Solarzellenhersteller Meyer Burger angekündigt, eine Produktion in Nordamerika aufzubauen. Auch das Fusionsenergie-Start-up Marvel Fusion aus München geht mit seiner ersten Demonstrationsanlage nun in die USA. 

Für SMA Solar spielen aber nicht nur die Milliardenförderungen in den USA eine Rolle. CEO Jürgen Reinert hatte kürzlich darauf hingewiesen, dass dem Unternehmen ein erheblicher Kostennachteil von rund 20 Prozent entstünde, wenn man die eigenen Produkte von Deutschland aus in die USA liefere. 

Zweitwichtigster Markt nach Europa

Der nordamerikanische Markt wird immer wichtiger für das Unternehmen aus Kassel. Nach Europa ist Amerika mit 24 Prozent Umsatzanteil der zweitgrößte Markt für SMA und in den vergangenen Jahren stark gewachsen. 

„Auch Siemens baut eine Wechselrichterfertigung in den USA aus, die Förderbedingungen sind einfach unschlagbar gut“, sagte Solarexperte Götz Fischbeck von der Unternehmensberatung Smart Solar Consulting dem Handelsblatt. Eine Abkehr vom Standort Deutschland sieht Fischbeck darin allerdings nicht. Denn gleichzeitig erweitert SMA Solar seine Produktion in Deutschland deutlich.

Erst im April begann das Unternehmen mit dem Bau einer neuen Gigawatt-Fabrik am Hauptsitz im hessischen Niestetal. Ab 2025 will das Unternehmen so die jährliche Produktionskapazität von Wechselrichtern und Speichern auf 40 Gigawatt verdoppeln.

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„Wer hätte noch vor wenigen Jahren gedacht, dass wir unsere Produktionskapazität verdoppeln und mehr als 200 Arbeitsplätze in der Region schaffen werden“, hatte SMA-Chef Jürgen Reinert beim Spatenstich gesagt. In der Tat hat einer der letzten verbliebenen deutschen Solarkonzerne keine einfache Zeit hinter sich.

Während Solarenergie in den vergangenen Jahren weltweit boomte, implodierte der deutsche Markt vor elf Jahren. Die üppigen Subventionen wurden gekappt, und ausgerechnet im Geburtsland der Energiewende brach der Zubau an Solaranlagen drastisch ein. Zahlreiche Hersteller der ersten Stunde wie Solarworld und QCells gingen pleite. 

SMA Solar

Der Solarkonzern hatte schon einmal eine Produktion in den USA. 

(Foto: innogy SE – Effizienz)

Auch SMA Solar, einer der weltweit führenden Hersteller von Wechselrichtern, ohne die kein Solarmodul auskommt, rutschte ins Minus und in die Krise. Das Unternehmen baute Tausende Stellen ab, schloss Produktionen in den USA, Südafrika und China. 

Aktie hat sich fast verdreifacht

Obwohl der Umsatz innerhalb der vergangenen fünf Jahre von 761 Millionen auf mittlerweile etwas über eine Milliarde Euro gestiegen ist, bewegte sich der Konzern, mit Ausnahme des Corona-Nachfragebooms 2020, unterm Strich im roten Bereich. Erst im vergangenen Jahr konnte SMA Solar wieder ein Plus von 56 Millionen Euro verbuchen.

Der Aktienkurs ist innerhalb von fünf Jahren von knapp 25 Euro auf 74,45 Euro gestiegen und hat sich damit fast verdreifacht. SMA will in Zukunft nicht mehr nur Hersteller von Wechselrichtern sein, sondern ein umfassender Energiedienstleister werden. Die fünf Säulen der „Strategie 2025“ sollen neben Wechselrichtern auch Speicher, Elektromobilität, Wasserstoff und smarte Steuerung werden.

Dafür baut SMA wohl auch eine zusätzliche Fabrik im Ausland. Unternehmenskreisen zufolge ist die Entscheidung für eine Produktion in den USA mehr als wahrscheinlich. 

Immer wieder kritisieren Unternehmen die Zurückhaltung Europas im Vergleich zu dem Megaprogramm der USA. Der IRA umfasst Subventionen, Steuergutschriften und Rabatte für Unternehmen, die dazu beitragen sollen, die schlechte Klimabilanz des Landes zu verbessern. Laut einer Analyse des „Wall Street Journals“ wurden seit Inkrafttreten des IRA grüne Projekte im Wert von 110 Milliarden Dollar auf den Weg gebracht. 15 der 20 größten Vorhaben kommen dabei von ausländischen Konzernen.

Mehr: Ihre Technik soll das Klima retten, doch Europa braucht zu lange – Firmen wie Marvel Fusion setzen auf die USA.

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