Siemens-Ergebnis leidet unter Krise bei Siemens Energy

Siemens-CEO Busch

Siemens CEO Roland Busch zeigt sich mit dem Ergebnis zufrieden.

(Foto: Reuters)

München Die schwere Krise von Siemens Energy schlägt auch auf den Siemens-Konzern durch. Im abgelaufenen Quartal drückten die Verluste bei der Energietechnik-Beteiligung den Siemens-Gewinn um 600 Millionen Euro, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte.

Die eigenen operativen Geschäfte wachsen weiter zweistellig – allerdings bekommt auch Siemens die Konjunkturabschwächung zu spüren. In der Mehrzahl der Geschäfte gingen die Auftragseingänge in den vergangenen Monat zurück.

Siemens ist immer noch mit direkt gehaltenen 25,1 Prozent an Siemens Energy beteiligt. Die Abspaltung musste wegen schwerer Qualitätsprobleme im Geschäft mit der Windenergie aber einen Quartalsverlust von knapp drei Milliarden Euro vermelden.

Für Siemens sind das keine neuen Erfahrungen: Im Vorjahreszeitraum, also im dritten Quartal 2021/22, hatte Siemens wegen einer Abschreibung auf die Energy-Beteiligung sogar den ersten Quartalsverlust seit zwölf Jahren hinnehmen müssen.

Die Krise bei Siemens Energy sorgt für Verärgerung bei der Ex-Mutter

Die Siemens-Pläne, die Beteiligung zügig weiter zu reduzieren, wurden von der Krise des Unternehmens durchkreuzt. So wuchs in der Siemens-Zentrale in den vergangenen Jahren die Verärgerung über die Performance des Unternehmens.

Siemens-Energy-Chef Christian Bruch sagte dem Handelsblatt, er verstehe die Verärgerung. „Ich würde unserem Aktionär Siemens gern mehr Freude machen.“ Die Ex-Mutter habe sich immer fair verhalten. „Es lag an unserer Performance, dass der Ausstieg nicht so einfach ging, und es ist an uns, die Performance wieder nach oben zu bringen.“ Dazu will er unter anderem das Wachstumstempo im Windkraftgeschäft drosseln.

Insgesamt zeigte sich Siemens-Chef Roland Busch mit der aktuellen Geschäftslage bei seinem Konzern zufrieden. „Wir sind erneut profitabel gewachsen und haben unsere Wettbewerbsstärke in allen unseren Geschäften unter Beweis gestellt“, sagte er bei Vorlage der Zahlen. Der Umsatz stieg im dritten Quartal 2022/23 (30. September) um vergleichbar zehn Prozent auf 18,9 Milliarden Euro. Das Ergebnis im operativen Geschäft, das im Vorjahreszeitraum Sondereffekte hatte, ging um vier Prozent auf 2,8 Milliarden Euro zurück. Damit lang man grob im Rahmen der Analystenerwartungen.

Nur Mobility kann mit deutlich mehr Aufträgen glänzen

Leichter werden die Geschäfte derzeit nicht. Man sehe „eine Normalisierung der Nachfrage, insbesondere in China und im kurzzyklischen Geschäft“. Der Auftragseingang des größten deutschen Technologiekonzerns verbesserte sich im dritten Quartal 2022/23 (30. September) zwar um vergleichbar 15 Prozent auf 24,2 Milliarden Euro. Das lag aber an Großaufträgen für die Bahnsparte Mobility.

Die übrigen Geschäfte verzeichneten einen Rückgang der neuen Bestellungen. In der Vorzeigesparte Digitale Industrien (DI), die Konjunkturschwankungen besonders schnell spürt, betrug das Minus beim Auftragseingang sogar 35 Prozent. Busch führte dies auch darauf zurück, dass Kunden insbesondere in China im Vorjahreszeitraum Bestellungen vorgezogen hatten. Den Umsatz konnte DI noch um elf Prozent auf 5,3 Milliarden Euro steigern bei einer Marge von 21,1 Prozent.

Produktion bei Siemens Mobility

Großaufträge für die Bahnsparte Mobility verbesserten den Auftragseingang bei Siemens.

(Foto: Reuters)

Zum Vergleich: Der große US-Wettbewerber Rockwell Automation steigerte die Umsätze im dritten Quartal 2022/23 auf vergleichbarer Basis um 13 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar. Die operative Umsatzrendite stieg leicht auf ebenfalls 21,1 Prozent. Im Gesamtjahr rechnet Siemens bei den Digitalen Industrien nun nur noch mit 13 bis 15 Prozent Wachstum, statt bislang 17 bis 20 Prozent.

Die im Jahresverlauf angehobene Prognose für den Gesamtkonzern bestätigte Busch. Der Umsatz soll auf vergleichbarer Basis um neun bis elf Prozent steigen, der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn je Aktie auf 9,60 € bis 9,90 Euro.

Auch auf längere Sicht ist Busch zuversichtlich. Vor wenigen Wochen hatte er angekündigt, zusätzlich zwei Milliarden Euro vor allem in den Ausbau des Fertigungsnetzwerks zu investieren, die Hälfte davon in Deutschland. Neue Fabriken sind in Singapur und den USA geplant.

Mehr: Siemens-Chef Busch fürchtet um die Zukunft des Standorts Deutschland.

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