Shell-Gewinn sinkt deutlich – Aktionäre profitieren dennoch

Raffinerie von Shell in Amsterdam

Der Energieriese will weiter in Öl und Gas investieren und wird darum von Umweltschützern kritisiert.

(Foto: IMAGO/ANP)

London Seinen Rekordgewinn aus dem Vorjahresquartal konnte der britische Energiekonzern Shell zwar 2023 nicht wiederholen, doch der bereinigte Halbjahresgewinn ist mit gut 14,7 Milliarden Dollar (etwa 13,4 Milliarden Euro) nach wie vor hoch ausgefallen. Den Aktionären will Shell darum eine höhere Dividende auszahlen und weiterhin Aktien zurückkaufen, wie das Unternehmen bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen in London verkündete.

In den kommenden drei Monaten plant der Konzern Aktienrückkäufe im Volumen von drei Milliarden Dollar. Danach sollen mindestens noch einmal Anteile im Wert von 2,5 Milliarden Dollar zurückgekauft werden. „Wir gehen über unsere Rückkaufprognose hinaus“, sagte Vorstandschef Wael Sawan. Zudem bestätigte er die geplante Dividendenerhöhung um 15 Prozent. 

Analysten reagierten dennoch verhalten auf das Ergebnis. Biraj Borkhataria von der Investmentgesellschaft RBS Capital Marktes sprach von „enttäuschenden Zahlen“. Die Börse reagierte im frühen Handel mit einem Minus von fast zwei Prozent.

Neuer Konzernchef

Sawan hat die Konzernführung Anfang des Jahres übernommen und setzt jetzt die hohen Ausschüttungen seines Vorgängers Ben van Beurden fort. Allein im Jahr 2022 hatte Shell etwa 26 Milliarden Dollar Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet. Auch Total in Frankreich und Repsol in Spanien hatten zuletzt angekündigt, ihre Aktienrückkäufe beizubehalten.

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Im Vergleich zum Spitzenergebnis im vergangenen Jahr ging der bereinigte Konzerngewinn von Shell in den ersten sechs Monaten allerdings um 29 Prozent zurück. Im zweiten Quartal betrug das Minus sogar fast 50 Prozent. Der Quartalsgewinn sank auf 5,1 Milliarden Dollar und blieb damit deutlich unter den Erwartungen der Analysten. Grund dafür sind die stark gesunkenen Preise für fossile Energieträger sowie ein schlechteres Ergebnis im Gashandel, der im Vorjahr einen Großteil zu dem Rekordergebnis beigesteuert hatte. Das Unternehmen begründete das vor allem mit niedrigeren Gaspreisen und saisonalen Faktoren.

Shell will 40 Milliarden Dollar in Produktion fossiler Brennstoffe investieren

Shell hatte vor Kurzem ähnlich wie BP seine 2021 angekündigten Ziele für eine schrittweise Reduktion der Öl- und Gasproduktion zurückgenommen und damit massive Kritik von Klimaschützern auf sich gezogen. Die Öl- und Gasproduktion soll nun bis 2030 stabil bleiben, und Shell will bis 2035 rund 40 Milliarden Dollar in die Produktion der fossilen Brennstoffe investieren. „Öl und Gas werden noch lange Zeit eine entscheidende Rolle im Energiesystem spielen“, hatte Sawan kürzlich vor Investoren in New York betont. Sein Vorgänger hatte die Branche im vergangenen Jahr noch mit der Ankündigung überrascht, den Konzern bis 2050 klimaneutral zu machen.

Die Klimaschutzinitiative Client Earth verklagte das neue Topmanagement daraufhin, weil der Konzern nach dem Strategiewechsel sein Klimaziel nicht mehr erreichen könne. Ein Gericht in London wies die Aktionärsklage jedoch ab.

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