Siemens-Energy-Managerin wird Personalchefin bei SAP

Neue SAP-Arbeitsdirektorin

Gina Vargiu-Breuer soll das schwierige Personalressort bei SAP leiten.

Düsseldorf SAP hat eine neue Arbeitsdirektorin gefunden: Gina Vargiu-Breuer, bei Siemens Energy für den globalen Personalbereich verantwortlich, übernimmt die Aufgabe ab Februar 2024. Sie folgt auf Sabine Bendiek, die beim Softwarehersteller derzeit den Vorstandsbereich „People & Operations“ leitet und zum Jahresende ausscheidet.

Die 48-jährige Siemens-Energy-Managerin soll die „laufende digitale Transformation auch auf Personalseite weiter vorantreiben und entscheidende Impulse setzen“, erklärte Aufsichtsratschef Hasso Plattner in einer Mitteilung von SAP. In ihrer Rolle soll sie zudem „ein noch leistungsfähigeres Wachstums- und Lernumfeld“ schaffen.

Mit der Besetzung verändert der Aufsichtsrat die Struktur des Managements. Bendiek ist Arbeitsdirektorin und Chief Operating Officer (COO) in Personalunion. Die 57-Jährige trägt damit die Verantwortung für Teile des operativen Geschäfts, vor allem die Optimierung der Prozesse – beim Spezialisten für betriebswirtschaftliche Software eine wichtige Aufgabe.

Allerdings gibt es intern Kritik an der Amtsführung. Die langjährige Chefin von Microsoft Deutschland konzentriere sich aufs operative Geschäft und gebe im Personalbereich wenig Impulse, heißt es in Konzernkreisen. Bei der Restrukturierung, bei der 3000 Stellen gestrichen werden, habe sie teilweise uninformiert gewirkt.

Nun erfolgt eine Kurskorrektur: Gina Vargiu-Breuer, ausgestattet mit einem Dreijahresvertrag, ist ausschließlich für das Personalressort verantwortlich. Es sei eine bewusste Entscheidung für eine „Vollblutpersonalerin“, sagt eine mit der Berufung vertraute Person.

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Den Posten des Chief Operating Officer übernimmt Strategiechef Sebastian Steinhäuser zusätzlich zu seiner aktuellen Aufgabe. Er berichtet an Vorstandssprecher Christian Klein.

Vargiu-Breuer baute bei Siemens Energy nach der Abspaltung von Siemens im Jahr 2020 den Personalbereich auf und entwickelte eine Strategie für die „Unternehmenstransformation“, wie SAP in der Mitteilung berichtete. Dabei habe sie Führungskräfte und Belegschaft eng eingebunden und zu „aktiven Mitgestaltern“ gemacht.

Software-Branche ist neu

Zuvor war die Wirtschaftspsychologin rund 17 Jahre für den Münchener Dax-Konzern in verschiedenen Rollen im Personalwesen tätig, auch international. Die Softwarebranche kennt sie also nicht, sie verfügt aber ausgewiesene Expertise beispielsweise bei der Entwicklung von Mitarbeitern und der Begleitung von Veränderungsprozessen.

SAP-Zentrale in Walldorf

Zuletzt ist die Unzufriedenheit unter den Mitarbeitern des Softwarekonzerns gewachsen.

(Foto: Reuters)

Das kann SAP gebrauchen. Eine „Transformation“ – wie es intern immer heißt – durchläuft der Dax-Konzern ebenfalls. Der Softwarehersteller, der jahrzehntelang Lizenzen verkauft hat, verfolgt unter Vorstandssprecher Christian Klein eine „Cloud First“-Strategie. Alle Geschäftsbereiche müssen sich darauf ausrichten, von der Entwicklung bis zum Kundenservice. Dabei hakt es manchmal noch.

Und der nächste technologische Umbruch zeichnet sich bereits ab: Mit Programmen wie ChatGPT ist eine neue Generation Künstlicher Intelligenz (KI) entstanden, die die Technologiebranche erheblich verändern dürfte, etwa durch die Automatisierung in der Softwareentwicklung. Auch SAP beschäftigt sich aktuell damit.

In der Mitteilung von SAP betonte Vargiu-Breuer, dass „langfristiges Personalmanagement, ein attraktives Arbeitsumfeld und hochmotivierte Mitarbeitende ein entscheidender Faktor“ seien. Auch hier dürfte die Managerin einiges zu tun haben: In der Belegschaft von SAP herrscht ein gewisser Unmut, besonders in der Zentrale in Walldorf.

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Die meisten Mitarbeiter halten den Softwarehersteller zwar für einen attraktiven Arbeitgeber, das Vertrauen in den Vorstand erreicht jedoch unterdurchschnittliche Werte. Kritikpunkte sind etwa die Gehaltserhöhungen, die in den vergangenen Jahren deutlich unterhalb der Inflation lagen, und ein Sparprogramm, das Geschäftsreisen und Einstellungen erschwert.

Auch einige klassische Personalthemen stehen derzeit zur Debatte. So appelliert das Management nach der Coronapandemie an die Belegschaft, wieder mehr Präsenz im Büro zu zeigen. Zudem plant das Management, zu einem System mit klassischen Leistungsbeurteilungen zurückzukehren, „Performance-Kultur“ lautet das interne Schlagwort.

Das Personalressort ist bei SAP also gefragt. Viele Projekte wird der Konzern indes angehen müssen, bevor Vargiu-Breuer anfängt. Die Berufung einer externen Kandidatin bringt eine lange Übergangszeit mit sich. Bis die neue Personalchefin ihr Amt antritt und eingearbeitet ist, dürfte mindestens ein Dreivierteljahr vergehen.

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